weiter gehts mit der Golden Eagle
Cessna 421 „Golden Eagle“
Die schweren Kolben 2-Mots Cessna 414 und 421 stellen ohne Übertreibung die Krönung unter den 2 motorigen Hochleistungsreiseflugzeugen dar. Speziell die C-421 setzt mit ihren Getriebemotoren und damit einhergehendem Kabinenkomfort auch heute noch Maßstäbe in ihrer Größenklasse. Zwar ist auch nicht jede C-421 eine Golden Eagle, jedoch wurde dieser erst bei der C-Version eingeführte Bezeichnung umgangssprachlich (ähnlich wie bei der Bezeichnung Skyhawk für C-172) weit verbreitet.
Das Basiskonzept der C-421 fußt maximal auf den Systemen und Designauslegungen der C-411. Änderungen wurden hauptsächlich durch die gewünschte Bedruckung der Kabine sowie durch das höhere Gesamtgewicht nötig.
Das Testprogramm der C-421 begann am 21 Mai 1965. Hierzu wurde der umgebaute C-411 Prototyp mit dem Kennzeichen N5418E genutzt. Ab dem 14. Oktober stieß der erste echte C-421 Prototyp hinzu. Er trug das Kennzeichen N3758C. Nach 616 Flugstunden war das gesamte Test- und Zertifizierungsprogramm am 3. April 1967 beendet. Den Antrieb der C-421 besorgten 2 jeweils 375 hp starke Continental GTSIO-520 Kolbenmotoren mit Untersetzungsgetriebe und Turboaufladung. Die Motordrehzahl betrug 3.400 RPM, der maximal zulässige Ladedruck 39 inches Hg. Zunächst gab es größere Probleme bei der Erzielung der gewünschten Leistung. Zunächst weigerten sich die Motoren mehr als 300 bis 340 hp bei einem Ladedruck von 34 inches abzugeben – wobei auch ein Ladedruck von 39 inches daran nichts änderte. Erst nach vielen Kalibrierungsflügen und Änderungen an der gesamten Motor und Turboladerinstallation konnten die Probleme behoben werden. Auf einem der Testflüge erreichte die C-421 übrigens die „Semi-Mach-Marke“ – Mach 0.5 !
Zunächst betrug der maximale Kabinen Differenzdruck 3,56 psi – später wurde dieser Wert auf 4,2 psi angehoben. Dies ermöglichte eine Kabinendruckhöhe von 8.000 ft bei einer Flughöhe von 20.100 ft. Oberhalb dieser Höhe steigt die Kabinenhöhe bei Beibehaltung von 4,2 psi langsam an. Die Bedienung des Systems erfolgt wie meist üblich mittels eines Einstellrads mit 2 Skalen – eine für die geplante Reiseflughöhe, die andere für die Flugplatzhöhe. Zum System gehören ein Kabinen-Variometer sowie ein Kabinenhöhenmesser mit zusätzlicher Anzeige des Kabinen Differenzdrucks.
Die Heizung der Kabine erfolgt (wie üblich) entweder durch die temperaturmäßig regelbare Druckkabinen-Zuluft (Wärmetauscher in den Flügelwurzeln kühlen die heiße Luft der Turbolader bevor diese in die Kabine geleitet wird) oder aber durch ein zusätzliches, AVGAS verbrennendes Heizaggregat. Halten sich die Minusgrade in Grenzen, dann genügt meistens die warme Zuluft der Kabinen Bedruckung. Die Zusatzheizung kann in einem Bereich von 120 bis 190 mph IAS in einer Höhe von bis zu 24.000 ft gezündet werden.
Hier mal ein paar Daten zur C-421 in der 1. Version, der C-421 „Pressurized“
Antrieb: 2 x GTSIO-520-D mit je 375 hp Leistung
Max T´off: 6.800 lbs
Max Climb: 1.700 ft/ min
Max 1-Mot Steigrate: 300 ft/ min
Dienstgipfelhöhe 1 motorig: 13.340 ft
Maximalgeschwindigkeit im Horizontalflug: 276 mph
Maximale Reisegeschwindigkeit: 255 mph in 20.000 ft.
Maximale Reichweite in 25.000 ft: 1.713 sm
Maximale Tankkapazität: 248 Gallonen
Standard Tankkapazität: 170 Gallonen
Überziehgeschwindigkeit Clean: 103 mph CAS
Überziehgeschwindigkeit in Lande Konfiguration: 87 mph CAS
Mit einem Verkaufspreis von 159,950 Dollar war die C-421 im Jahre 1965 die günstigste Exekutive Twin – verglichen mit stolzen 442.000 Dollar für eine in den Leistungen damals vergleichbare Beech King Air. Zwischen 1967 und 1968 wurden 199 Stück der C-421 verkauft.
