Landeunfall An-124 Nowosibirsk 13.11.20

Diskutiere Landeunfall An-124 Nowosibirsk 13.11.20 im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Es gab zumindest im März schon einen ähnlichen Fall ("uncontained engine failure"), danach mussten alle D-18T Triebwerke überprüft werden. Laut...
macfly

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Nur ein schlauer Spruch oder sind die D-18-Triebwerke nachweislich problematisch?
Es gab zumindest im März schon einen ähnlichen Fall ("uncontained engine failure"), danach mussten alle D-18T Triebwerke überprüft werden. Laut Wikipedia haben Antonov und GE 2018 daran gearbeitet, die An124 mit CF6 Triebwerken aufzurüsten. Wäre interessant zu wissen, was inzwischen daraus geworden ist.

 
Airtoair

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Interview mit dem Capt. Kann das jemand übersetzen?
In dem von Dir im Post #15 geposteten Video liest doch der Moderator ab ca. 5:35 die englische Uebersetzung des Transkripts von dem Interview mit dem Captain vor.:wink2:

Für diejenigen User hier, die nicht so gut oder gar kein Englisch verstehen, hier eine deutsche Uebersetzung der englischen Uebersetzung aus dem Video im Post #15: (Also keine direkte Uebersetzung der Originalquelle, sondern eine indirekte. Sollte aber trotzdem hinkommen. Vielleicht kann dies ja noch ein Russisch sprechender User verifizieren und allenfalls ergänzen.):

"Das zweite Triebwerk war explodiert und hatte elektrische Kabel durchtrennt. Deshalb hatten wir sämtliche Stromversorgung verloren, und wir kehrten zum Startflugplatz zurück, mit einem Flugzeug das einen totalen Stromausfall hatte.
Wir hatten sämtliche Kommunikation verloren, sowohl Intercom, als auch mit ATC. Wir hatten zu dem Zeitpunkt gerade 300 Meter Flughöhe erreicht. Wir waren 6 Mann Besatzung und 8 Techniker, die sich in der hinteren Kabine befanden.
Wir entschieden, zum Startflugplatz zurückzukehren, auf Sicht. Wir versuchten visuelle Kommunikation mit ATC herzustellen, aber das klappte nicht.
Wir entschieden auf Landebahn 25 zu landen, da die Situation kritisch war und wir entschieden so bald wie möglich zu landen. Wir hatten nicht viel Flughöhe oder übermässigen Schub.
Es war ein kompletter Stromausfall: die Bremsen funktionierten nicht und die Schubumkehr funktionierte auch nicht, weil die Kabel durchtrennt waren.
Die Landung war weich. Es gab keine Schäden beim Aufsetzen. Sämtliche Beschädigungen stammen vom Ueberschiessen der Landebahn.
Die Cockpitanzeigen funktionierten nicht. Aufgrund des Anstellwinkels schätzten wir unsere Geschwindigkeit auf ungefähr 280 (km/h).
Wir hatten die Klappen noch nicht eingefahren, nur das Fahrwerk eingezogen und wir hörten einen Knall. Wir hatten immer noch die Kontrolle über das Flugzeug, aber das elektrische System fiel komplett aus."
 
Chopper80

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Ok danke. Dann muss ich mir das nochmal anschauen. Habe schon vorher abgebrochen weil ich nur Bahnhof verstand.

C80
 
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Zu dem Interview mit dem Captain gleich noch ein paar Fragen:
Er spricht davon, dass versucht wurde "visuelle Kommunikation mit ATC" herzustellen.

Wie muss ich mir das vorstellen? Wie wäre dies abgelaufen? Mit welchen Mitteln? Gibt es dazu allgemeine Verfahren, international oder auch nur auf Russland bezogen?
 
macfly

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Er spricht davon, dass versucht wurde "visuelle Kommunikation mit ATC" herzustellen.
Gibt es dazu allgemeine Verfahren, international oder auch nur auf Russland bezogen?
Gibt es, dank ICAO auch international. Vorgesehen ist aber nur Kommunikation vom Tower zum Flugzeug. Der Tower hätte der Maschine mit einem Scheinwerfer "Dauer-grün" signalisieren können (Landefreigabe), als sie bemerkt haben, dass die An124 Probleme hat, umkehrt und nicht über Funk erreichbar ist. Der Pilot hätte das dann bestätigen können (Wackeln über Querruder oder nachts durch Blinken mit den Positionslichtern).

