Xena
inaktiv
Aber gerne.Das interessiert mich. Welche Quellen hast Du, dass die Amerikaner sich besonders for einem Angriff der Japaner auf den Panama-Kanal gefürchtet haben? Von dem U-Boot-Flugzeugträger haben sie ja erst nach dem Krieg erfahren und als diese in den Einsatz gingen, war auch bei den Japanern der Panama-Kanal schon kein Thema mehr.
Also dann gehen wir die Sache mal nicht wie am Stammtisch an, sondern mit methodischer Quellenanalyse. Da wäre als erste Anlaufstelle das Buch von von Henry Sakaida, Gary Nila und Koji Takaki "I-400, Japan's Aircraft-Carrying Strike Submarine". Dort wird anschaulich beschrieben wie der U-Boot Krieg aus japanischer Sicht geführt wurde und wie eine Strategie unter Führung von Yamamoto sich entwickelte die zu den I-400 U-Booten führte. Für das Buch wurden die noch lebenden ehemaligen Piloten der Seiran interviewt. Man bekommt einen guten Einblick in das Leben auf diesen U-Booten und die Entwicklung der U-Boote wie auch der Flugzeuge und die Vorbereitungen zu dem Panama-Einsatz, der dann doch wieder gecancelt wurde. Es kommen auch ein paar US-Matrosen zu Wort, die die Boote nach dem Krieg übernommen haben.
Die I-400 war wegen ihrer Größe damals einzigartig und wegen ihrer Fähigkeit drei Flugzeuge mitzuführen. Sie hatte erstmals eine akkustische Schutzschicht um sie leiser zu machen. Sie waren mit Radar und Radarortungsgeräten ausgestattet. 1945 wurden sie dann mit Schnorchel nachgerüstet. Zwei Boote kamen zum Einsatz, ein drittes wurde wenige Wochen vor Kriegsende fertig, fuhr aber nicht mehr. Unter der Führung von Yamamoto wurde ein Konzept erarbeitet um mit einer Streitmacht von U-Booten überall und überraschend aufzutauchen und anzugreifen. Dazu hatten die U-Boote auch eine Reichweite um einmal um den Globus zu fahren, auch einzigartig damals. Ursprünglich waren 18 Boote geplant. Der Bau ging aber schleppend voran, weil Material fehlte und dann wurde auch noch der treibende Mann hinter diesem Konzept getötet. Die Boote sollten eigentlich Ziele auf Kontinental-USA angreifen. Das mit Panama kam erst viel später und war eher eine Verzweiflungstat als sowieso schon alles zu spät war. Man hatte zwei Flugzeuge mit Torpedos und acht mit einer 800kg Bombe vorgesehen.
Interessant die Ausführungen der Piloten. Kurz vor dem geplanten Termin war von oben entschieden worden, daß die Jungs nicht gut genug treffen konnten und sie sollten einen Kamikazeangriff durchführen. Einer der Interviewten meinte aber, daß sie durchaus in der Lage waren einen solchen Angriff durchzuführen ohne sich gleich selbst umzubringen. Aber was von oben kam wurde eben komentarlos durchgeführt, normalerweise. Er aber versuchte seinen Vorgesetzten noch zu überreden es doch normal durchzuführen was zu einem lauten Disput führte. Normalerweise wäre er dafür geköpft worden, aber da er und seine Mannen eine kleine unverzichtbare Mannschaft waren, denn kein anderer konnte sonst die Dinger fliegen, hatte man so seine Freiheiten. Man baute die Abwurfanlage aus und befestigte die Bomben fest am Flugzeug, sodaß man die Flugzeuge nur als Kamikaze nutzen konnte. Es ist interessant zu lesen wie die japanischen Piloten über das Thema dachten.
