Da ist sicher einiges dran, denn welcher Staat bzw. seine mit der Sicherung der Lufthoheit beauftragten Organe geben schon gern zu, dass ein Flugzeug unerkannt den eigenen Luftraum "durchsegelt". (siehe auch der Fall Rust)
Aber machen wir uns mal nicht´s vor, das war sicherlich kein ureigenes Problem der Luftverteidigung der DDR und auch heute noch hat man als tieffliegendes Luftziel, die besten Karten unerkannt in fremden Luftraum einzufleigen. Wir reden ja auch von einer Zeit, in der AWACS noch relativ unbekannt war und man sich also nur auf die bodengestüzte Aufklärung verlassen musste.
Rein technisch ist die Frage nach einer flächendeckenden Funkmessabdeckung in geringen bzw. extrem geringen Flughöhen m.E. für keinen Staat zu stemmen. Die maximal Auffassungsreichweite einer Radarstation liegt (technisch bedingt durch den "Radarhorizont") bei 4,12 mal der Wurzel aus der Flughöhe in Metern, so dass man bei einer Flughöhe von 300 m auf eine Reichweite von knapp 70 km kommt, bei 100m Flughöhe auf gut 40 km. Und das nur bei absoluter Hindernisfreiheit. Wie viele Radarstationen soll ich den aufstellen, damit ich in 100 m flächendeckend Radarüberwachung hab? Dazu kommt die lächerliche Radarsignatur einer JAK-18.
Nun stelle man sich vor, irgendeiner kriegt mit, dass einer so mir nichts dir nichts mit einer JAK-18 losfliegt. Dann geht die Befehlskette los, es muss einer entscheiden, was unternommen wird. Und das ist sicher nicht die Küchenfrau. Wenn klar ist, dass es nicht legal ist, was läuft, fängt der Apparat an zu laufen: Suchen ja, aber in welcher Richtung denn, wo soll ich denn anfangen zu suchen? Wenn ich ihn gefunden habe, dann geht das Theater erst richtig los. Was tun sprach Zeus? Wir schicken erstmal ein Paar MiG´s aus dem DHS. Ich weiß also so ungefähr wo er ist (wenn ich´s weiß) und versuche nun die Abfangjäger dorthin zu leiten. Die fliegen natürlich nicht in 100 oder 300 m rum, weil sie dann nämlich auch keiner sieht und auch keiner eine ordentliche Funkverbindung hat. Also müssen die Piloten in ihren Mig`s eine JAK gegenüber dem Erdhintergrund suchen, die mit gut 180 km/h dahinzuckelt und sicher nicht orangerot angepinselt ist. Die MiG´s fliegen, damit sie noch ordentlich steuerbar sind mit minimal 600 km/h. Das wären also auch mindestens 400 km/h Annäherungsgeschwindigkeit. Wer schon einmal in einem Cockpit einer MiG-21 gesessen hat, der wird mir zustimmen, dass wir es nicht unbedingt mit Panoramafenstern zu tun haben. Also Sicht nach unten bescheiden schön. Sind die Piloten gut und haben die JAK dann doch gefunden und evtl. auch als die gesuchte identifiziert, sind sie auch schon vorbeigeflogen und müssen ein Mänöver aufbauen, um wieder dahinter zu kommen. Dabei dürfen sie das Ziel nicht verlieren, was aus eigenem Erleben nicht so einfach ist. Und bei unseren Versuchen gegen die ANNA war die Strecke bekannt, das Ziel hat schön ruhig gehalten und aus freien Stücken hat die Besatzung des Ziel immer schön mitgeholfen, aus Sorge dass sie jemand vom Himmel schubst. Dann bleibt letzlich die Frage, was hätte man den tun sollen: Abschießen? Womit? Zur Landung zwingen? Wie? Da ist man dann schnell am Ende seines Lateins, wenn man gegen eine Propellermaschine nur eine Düse zur Verfügung hat. Da machen sich dann Hubschrauber schon besser, aber die hatten wir damals noch nicht.
Ich kann mich noch gut an die Auswertung des Falles der führerlosen MiG-23, die quer über den Norden der DDR Richtung Südwesten flog und dann in Belgien wegen Sprit alle abstürzte. Die kam aus Osten, hatte ein gültige Kennung und wurde deswegen geradezu stiefmütterlich behandelt. So nach dem Motto, was aus Osten kommt geht schon in Ordnung. Und ehe sich alle Verantwortlichen einig waren, dass was zu tun sei, war die DDR auch schon zu Ende.