1969 kamen mit dem A-Modell nur wenige Verbesserungen. Das Maximalgewicht wurde leicht um 40 lbs angehoben und die kritische Flughöhe für 75 % Leistung auf 22.500 ft angehoben. Die übrigen Leistungswerte änderten sich nicht. Verkauft wurden von der A-Version 157 Flugzeuge.
Die B-Version im Jahre 1970 brachte dagegen tiefgreifende Änderungen! Die Nase wurde um 25 inches verlängert und ermöglichte damit einen größeren Schwerpunktbereich sowie mehr Platz für Gepäck und Avionik. Die Nasenform glich der der C-402A. Zudem erhielt die Maschine mehr Spannweite, ein verstärktes Fahrwerk, mehrere Änderungen im Bereich der Motoren (bei gleicher Maximalleistung), einen größeren Ölkühler, verbesserte Turbolader für eine bessere Höhenleistung und diverse kleinere Änderungen an Cowling (Wegfall der Kühlklappen!!), Kabine und Ausrüstung. Das maximale Abfluggewicht wurde von 6.500 auf 7.200 lbs angehoben, die kritische Höhe für 75 % Leistung auf 25.000 ft gesteigert.
1972 erhielt das B-Modell zudem nochmals eine kleine Auflastung auf 7.450 lbs und eine Steigerung des Kabinendifferenzdrucks auf 4,4 lbs/sq. inch. Dazu kamen weitere, kleine Änderungen. Auch 1973 (immer noch Modell B) gab es diverse Änderungen: Anhebung des Kabinendifferenzdrucks auf 5 lbs/sq. Inch, Modifizierung der hinteren Rumpfkonturen, Verlegung des hinteren Druckschotts um 7 inches und eine Verlegung der Static Ports. Dazu gab’s noch neue Kabinenfenster, sowie Veränderungen bei Schalteranordnungen und Panelauslegung (weiter vor, tiefer, geneigt).
Von 1970 bis 1975 wurden 693 Flugzeuge der erfolgreichen B-Version gebaut und verkauft. Die Preise stiegen dabei von 187.500 Dollar auf 229.950 Dollar an.
Die finale (und vielleicht schönste, in jedem Fall aber modernste) 421 ist das Modell C. Diese Version wurde ab 1976 angeboten und beinhaltete jede Menge Änderungen:
- Verlängerung der Spannweite nach Wegfall der Tip-Tanks
- Wegfall des Anti-Collision-Lights – standardmäßig nur noch weiße Strobes an den Flächenspitzen
- Verklebung statt Nietung der Querruder
- Seitenruder/ Querruder-Verbindung für bessere Flugstabilität um die laterale Achse
- Geändertes, größeres Seitenleitwerk
- Ruder Servo Klappe für verringerte Seitenruderkräfte
- GTSIO-520-L Motoren
- Neue Turbolader mit größerem Intercooler für bessere Höhenleistung
- Neue McCauley Propeller vom Typ 90 UMB-0
- Vereinfachtes Kraftstoffsystem mit einfachem ON – OFF – CROSSFEED Schalter. (Eliminierung des bis zu 6-Tanks umfassenden Treibstoffsystems)
- Änderungen in der Druckkabinenregelung
- Hydraulische Fahrwerksbetätigung
1978 gab es noch ein paar kleinere Änderungen. Die nächste große Innovation war 1979 die Einführung des geschleppt ausgelegten Hauptfahrwerks. Es ermöglicht spielend weiche Landungen.
Zwischen 1970 und 1978 wurden die Flugzeuge entweder als „Golden Eagle“ oder als „Executive Commuter“ verkauft. Ab 1978 führten alle C-421 den Beinamen „Golden Eagle“. Die Gesamtproduktion der C-421 in allen Versionen betrug bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 1985 stattliche 1.871 Flugzeuge, davon 854 C-Modelle.
Freud und gleichzeitig Leid bringen bei der C-421 sicherlich die kraftvollen, extrem ruhig laufenden, aber auch recht hoch gezüchteten GTSIO-520´er Motoren. Sie sorgen mit extrem niedrigen 1900 bis 1600 RPM im Reiseflug für eine flüsterleise Kabine. Andererseits erleben viele der Motoren ihre TBO von 1.600 h nicht. Viele Operator kalkulieren ab 1.000 Stunden mit einem Motorschaden.
Diese großen, ~ 3,4 to schweren und teuren Flugzeuge waren und sind die Krönung unter den Kolbenmotor Reiseflugzeugen. Wie ihre kleineren Schwestern (C-340 & Co) tragen sie das gleiche Schicksal: Viele ihrer Besitzer steigen nach oben (einmotorige Turboprop oder Jet) oder nach unten… die Zahl der vor allem in Europa in Betrieb befindlichen schweren Kolben 2-Mots wird weiter sinken. Halten wir sie in guter Erinnerung. Die, die wir mit ihnen mehr oder weniger viele Flugstunden verbringen durften, werden sie sicherlich nicht vergessen.