Die Seiran war gar nicht einmal so schlecht. Sie war nur wenig langsamer als ein Jäger und Laut dem Buch auch sehr wendig und so fähig einem Jäger zu entkommen. Mit Schwimmern wäre sie als Aufklärer eingesetzt worden und ohne Schwimmern eben als Jabo. Dann hätte sie neben dem U-Boot notgewässert und die Piloten hätte man aufgenommen. Bei ruhiger See und einem Ziel ohne Gegenwehr oder mit älteren Flugzeugen als Sicherung wären die Flugzeuge sogar mit Schwimmern recht flott und wendig gewesen und man hätte sie dann wieder aufnehmen können. Ihr Bau ging auch nur schleppend voran, auch weil es dazwischen ein schweres Erdbeben gab das Teile der Fabrik zerstörte. Ursprünglich wollte man eine für U-Boote taugliche Susei, aber schließlich mußte man etwas völlig neues bauen, was die Planung auch verzögerte.
Als Panama gecancelt wurde, wollte man die US-Flotte in Ulithi treffen. Für diesen Angriff kam man auf die Idee sich als US-Flugzeuge zu tarnen. Das wurde von den japanischen Piloten als Schmach angesehen, weil man nur unter japanischen Zeichen kämpfen und sterben wollte. Auch dieser Einsatz kam nicht zustande obwohl man schon unterwegs war. Als die Kapitulation erfolgte, katapultierte man die in US-Farben angemalten Flugzeuge ins Meer. Keiner weiß also heute noch wie genau diese angemalt waren. Es gibt nur Rekonstruktionen die aus dem Gedächtnis der damaligen Piloten entstanden.
Interessant aus japanischer Sicht zu lesen wie sie das Ende des Krieges erlebten und was sie damals darüber dachten. Aber das solltet ihr selbst lesen. Ein sehr interessantes Buch mit Einsichten die bisher kein anderes Buch über diese Thema geboten hat was ich in Händen hielt. Nicht nur ein schnödes Technik-Buch über die I-400, sondern weit mehr.
Als nächstes was ich auf die Schnelle mal mit Griff ins Regal in die Hände bekommen habe ist das mehrbandige Werk der University of Chicago Press "The Army Air Forces in World War II". Dort ist ein Kapitel wo es um den Panama-Kanal geht. Kurz nach Pearl-Harbour inspizierte der damalige Kriegsminister Stimson u.a. zusammen mit einem britischen Radar-Spezialisten Watson-Watt und weiterem Gefolge die Kanalzone um ein Konzept für dessen Verteidigung auszuarbeiten. Zuvor war man der Meinung, daß Gefahr eher aus der Atlantik-Seite drohte und man konzentrierte die Verteidigung in diese Richtung. Nach Pearl-Harbour war man der Meinung, daß die größere Gefahr aus der Pazifik-Seite drohte. Man kam zu dem Schluß, daß wenn die Japaner zwei Schleußen zerstören konnten, wäre der Kanal für zwei Jahre außer Betrieb. Man war der Meinung, daß die Japaner vier Träger für einen solchen Angriff aufbringen konnten. Aber selbst mit zwei Trägern konnten diese zwei Schleußen zerstört werden. Es wurden Pläne für eine Kette von Basen ausgearbeitet die Aufklärungsflüge durchführen sollten. Man war sich aber dessen bewusst, das selbst damit es nicht möglich war eine lückenlose Aufklärung durchzuführen und, daß Trägerflugzeuge außerhalb der Aufklärungszone starten konnten (deswegen war ein Radarspezialist dabei um die Möglichkeiten einer Radarkette zu inspizieren).
Interessanterweise gingen die Japaner davon aus (nach obigem Buch), daß wenn sie zwei Schleußen treffen würden, der Betrieb für ein halbes Jahr unterbrochen wäre. Die Schleußen waren zwar zwei Meter dick, aber das war kein massiver Stahl, sondern die Gesamtdicke einer Konstruktion.
Ein weiteres Buch dazu wäre "Logistics in WWII, Final Report of The Army Service Forces". Da kann man lesen wie es mit der Versorgung lief und welche Auswirkungen wohl ein Unterbruch der Versorgung gehabt hätte.
Der englischen Sprache sollte man bei diesem Thema aber mächtig sein, sonst gehts nicht.
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