Kommunikation über Lichtsignale kommt aber selten vor. In der Prüfung muss man das aber wissen...

 
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Howy-1

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Gibt es, dank ICAO auch international. Vorgesehen ist aber nur Kommunikation vom Tower zum Flugzeug. Der Tower hätte der Maschine mit einem Scheinwerfer "Dauer-grün" signalisieren können (Landefreigabe), als sie bemerkt haben, dass die An124 Probleme hat, umkehrt und nicht über Funk erreichbar ist. Der Pilot hätte das dann bestätigen können (Wackeln über Querruder oder nachts durch Blinken mit den Positionslichtern).
Im II.WK gabs da doch noch was mit Signalpistole im Flugzeug, um Signale zu schießen. Sowas ist wohl völlig "außer Mode" gekommen?
 
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Im II.WK gabs da doch noch was mit Signalpistole im Flugzeug, um Signale zu schießen. Sowas ist wohl völlig "außer Mode" gekommen?
Du schreibst es selbst: im 2.WK
Die AN-2 hatte noch die Möglichkeit der Signalpistole. Dafür gab es extra eine kleine Öffnung in der Zelle der rechten Cockpitwand. Aber wie soll das bei einer Druckkabine funktionieren?
 
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Du schreibst es selbst: im 2.WK
Die AN-2 hatte noch die Möglichkeit der Signalpistole. Dafür gab es extra eine kleine Öffnung in der Zelle der rechten Cockpitwand. Aber wie soll das bei einer Druckkabine funktionieren?
Ja, stimmt auch wieder. Da hatte ich im Moment gar nicht dran gedacht.
 
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Im II.WK gabs da doch noch was mit Signalpistole im Flugzeug, um Signale zu schießen. Sowas ist wohl völlig "außer Mode" gekommen?
In der AN-2 gab es auf der Copiloten-Seite noch eine Öffnung nach draußen, durch die man durchgeschossen hätte. Wie das bei einem Flugzeug mit Druckkabine aussähe, keine Ahnung. In NRW wurden vor ungefähr 15 Jahren die Signalpistolen von den Kontrolltürmen der kleinen Flugplätze eingesammelt, wurden sowieso nur an Sylvester genutzt, um angeblich zeitabgelaufene Munition zu verschießen.

Wir haben mal probehalber Lichtsignale und Leuchtmunition (rot, wenn das Fahrwerk nicht ausgefahren ist) vom Turm aus gegeben, hat nie ein Flugzeugführer erkannt.

Vom Flugzeug aus habe ich meinen Schülern Lichtsignale demonstriert, indem ich mich vorher mit dem Flugleiter abgesprochen habe. Wenn beide Parteien vorher davon wissen, funktioniert es. Sonst nicht.

Im vorliegenden Fall wusste nur die Flugbesatzung, dass Lichtsignale jetzt eine gute Idee wären. Also hat es nicht funktioniert.

Flugzeuge ohne Funk kommen heimlich, deshalb schaut man immer in beide Endanflüge, bevor man eine Landebahn betritt/befährt/berollt.
 
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Für diejenigen User hier, die nicht so gut oder gar kein Englisch verstehen, hier eine deutsche Uebersetzung der englischen Uebersetzung
Mein Russisch ist zwar ein bisschen eingerostet, aber mir scheint die Übersetzung der Übersetzung ganz gut hinzukommen. 👍
Allerdings bezeichnet sich der Interviewte als "второ́й пило́т" - Copilot
 
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Du schreibst es selbst: im 2.WK
Die AN-2 hatte noch die Möglichkeit der Signalpistole. Dafür gab es extra eine kleine Öffnung in der Zelle der rechten Cockpitwand. Aber wie soll das bei einer Druckkabine funktionieren?
wimre gab es dafür Kassetten mit Signalpatronen im Rumpf, ggf. als Doppelpack , bei AN- 22 selbst noch gesehen, ob aktuell noch -?
 
