Aus heutiger Sicht, mit der Erfahrung und dem Großwerden mit "richtiger" Technik kann man natürlich losgehen und den Sinn einer SM-1 überhaupt in Frage stellen. Vergesst aber mal nicht (@coldwar), dass vor 35+ Jahren die Welt anders aussah, in jeder Hinsicht.
Eine SM-1 war eine Errungenschaft, ebenso wie äquivalente Technik auf der anderen Seite der Welt. Über Kosten für die DDR bzw. NVA zu jenen Zeiten brauchen wir erst mal gar nicht zu sprechen, auch wenn die Anschaffung von Hubschraubern und Flugzeugen in aller erster Linie der militärischen Sicherung der DDR diente.
Zu dieser Sicherung gehörte eben auch die Sicherung der eigenen Kräfte, so also der Flieger im Ostseeraum. Immerhin ist eine Gefahr eine Jagdfliegerabsturzes zu keinen Zeiten von der Hand zu weisen, insbesondere zu straff angespannten Flugzeiten und bei schwierigen Wetterbedingungen. So kam halt auch ein Hubschrauber nach Peenemünde, das JG-9 dort war doch auch ständig im Einsatz.
Warum nicht die VM die "Herrschaft" über die wassernahen Einsätze übernahm, wissen wohl nur die damals Verantwortlichen selber. Aber vermutlich war man der Ansicht, dass für die
Luftrettung wohl die
LSL/LV die bessere und zuständigere Wahl waren. Zumal die Schaffung einer eigenständigen Hubschrauberkette bei der VM zeitlich etwas nach dem Beginn der Stationierung einer SM-1 durch das HG-34 lag und damit die VM gar nicht von Beginn Peenemünde hs-technisch hätte sicherstellen können.
Überdies denke ich, dass
jegliche noch so kleine Hilfe im Notfall besser ist als
keine Hilfe, auch wenn sie sich rückblickend wohl manches Mal als eher moralischer Beistand erweisen könnte. Auch ist am Ende gar nicht gesagt, wie man wohl hätte helfen können. Auch eine Mi-1 kann irgend etwas an Überlebenshilfsmitteln transportieren. Ein Schlauchboot runterschmeißen, auch die Strickleiter hätte eine Hilfe bedeutet. Einen Froschmann kann man transportieren. Freilich ist die heute "richtige" Hilfe um Größenordnungen effektiver, aber man darf eben nicht alles mit dem heutigen Maßstab der vorgeblich schnellen Entwicklung im Westen messen (und nicht weniges davon ist geldgetrieben) und rückwirkend zum verpflichtenden Niveau erheben.
Nicht vergessen sollte man allerdings auch, dass sämtliche theoretische Spekuliererei niemals an einen Ernstfall herankommt; im Notfall, wenn einer der eigenen Fliegerkameraden oder jemand anderes da draußen ums Überleben kämpft, wäre jeder von uns Piloten selbstlos aufgesprungen, sofern nicht handfeste militärische und politische Argumente dagegen sprachen - egal, wie einen mancher Wasserkopf oder das "Zeitzerreiben" bei der NVA auch anstank. Darauf könnt Ihr Gift nehmen! Und diejenigen, die schon selber in ähnlichen Situationen steckten, werden das bedingungslos unterschreiben, an dieser Stelle voran wahrscheinlich @rv1012reini, der mit reichlichen 2 Dutzend Jahren in der Mi-x auch so manches Mal fliegerisches Elend gesehen haben dürfte (abgesehen von meinem eigenen, als ich links neben ihm eine Prüfung fliegen musste :red
. Trotz des Herumhängens und des oftmals konkreten Nicht-Gebraucht-Werdens beim Warten auf den Unglücksfall war man sich der Verantwortung bewusst. In dieser Hinsicht unterschied es sich nicht vom sonstigen militärischen Leben ("Die Hälfte seines Lebens wartet der Soldat vergebens."), andererseits wusste man auch, dass von Beginn an jede Minute entscheidend war - anders als bei einem möglichen Kriegsfall, der für uns NVA-Piloten trotz aller Übung persönlich ziemlich unbegreifbar bis unvorstellbar war, aber mit Sicherheit vom ersten Alarm bis zum ersten Einsatz eine Zeit in Stundenbereichen verschafft hätte.
Tja, und zu guter Letzt: wer einen Bericht aus den 50/60ern auftreiben kann über die Rettung einer See-Besatzung mit dem Hubschrauber, wird auch im Westen keine technisch andere Schilderung finden. Strickleiter und Handarbeit.