Aus meiner Sicht bedenken die meisten Enthusiasten einige wichtige Punkte nicht:
- Fliegen braucht grundsätzlich mehr Energie als Fahren (bei gleicher Masse, Geschwindigkeit, ...). Ich kann ein auf der Straße stehendes Auto ja einfacher vorwärts schieben als hochheben. Schon heute setzt die Fliegerei deswegen sehr auf Leichtbau, ist aber immer noch teurer als die Fortbewegung auf dem Boden. Und Leichtbau geht üblicherweise auf Kosten von Komfort (Isolierung, Klimatisierung, ...), Sicherheit (Knautschzonen, ...) oder hohem Konstruktions- und Wartungsaufwand (Wabenstrukturen, GFK, ...). Ob sich das Kostenverhältnis Fahren/Fliegen jemals umdrehen wird, wage ich derzeit zu bezweifeln
- Die Integration der "neuen" Luftfahrzeuge mit den traditionellen (vom Ballon über Helis bis Großraumjet) erfordert auch geänderte Ausrüstung bei eben diesen (GPS ist z.B. derzeit nicht überall vorgeschrieben, Transponder auch nicht in allen Fällen). Das kostet zusätzliches Geld. Darüber hinaus wird die Luftverkehrsregelung neue Verfahren und Richtlinien entwickeln müssen (Einen Piloten kann man anfunken, eine vollautomatisch fliegende Maschine nicht direkt). Für deren Entwicklung, Test und Zulassung wird noch einige Zeit ins Land gehen. Das ist nicht nur eine Sache der Wissenschaft/Technik, sondern auch der Behörden...
Und nein, den "unteren Luftraum" komplett für die bisherige allgemeine Luftfahrt zu verbieten, ist keine Option. Kleinflugzeuge, Ballone und Hubschrauber haben auch weiterhin ihre Existenzberechtigung. Nur ein Beispiel: Das schwer verletzte Opfer eines Verkehrsunfalls auf irgendeiner Landstraße kann kaum per App das nächste Lufttaxi ordern
- Die im Artikel beschriebene notwendige Technik ist (noch) nicht so weit. Außerdem müssen die Mobilfunkmasten dann auch mit geänderter Richtcharakteristik ausgestattet werden, denn sie werden dann zu wesentlichen Elementen der Verkehrinfrastruktur auch für die Luft, nicht mehr "nur" der Kommunikationsinfrastrktur am Boden
Ich denke schon, dass es irgendwann einmal soweit sein wird, dass der elektrische Lufttransport im Mittel-/Nahverkehr halbwegs bezahlbar wird. Ich glaube auch, dass sich für manche (aber nicht alle) Menschen dadurch einige (aber nicht alle) Verkehrsprobleme lösen lassen. Ich vermute aber auch, dass dafür noch einige Jahre mehr ins Land gehen werden, als viele Leute annehmen.
Die verschiedenen StartUps sind unterschiedlich weit. Am meisten traue ich derzeit Pal-V (straßentauglicher Gyrocopter) und Volocopter zu. Das Konzept von Lilium hat mich persönlich bisher noch nicht überzeugt. Und EHang sehe ich auch skeptisch (Wetterabhängigkeit, Verkehrskontrolle). Terrafugia klingt schon seit Jahren interessant, aber so richtig "massentauglich" ist das bisher auch nicht geworden.
Ich bin gespannt, wie sich das alles entwickelt.
Spartacus