...
Wallace: Kiew fragt ja sehr konkret nach Kampfflugzeugen, das ist ja bekannt. Wir waren sehr klar in der Aussage, dass wir mit dem Training von ukrainischen Jet-Piloten bei uns in Großbritannien beginnen werden, wir starten bald, zunächst in Simulatoren. Klar ist aber auch: Die Frage der Kampfjets stellt sich doch eher mittelfristig. Dabei geht es um die Stärkung der Ukraine in den nächsten Jahren. Das hat mehrere Gründe. Die Ausbildung wird eine Weile dauern. Zudem brauchen sie für den Betrieb von Kampfjets ein großes Techniker-Team am Boden. Ich vergleiche das manchmal mit einem Formel-1-Auto, das man sehr aufwendig pflegen muss. Bei einem Kampfjet brauchen sie am Bode gut 150 Techniker, da die Systeme sehr komplex sind. Kein westliches Land aber will seine Leute in die Ukraine schicken, jedenfalls nicht, solange in der Ukraine noch Krieg ist.
SPIEGEL: Heißt das, die Ukraine wird keine modernen Kampfjets bekommen?
Wallace: Es wird keine schnellen Kampfjetlieferungen geben, ganz sicher nicht in dieser Kriegsphase, ziemlich sicher auch nicht in einem halben Jahr. Es wird noch eine ganze Zeit dauern, bis jemand der Ukraine Kampfjets liefert, da sollten wir ehrlich sein. Gerade moderne Flieger wie der
Eurofighter, den wir in Großbritannien Typhoon nennen, werden erst nach dem Krieg an die Ukraine geliefert. Das ist Konsens unter den westlichen Partnern. Trotzdem signalisieren wir mit der grundsätzlichen Bereitschaft, irgendwann diesen Schritt zu machen, unsere Entschlossenheit, der Ukraine so lange zu helfen, wie es nötig ist.
SPIEGEL: Warum hat London dann öffentlich angekündigt, man stehe einer Lieferung offen gegenüber?
Wallace: Weil das Training der Piloten ziemlich lange dauert. Da ist es doch besser, wenn wir schon mal beginnen. Wir alle wissen nicht, wie dieser Krieg weitergehen wird, ob er noch ein oder zwei Jahre dauert. Mit dem Start des Trainings vom Kampfjet-Piloten bereiten wir uns auf alle Unwägbarkeiten vor, auf der anderen Seite verlieren wir nichts. Wenn wir irgendwann entscheiden, wirklich Kampfjets zu schicken, sind wir bereit. Anders als bei den Kampfpanzern wird es bei den Kampfjets nach einer politischen Entscheidung keine Verzögerungen geben.