Ehrlichkeit
Werte Piloten,
leider hat die Presse und Fluglehrer Daniel Bujack aus Berlin die Meinung der Anwohner des Unfallkrankenhauses Berlin (UKB) nur sehr mißverständlich wiedergegeben, so daß der falsche Eindruck entsteht - wir seien gegen die Luftrettung am UKB. Das ist aber falsch.
Hier nochmals – so wie Sie es auch auf der Homepage der Bürgerinitiative (
www.hubschrauberluege.de) vertieft nachlesen können:
Wir Anwohner sind ausdrücklich für die Luftrettung. Das UKB soll wie bisher - auch in Zukunft von Rettungshubschraubern - Tag wie Nacht - angeflogen werden.
Aber – muß der Hubschrauber inmitten dicht besiedeltem Wohngebiet fest stationiert werden? Ist er nicht am Standort Tempelhof (wo er jahrelang stand) oder am HELIOS-Klinikum in Buch (an unbewohnten, weiten Feldern gelegen) besser aufgehoben? Die Frage muß doch erlaubt sein. Hintergrund: nur 35% der Flüge betreffen direkt das UKB – 65% der Flüge sind „Leerflüge“, Flüge zu anderen Krankenhäuser, Wartungsflüge u.s.w.
Warum wurde z.B. die neue, jetzt genehmigte Einflugschneise der Hubschrauber am UKB parallel an Plattenbauten entlang und dann direkt über die Landhaussiedlung geführt? Warum nicht über die beidseits gelegenen weiten, unbewohnten Felder und / oder über das Industriegebiet MEONPARK? Wie der leitende Pilot der HDM-Luftrettung, Herr Bär, bei der Anhörung erklärte, sei dieser Anflug über die freien Felder für ihn kein Problem.
Das UKB zeigte bisher auf über 800 schriftliche Beschwerden und unsere Anregungen zur Stationierung und Änderung der Anflugroute keine Reaktion. Da es keinen Vermittler in dieser Sache gibt, ist uns Anwohnern nur der Klageweg und der Weg an die Öffentlichkeit geblieben.
Über diesen Missstand wollen wir hier öffentlich informieren.
Im Übrigen „Wir“ – dass sind nicht nur 40 Anwohner der „Landhaussiedlung“ (mit zahlreichen Kleinkindern), sondern zwei Bürgerinitiativen („HAI“ und „Landhausring“) mit zig Aktiven und hunderten von Unterstützern, ferner 800 Anwohner die schriftlich Widerspruch gegen die Stationierung eingelegt haben und rund 3.000 vom Lärmzuwachs betroffene Anwohner (laut Auskunft der Luftfahrtbehörde). Und der "Dr. Loyal" muß aus presserechtlichen Gründen seinen Kopf hinhalten.
Wir sagen JA zur Luftrettung am UKB!
Wir sagen NEIN zur festen Stationierung eines Helikopters inmitten eines Wohngebietes – wenn dies zu einer Verdoppelung bis Verdreifachung der Flugbewegungen führt – mit ca. 65% Leer- und sonstigen Flügen und es besser geeignete Standorte gibt.
Wir fordern ein demokratisches Standortauswahlverfahren, in welchem auch andere mögliche Standorte mit einbezogen werden (HELIOS Buch, Charité-Virchow mit Deutschem Herzzentrum und Benjamin Franklin (Steglitz).
Wir fordern die Neuplanung der Ein- und Abflugschneisen über unbewohntes Gebiet am UKB anstelle über Wohnbebauung mit zahlreichen Kindern.
Wussten Sie z.B., dass das HELIOS in Buch – nagelneu errichtet - weltweit zu den ersten Adressen in der Notfallmedizinischen Versorgung zählt und doppelt so viele med. Fachbereiche aufzubieten hat wie das UKB? Zudem verfügt es bereits über zwei genehmigte Hubschrauberlandeplätze. HELIOS wurde aber von der Standortvergabe bislang vollkommen ausgeschlossen… .
Die Verlegung des Hubschraubers von Tempelhof zum UKB wurde direkt zwischen Herrn Prof. Dr. Ekkernkamp (Leiter des UKB und stellv. Landesvorsitzender der CDU) und Herrn Wowereit abgesprochen – wie Herr Prof. Ekkernkamp vor hunderten Zuhörern kundtat. Ferner erklärte er, dass es bei der Erweiterung seiner Hubschrauberlandeplätze auch um wirtschaftliche Belange geht, wie „Kundschaft aus dem arabischen Raum, die gerne mit dem Helikopter anreise“. Müssen die im Wohngebiet mit Kindern landen?
Wenn Sie hier mit kleinen Kindern wohnen würden und 40 Meter über Ihnen donnert nachts um drei regelmäßig ein Hubschrauber entlang und sie alle werden wach. Dann werden auch Sie (wie wir / 3.000 Anwohner) sagen – für die Luftrettung: JA – aber für Leer- oder sonstige Flüge – NEIN Danke. Würden Sie nicht auch fragen: Gibt es nicht bessere Standorte als im Wohngebiet? Aber dieses Standort-Auswahlverfahren hat es bis heute nie gegeben. (Tip: Schauen / Hören Sie sich doch auf unserer Homepage-Startseite einmal das Video vom Nachtflug einer BELL an.)