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Nur ein schlauer Spruch oder sind die D-18-Triebwerke nachweislich problematisch?
Ich hatte mich mal gefragt, warum die 124 oft für einige Zeit mit ordentlich drehenden Triebwerken auf der Bahn stand, bevor es dann endlich losgeht.
Die Antwort ging in Richtung "Systeme und Flüssigkeiten auf Temperatur bringen, um einen kapitalen Triebwerksschaden beim Takeoff zu verhindern". Keine Ahnung was da dran Tatsachen entprach, oder ob das zwischenzeitlich konstruktiv verbessert wurde.
 
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wimre gab es dafür Kassetten mit Signalpatronen im Rumpf, ggf. als Doppelpack , bei AN- 22 selbst noch gesehen, ob aktuell noch -?
Bei der L-29 gab es die Kassette für Signalraketen im Seitenleitwerk ebenfalls noch.

Den Towerbesatzungen der Bw-Flugplätze steht zusätzlich zur Lichtkanone noch eine Signalpistole zur Verfügung. Damit könnte bei Bedarf "ein Stern rot oder grün" verschossen werden. Das wird manchmal auch in der Ausbildung demonstriert, meistens wird die Signalpistole jedoch zur Vogelvergrämung verwendet. Da wird dann eine Schallmeßpatrone verschossen.
 
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Heute kann man ja noch ein Mobiltelefon als Backup verwenden...
In diesem Fall war es sicherlich ein glücklicher Zufall dass VMC vorherrschten

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Heute kann man ja noch ein Mobiltelefon als Backup verwenden ...
Wobei eigentlich der erste Sektorlotse hätte mitbekommen müssen, dass der Flug nicht planmäßig verläuft. Vielleicht hat er das auch und die Tatsache des Funkausfalls war wenig dramatisch.



In diesem Fall war es sicherlich ein glücklicher Zufall dass VMC vorherrschten
Das ist wohl wahr.

Mich wundert, dass die Steigleistung kritisch gewesen sein soll. War das Flugzeug nicht leer? Oder kann fehlende Nutzlast fast komplett durch Kraftstoff ersetzt werden? Weil dann hätte man bei Ausfall der Navigation immer noch dorthin fliegen können, wo VMC herrscht.
 

Matze86

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Blancolirio bringt in seinem Video (ab der 13. Minute) Fotos von den Triebwerksteilen, der Fan Disc.
Ein gut gemachtes Video, wie üblich auf seinem Kanal. Ohne Effekthascherei oder Clickbait - einfach nur die Fakten und seine Einschätzung dazu.

Mich wundert, dass die Steigleistung kritisch gewesen sein soll. War das Flugzeug nicht leer? Oder kann fehlende Nutzlast fast komplett durch Kraftstoff ersetzt werden?
Der Aerotelegraph schreibt von 84t Autoersatzteilen als Ladung.
Der Ausfall eines Triebwerks selbst mit MTOW sollte ja bei mehrmotorigen Flugzeugen auch in der Startphase beherrschbar sein?
 
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Naja, aber es war offensichtlich mehr als nur ein einfacher Triebwerksausfall:

"Das zweite Triebwerk war explodiert und hatte elektrische Kabel durchtrennt. Deshalb hatten wir sämtliche Stromversorgung verloren, und wir kehrten zum Startflugplatz zurück, mit einem Flugzeug das einen totalen Stromausfall hatte.
Wir hatten sämtliche Kommunikation verloren, sowohl Intercom, als auch mit ATC. Wir hatten zu dem Zeitpunkt gerade 300 Meter Flughöhe erreicht...

Die Cockpitanzeigen funktionierten nicht. Aufgrund des Anstellwinkels schätzten wir unsere Geschwindigkeit auf ungefähr 280 (km/h)."
 
macfly

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AvHerald hatte es auch von Anfang an gemeldet, dass die Maschine nicht leer war. Sie brachte Fracht aus Süd Korea nach Wien, der Stopp in Russland war nur zum Nachtanken (und ggf Crew-Wechsel etc).

84t Fracht sind für die An124 kein Ding - etwas mehr als die Hälfte der Kapazität. Wir wissen aber nicht, ob sie nicht vielleicht vollgetankt haben (Preise in Russland sind sicher besser als in Wien)...

AvHerald:
"The airline reported the aircraft carried 84 tons of cargo from Seoul (South Korea) to Vienna (Austria) with a technical stop in Novosibirsk, where the aircraft after departure to Vienna performed an emergency return."
 
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