Tu-22 K “Blinder B”; Revell; 04371 ; 1/72
Zum Original vielleicht mal ein paar Auszüge aus einem Buch (Wilfried Kopenhagen, Sowjetische Bombenflugzeuge, 1. Aufl. 1989, transpress Verlag Berlin), das in den derzeit erreichbaren Quellen nicht mehr ganz präsent sein dürfte.
Die Tu-22 (damals noch von der NATO „Beauty“ – jetzt „Blinder“ – codiert) war der Höhepunkt der Luftfahrtschau am 09.07.1961 in Tuschino. Ab 1963 erfolgte die Zuführung der Serienmaschinen, womit die sowjetischen Fern- und Marinefliegerkräfte erstmals über eine Überschall-Einsatz-Kampfmaschine verfügten. Zum Tag der Luftfahrt 1967 (dann in Domodedowo) wurden 22 Einsatzmaschinen dem Publikum vorgeführt, deren vergrößerte Triebwerksgondeln auf den sich später bestätigten Einbau der Kolessow WD-7 Triebwerke mit je 170,0 KN Schub hindeuteten. Die Tu-22 wurde mehrfach modifiziert. A. N. Tupolew hatte darauf nur noch bis zu seinem Tod Einfluss. Jedoch sind die markanten Antistoßwellenkörper und die Betankungsstutzen auf ihn zurückzuführen.
Die Tu-22 als freitragender Ganzmetalltiefdecker wurde nach der Flächenregel gestaltet. Die sich daraus ergebende Wespentaille (die am Modell eben nicht so vorhanden ist) gibt Anlass zu einiger Kritik am Bausatz.
Flugi hat dies im Modellversium bei Bausatzvorstellung
http://www.modellversium.de/kit/artikel.php?id=1027&origin=sparte
und Rollout
http://www.modellversium.de/galerie/artikel.php?id=830
deutlich gemacht. Andere Modellbaufreunde
Volker Helms (Bausatzvorstellung)
http://www.ipmsdeutschland.de/FirstLook/Revell/Rev_Tu-22B/Rev_Tu-22B.html
Bill dye (Modell)
http://hsfeatures.com/tu22bd_1.htm
Meindert de Vreeze (Modell)
http://www.xs4all.nl/~designer/models/blinder/blinder.htm
Scott van Aken (Bausatzvorstellung)
http://modelingmadness.com/scotts/korean/esci/esci9098.htm
Fred Krause (Bausatzvorstellung)
http://modelingmadness.com/reviews/mod/krauseblinder.htm
sehen dies ebenso. Ken Duffey hat einige gute Detailfotos zur Blinder unter
http://www.lindenhillimports.com/tu-22.htm
zusammengetragen.
Es mag dem Bausatz, der ca. 14 Jahre alt ist, zugegeben werden, dass er in einer Zeit recherchiert wurde, als die Unterlagen noch nicht vorhanden waren. Aber grundlegende Aussagen – z. B. das Ausschießen der Schleudersitze nach untern – waren auch damals in o. g. Quelle schon angegeben.
Es trifft zu, dass Irak und Lybien keine Nachtanksonden bei ihren Maschinen hatten. Jedoch der Umbau in eine Tu-22 KD oder eben der Bau der beiden sowjetischen Maschinen macht – neben den von Flugi oben angegebenen Umbauten viel Eigeninitiative nötig.
Wenn man mit Fehlern des Bausatzes (Winkel und Ausmaße Tragflächen/Höhenleitwerk und Rumpf in seinen Proportionen) leben kann – und will – den sonst kommt Aufwand wie bei MUF’s Backfire zustande, ist es eine passable Wiedergabe des Originals, nicht mehr und nicht weniger.
Von der Tu-22 wurden Varianten zum Marschflugkörpertransport, zur Aufklärung und zur elektronischen Kriegsführung sowie eine Schulvariante abgeleitet. Die Blinder ist teilweise noch heute im Dienst, womit sie ihr amerikanisches Gegenstück, die B-58 Hustler deutlich überlebt hat. Kampfeinsätze gab es im Iran/Irak Krieg, intern im Irak (Kurdistan) von Lybien aus im Tschad und Sudan sowie sowjetischerseits in Afghanistan.
Was mir jedoch schleierhaft ist – Frage an alle USNavy-Spezialisten – das Deckelbild gibt den Überführungsflug nach Lybien wieder. Die F-4 sind soweit ok. Aber VF-51 und dann noch als Trägerschiff die TR - also da hab ich entweder einen Zeitsprung oder ein Verständnisproblem.:?!