Wir hoffen, mit diesen Zeilen etwas zu Ihrer sachlichen Aufklärung beigetragen zu haben. Wir Anwohner sind nicht gegen die Luftrettung am UKB! Erst Recht sind aber keine Menschenleben in Gefahr wenn der Hubschrauber an einem anderen Notfallkrankenhaus oder weiterhin in Tempelhof stationiert ist – das UKB wird auch dann 24 Stunden– was auch geschieht - angeflogen. Und das ist gut so.
Zu den bösen Unterstellungen des Fluglehrers Daniel Bujack nur soviel: Es ist ja nicht schlimm, daß er ein "Fan" des UKB oder sich zu dessen "Sprecher" macht. Aber er soll aufhören Unfug zu erzählen. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mich über Piloten oder die Klinikleitung negativ geäußert. Den Ärztlichen Leiter des UKB schätzen wir Anwohner sehr. Sein ärztliches und außerärztliches Engagement - auch im kulturellen und sozialen Bereich ist vorbildlich. Und das er "seinen" Hubschrauber um jeden Preis haben will ist für uns (menschlich) verständlich.
Piloten von Rettungshubschraubern zählen heute (genauso wie Intensivmediziner) zu den wahrscheinlich letzten Helden unserer Zeit. Kompliment und Anerkennung wer diesen Job verrichtet. Tag täglich mit schlimmsten Unfallverletzten verbunden zu sein ist eine immense psychische Belastung. Unter widrigen Umständen landen zu können um anderen Menschen zu helfen - dafür gebührt Respekt und Anerkennung. Und wenn ich Herrn Bujack auf dem Parkdeck vom UKB fragte, warum die Piloten entlang der Plattenbauten und Wohnsiedlung einfliegen und nicht über die freien Felder - und er darin eine Diffamierung von Piloten erkennt - dann ist das sein Problem.
Aber selbst Euch Piloten hier im Forum versucht er für sich und das UKB einzunehmen und zu manipulieren wenn er behauptet, es gäbe in Berlin keinen alternativen Standort zum UKB: Zum Benjamin Franklin in Steglitz (dort ist der "Chrsistoph 31" stationiert), schreibt er, daß es für die Stationierung der BELL nicht in Frage komme, weil es - Zitat: "ringsherum dicht bebaut sei". Das ist - höflich gesagt - falsch. In Steglitz ist man stolz darauf, über unbewohntes Gebiet An- und Abfliegen zu können. Ihr könnt es selber auf GOOGLE sehen ("Berlin Benjamin Franklin" eingeben). Das HELIOS-Klinikum in Berlin-Buch kommt nicht in Frage, weil - Zitat Herr Bujack: "ringsherum ähnlich dicht besiedelt wie UKB Marzahn". Da sagt er Euch leider auch die Unwahrheit. Das HELIOS Klinikum grenzt direkt an riesige, weite, unbewohnte Felder. Über diese wird An- und Abgeflogen. Es sind nach Aussage der Klinikleitung vielleicht 10 Anwohner, die weiter weg wohnen, betroffen - aber bei weitem nicht so stark wie die rund 3.000 Anwohner in Marzahn. (Zu sehen auf GOOGLE - bitte "Berlin Schwanebecker Chaussee 50" eingeben).
Auch ist es falsch, daß Dr. Loyal ein "Segelflieger" sei, wie Herr Bujack behauptet, da dieser noch nie in seinem Leben in solch einem Gefährt gesessen hat. Aber auch als Boot-Segler hat Dr. Loyal natürlich keine Ahnung von Windstärken - wie Herr Bujack behauptet. Auch seine Behauptung, die Käufer der "Landhäuser" hätten vor Kauf schon von der Hubschrauberproblematik gewußt, ist falsch. Woher will er das wissen? Wir Anwohner können gerichtsfest beweisen, daß wir erst nach Kaufvertragsabschluß (und aufgrund eigener Recherche) über die Hubschrauberproblematik, z.B. daß wir direkt in der Einflugschneise wohnen, informiert wurden. Bitte Herr Bujack, hören Sie doch auf, Unwahrheiten zu verbreiten. Man sollte bei allen gegebenen unterschiedlichen Meinungen immer fair bleiben. Auch wohnen hier - wie man Vor-Ort leicht sehen kann - überwiegend ganz normale Menschen und keine "Reiche".
Wenn Ihr (mit Euren Kindern) einer der betroffenen 3.000 Anwohner wäret, so würden die meisten von Euch die gleichen Fragen stellen wie wir - und trotzdem kann man Befürworter der Luftrettung am UKB sein.
Wir hoffen, mit diesen Zeilen etwas Aufklärung zum Sachverhalt beigetragen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carl Loyal
Bürgerinitiative
:engel: