Über dieses Sicherheits-Gedöns und die Frage, ob Gurte im Reisebus nicht wichtiger wären, kann sicherlich diskutiert werden. Das wäre ein großes und interessantes Thema, finde ich. Bin ich ganz bei Dir.
Nur finde ich das Diskutieren im Betriebsalltag unpassend, wenn bitte den Anweisungen entsprochen werden soll. Das Argument hört man häufig von Gästen, dass es Gedöns ist. Da ist das Kabinenpersonal aber der falsche Ansprechpartner, genauso wie ich der falsche Ansprechpartner in der S-Bahn war, wenn Fahrgäste ohne Fahrkarte über Fahrpreise diskutierten und ich bitte nur eine Fahrkarte sehen wollte. Ich bin nur Besitzdiener, nicht mehr - nicht die Fahrgaststelle. Eine weitere Stufe war dann als Antwort ein Messer vom Fahrgast. Am Ende stumpfte man selber ab und stellte gleich die Gegenfrage, "was das schon wieder soll, meine Fresse". Grundbedürfnisse von Essen und Schlafen sind doch schon erfüllt.
Auch beim Thema Handgepäck stimme ich Dir zu. In der Realität kann es je nach Kulturhintergrund Tumulte geben, wenn ab Koffer XX getaggt wird und es zu Handgreiflichkeiten kommen kann. Es gäbe da Optimallösungen. Da wird im Alltag seitens des Gastes auch ein "ein Meter hoher und 50 cm breiter Rucksack als OK für unter den Sitz" gehalten (und die Füße oben rausgelegt) und auch hier diskutiert. Es geht mir persönlich nur ums Diskutieren innerhalb einer betrieblichen Situation. Es hat seine Gründe, wenn man den Mund aufmacht und sagt, dass es nicht geht. Die Einhaltung von Standards gehört zur Tätigkeit.
Es wird ja schon oftmals je nach Flughafen mal bewusst oder unbewusst ein Auge zugedrückt und Gäste kommen mit drei Gepäckstücken an Bord, eines davon getaggt und wenn man freundlich darauf hinweist, dann wird auch unwissend getan und sich geweigert, abzugeben.
Umgekehrt will man ja auch freundlich sein: Eine Kollegin sah mal eine Dame mit einem getaggten Gepäckstück im Gepäckfach, fragte sie, ob es ihr Gepäckstück wäre. Sie bejahte und meine Kollegin sagte ihr recht leise, sie solle bitte das Band abnehmen, dann wäre es OK (dann sieht es keiner der Kollegen). Reaktion des Ehemanns (der nicht hörte, was meine Kollegin sagte und sie seiner Frau ja einen Gefallen tat): Er pöbelte sie an, wurde sehr persönlich und brüllte, wie "scheisse das alles ist". Selbst die Ehefrau konnte ihn nicht beruhigen. Die Kollegin sagte nur mit eingefrorenem Gesicht: Wir können auch ganz anders und dann kommen sie und ihr Gepäck nicht mit. Überlegen sie es sich. Letzte und einzige Verwarnung. Konsequenz: Die Bereitschaft, "outside of the box" zu denken, reduziert sich durch solche Ereignisse und die Mehrheit leidet.
Und hier hapert es immer mehr. Wenn Busfahrer beim HVV im Hamburger ÖPNV angespuckt werden oder einen Faustschlag ins Gesicht bekommen und dann den Knopf drücken, und nicht mehr weiterfahren, nur weil eine Bitte seitens des Fahrers ausgesprochen wurde, dann stimmt einfach etwas nicht.
Letztlich geht es doch nur darum, das man sich gegenseitig Respekt und Anstand zeigt. Ich pöbele ja auch nicht die Bäckereifachverkäuferin an, wenn keine Roggenbrötchen mehr da sind oder ignoriere die Bitte einer DB-Angestellten.
Zusätzlich geht es hier um Sicherheitsaspekte, ob nun durchdacht oder letztlich nicht 100% logisch. Ich halte es für unpassend, wenn eine Mama sich weigert, ihr Kleinkind unter zwei Jahren anzuschnallen, weil man ja (O-Ton) "sowieso stirbt, wenn man abstürzt". Letztlich ist mir das (mitunter subjektiv hässliche) Kind schlicht egal, nur fehlen mir offiziell die Worte, wie ich so ein Sozialverhalten von so einer pseudo-emanzipierten Öko-Friederike deuten darf, wo doch ihre heranwachsende Latte-Macchiato-Sophie ihr doch wichtig sein sollte. Da finde ich Eltern viel angenehmer, die besorgt fragen, ob auch bei einer Dreier-Reihe genug Sauerstoffmasken vorhanden sind, also auch für ihr Baby. Das halte ich für normal.
Dabei spielt es im Detail nicht die Rolle, ob im Notfall eine Sauerstoffmaske korrekt angelegt wird oder nicht. Es ist eine Norm des Verhaltens, welches eher an vergangene Epochen erinnert. Darum mag ich persönlich u.a. skandinavische Gäste so gerne. Da kommt richtig ein wenig Heile Welt-Inga Lindström-Feeling auf und mein Tulpenfeld wird nicht zertrampelt, sondern noch gegossen. Da diskutiert auch ein schwedischer Papa nicht minutenlang, sondern fragt noch, ob es so OK ist. Geht doch :-)