@Simon: Natürlich sollte man das Publikum über Möglichkeiten aufklären, wie man - mit manchmal einfachen und kleinen - Maßnahmen im Alltag im Vergleich überproportional viele Emissionen vermeiden kann (kurze Autofahrten, kurze Inflandsflüge). Man kann es auch in Frage stellen, dass viele Alltagsprodukte mit geringem Warenwert und kurzer Nutzungsdauer heute über große Entfernungen und z.T. per Luftfracht angeliefert werden (Billigtextilien aus Asien, Schnittblumen aus Kenia, Frischobst im Winter etc.). Manchmal wäre es vielleicht besser, auf Alternativen auszuweichen, die weniger Transportentfernung und bessere soziale Produktionsbedingungen aufweisen. Z.B. bei Haushaltsgeräten, Klamotten und Schuhen solche zu bevorzugen, die qualitativ besser und dadurch länger nutzbar sind, und bei denen sich ggf. auch eine Reparatur statt wegwerfen lohnt. Oder TK-Himbeeren statt frischer Himbeeren mitten im Winter... am Ende kann ich als Verbraucher sogar noch wirtschaftlicher unterwegs sein.
Ich persönlich fand es dem Image der Luftfahrt auch noch nie dienlich, dass so viel mit 9,99-Euro-Flügen und vermeintlichen Taxipreisen geworben wurde. Das wertete das hochwertige und mit qualifizierter Arbeitsleistung erzeugte Produkt Flugpassage in den Augen des Publikums ab. Es trägt auch zu dieser Darstellung in der Presse bei, dass Hänschen Müller zu oft und für zu kleines Geld übers Wochenende zum Besäufnis jetten könne.
Inzwischen ist bei Flugpreisen meinem Eindruck nach aber eine Normalisierung eingetreten, und die extremen Kampfpreise kommen eher bei den (hinsichlich der Arbeitsbedingungen ebenfalls zu hinterfragenden) Fernbusunternehmen vor. Ein paar Buchungsversuche zu typischen Inlandsstrecken auf Lufthansa.com, Bahn.
de und Flixbus.de zeigen mir, dass die Bahn preislich im Fernverkehr oft das beste Angebot hat, wenn man die Fahrzeit von Haustür zu Haustür zum Preis ins Verhältnis setzt. Erst recht dann, wenn man eine Bahncard nutzt. Gelegentlich gibt es auch sehr attraktive Angebote für die 1. Klasse in DB-Fernverkehr.
Meiner Meinung nach ist die Bahn nicht zu teuer. Bei der neuen Schnellstrecke München-Berlin hat sie die Preise geringfügig angehoben und trotzdem die Fahrgastzahlen verdoppeln können, weil sich die Fahrzeit von 6 auf 4 Stunden verkürzt hat. Das Hauptproblem der Bahn besteht darin, dass sie im Fernverkehr seit vielen Jahren aus allen Nähten platzt: Überfüllung der Züge und Strecken, viel zu viele Verspätungen und Ausfälle, zu oft technische Störungen und schmuddelige Wagen, zu oft Verfall der Platzreservierungen, zu oft kurzfristige Betriebseinstellungen bei Wettereinflüssen, z.T. mit der Folge, dass Hunderte über Nacht stranden etc. Manchmal muss man bei Grenzwetterlagen vorsorglich mit dem Auto fahren, um ein absehbares Festhängen auf Bahnhöfen über Nacht zu umgehen. Dass alles liegt nicht an zu billigen Flugtickets oder fehlender Kerosinbesteuerung! Es liegt an jahrzehntelanger Sparwut, an falschem Glauben der auch der SPD-Politik an Börse und Märkte (Mehdorn-Ära), und an versäumten öffentlichen Investitionen - während die Eliten es sich gutgehen ließen und unvorstellbaren Reichtum auftürmten!