Das zeigt aber einen anderen Knackpunkt: Die Sensoren. Das Netz ist nur so gut, wie die verwendeten Sensoren. Und werden in einem Flugzeug sehr, sehr viele sein. Viele davon möglicherweise am Boden (so würden bestimmt die taktischen Luftlagedaten, die ja von Sensoren aus mehreren Quellen stammen, am Boden aufbereitet werden und als "Vorentscheidung" per Uplink eingespeist werden. )
Ist das so?
Welche Sensoren hat ein normales Kampfflugzeug? Jenseits der Sichtweite Radar, dann eventuell noch IR. Und natürlich das Auge und eventuell die des Wing Man. Speziell auf Distanz sind die Sensoren doch überschaubar. Und die Parameter sind eigentlich immer die Position des Gegners im Raum und dessen erste Ableitung. Viel mehr nimmt ein Pilot ja auch kaum auf.
Wenn es darum geht, bei 10 gegnerischen und 4 eigenen Flugzeugen zu erkennen, wer in den nächsten 30 Sekunden im Wirkbereich in einer der vorhandenen Lenkwaffen ist, und wie wahrscheinlich dann ein Treffer ist, das wird kein Pilot dieser Welt mit einer Rate von 1 Hertz im Kopf berechnen können.
Der Vorteil hier: ich kann schön Trainingsdaten erstellen.
Sobald es weniger "steril" wird: Nahkampf, komische "Rules of Engagement", ist der Rechner schnell im Nachteil.
Niemand fegt hier irgend etwas abschätzig hinweg. Es ist nur manchmal schwierig, die Diskussion in sachlichen Bahnen fernab jeder luftleeren Zukunftsromantik zu halten. Niemand hat hier gesagt, dass niemals und zu keiner Zeit autonome Drohnen mal alles allein machen werden - ich auch nicht. Irgendwann gibt´s wohl die erwartete Singularität und ab dann ist KI eh schlauer, als wir.
Das sehe ich gar nicht so. Es wird Anwendungen geben (oder gibt es bereits), da werden KI-basierte Automaten komplett übernehmen. Es gibt bestimmte Merkmale für solche Anwendungen. Schach* ist eben eine. Auswertung von MRT Bildern eine andere. Und ein Luftkampf (natürlich eingeschränktes Szenario, vor allem BVR Many versus Many) kann ich mir auch gut vorstellen. Viele andere Anwendungen sehe ich halbwegs "KI-sicher", da entweder der Aufwand viel zu groß ist, die Varianz erheblich ist, oder das Ergebnis zwar ganz OK aber immer noch zu schlecht. Der Computer kann schnell rechnen und viel speichern, aber darüber hinaus kocht er auch nur mit Wasser. Weiterhin haben wir Arme und Beine (alle Aufgaben, die diese stark involvieren, sind halbwegs KI/Digitalisierungssicher).
Was ich faszinierend finde, und weswegen ich das Thema eröffnet habe: bisher dachte ich, dass der Luftkampf quasi die Königsdisziplin der Fliegerei ist, eine menschliche Domäne ersten Ranges. Beim Lesen des wahrlich dünnen Artikels wurde mir klar, dass eigentlich genau das Gegenteil der Fall ist. Interessanterweise waren auch die ersten Autopiloten in Flugzeugen verbaut, eben weil man es recht einfach kann. Ein Flugzeug von Startbahnschwelle zu Startbahnschwelle voll autonom fliegen zu lassen ist gar nicht so schwierig, wurde schon vor Jahrzehnten demonstriert. Kommerziell wird ja meistens auch so geflogen, als wären die Fenster vernagelt.
Und warum ist das relevant? Der Aufbau und Erhalt einer schlagkräftigen Luftverteidigung ist extrem teuer, und die meisten Länder können oder wollen sich das nicht leisten. Dabei geht es gar nicht so sehr um das Fluggerät. Das permanente Training und die Bereitstellung ausreichend vieler Piloten ist die Krux. Dementsprechend wäre hier grundsätzlich ein "Business Case". Und solche Dinge entwickeln mitunter eine erstaunliche, im Vorfeld nicht abschätzbare Eigendynamik.
Dass wir (Deutschland, die Luftwaffe) es nicht können, wohl nicht dürfen, auch nicht wollen, ist klar.
* Wäre Schach eine gefragte Dienstleistung, etwa so wie das Zerlegen von Schweinen zu Schnitzeln, dann wäre es zu 100% automatisiert.