Der "Dreamliner" - Thread

Diskutiere Der "Dreamliner" - Thread im Verkehrsflugzeuge Forum im Bereich Luftfahrzeuge; War da nicht noch etwas anderes? Ach ja: Hundert oder mehr zerfetzte Leiber, deren Ableben und das Leid von noch sehr viel mehr Menschen durch die...

koehlerbv

Astronaut
Dabei seit
04.08.2004
Beiträge
2.596
Zustimmungen
2.901
... aber der Gesamtnutzen der Gesellschaft ist erhöht, weil schon 1 Absturz pro 100k Starts sich katastrophal auf das Vertrauen in den Verkehrsträger auswirken ...
War da nicht noch etwas anderes? Ach ja: Hundert oder mehr zerfetzte Leiber, deren Ableben und das Leid von noch sehr viel mehr Menschen durch die vernünftige Arbeit einer Kontrollbehörde mit durchsetzbaren Befugnissen vermeidbar gewesen wären.

Ich schätze die Arbeit des NTSB gerade unter den gegebenen Bedingungen sehr, sehr hoch ein. Auch die FAA ist kein reiner Lobyverein, aber das Konstrukt ist eine Fehlgeburt an sich (Kontrolle und Förderung ist per se der Kampf zwischen Bock und Gärtner).

Das sind aber nur meine 2ct, und ich ziehe meinen Hut vor dem NTSB.
Bernhard
 
Schorsch

Schorsch

Alien
Dabei seit
22.01.2005
Beiträge
12.782
Zustimmungen
5.770
Ort
mit Elbblick
War da nicht noch etwas anderes? Ach ja: Hundert oder mehr zerfetzte Leiber, deren Ableben und das Leid von noch sehr viel mehr Menschen durch die vernünftige Arbeit einer Kontrollbehörde mit durchsetzbaren Befugnissen vermeidbar gewesen wären.
Opfer gibt es bei vielen Technologien. Und schaut man sich die Unglücke bei anderen Verkehrsträgern, so steckt in 30-80% der Fälle
- nachlässige Kontrolle seitens der Aufsichtsbehörde
- ein ambivalentes, vor allem auf Effizienz bedachtes Regelwerk (siehe: Querschotten im Kreuzfahrtschiff)
- mangelnde Sicherheitskultur
dahinter.

In der Luftfahrt sterben halt viele auf einen Schlag. Auch wenn es makaber klingt: würden die Flugzeuge global 2% weniger Sprit brauchen und dafür doppelt so häufig abstürzen, es wäre unter'm Strich billiger.
 

arneh

Astronaut
Dabei seit
08.04.2007
Beiträge
2.803
Zustimmungen
2.680
Ort
Siegen
Ich schätze die Arbeit des NTSB gerade unter den gegebenen Bedingungen sehr, sehr hoch ein. Auch die FAA ist kein reiner Lobyverein, aber das Konstrukt ist eine Fehlgeburt an sich (Kontrolle und Förderung ist per se der Kampf zwischen Bock und Gärtner).
OK, da gehe ich mit beiden Aussagen mit.
Die Bezeichnung Lobbyverein war sicher etwas hart, allerdings hat die FAA im Zweifel erschreckend oft die Sicherheit an Stelle 1b hinter dem wirtschaftlichen Aspekt gestellt. Dies bei einer Aufsichtsbehörde finde ich problematisch.
Ich gebe Dir insofern 100% recht, dass die Kombination Kontrolle + Förderung unter einem Dach ein Widerspruch an sich ist und eine Struktur ergibt, die den Widerstreit der Interessen und die damit verbundene Verantwortung (zumindest vor sich selbst) auf den einzelnen Mitarbeiter abwälzt (Die tun mir echt Leid...).
 

arneh

Astronaut
Dabei seit
08.04.2007
Beiträge
2.803
Zustimmungen
2.680
Ort
Siegen
Die R-22 haben übrigens "wir" verbockt, nachdem durch einen Übersetzungsfehler in D die in den USA verbotenen Manöver bei uns ausdrücklich vorgeflogen werden mussten.
Naja, das Problem war schon deutlich globaler.
Die Dinger sind Anfangs weltweit und vor allem in den USA so oft gecrasht, das selbst die NTSB die Dinger am liebsten am Boden festgetackert hätte...
Bis man (nicht zuletzt auf massiven Druck auch der NTSB) zumindest Sicherheitskurse verordnet hat, der die Piloten auf die Eigenheiten des Musters ausreichend eingenordet hat. Seither ist es sehr, sehr viel besser geworden und die Robbies fallen nicht mehr wirklich negativ aus der Reihe.
 
Toryu

Toryu

inaktiv
Dabei seit
24.04.2009
Beiträge
2.577
Zustimmungen
846
Ort
KSGJ
Das mit den Sicherheitskursen trifft aber eher das Phänomen "Geldbeutel größer als Talent" - gibt genug Leute, die sich aufgrund dieses Problems mit ihrer Bonanza/ Cirrus oder anderem Hochleistungsgerät zerschreddert haben. Kurse werden oft von den Halterverbänden (Bonnie, Mooney, etc.) angeboten - die haben ja auch keine Lust, für die Doofheit/ Unerfahrenheit anderer mehr an Versicherungspolicen zu zahlen. Auch gibt es das System, sich für Sicherheitsurse "Credits" anerkennen zu lassen, die dann entweder ins Flight-Review eingehen, oder andere positive Auswirkungen (Versicherung) haben.

Es zielt also eher auf Belohnung von Individuen und weitere Förderung der Fliegerei (besonders GA) ab, was einen aus dem vergleichsweise mittelalterlichen Europa stammendem Menschen doch schon ganz schön die Kinnlade aus dem Gesicht fallen lässt.

Das Modell ist - wie vieles da drüben - mehr auf Selbstständigkeit und Eigenverantwortung getrimmt. Das ist in meinen Augen auch gut so und funktioniert hervorragend. Als Deutscher, mit einer anderen Sicherheitskultur ("der Staat wird mich schon davor schützen"), versteht man diesen Ansatz u.U. nicht.

Die Bezeichnung Lobbyverein war sicher etwas hart, allerdings hat die FAA im Zweifel erschreckend oft die Sicherheit an Stelle 1b hinter dem wirtschaftlichen Aspekt gestellt.
Da will ich dir nicht grundlegend widersprechen. Fliegerei ist aber (besonders früher, als eben noch nicht 99% der "Killer" bekannt waren) eine Technologie, die vor allem aus Unfällen lernt. Das war bei den meisten Technologien so - wie lange hat es gedauert, bis es im PKW-Bereich die Anschnallpflicht, Seitenaufprallschutz, Airbags oder passiven Fußgängerschutz gab?
Sicherheit und Wirtschaftlichkeit ziehen eben am gleichen Strang in entgegengesetzter Richtung. Der enorme wirtschaftliche Druck (vgl. "Grounding" der weltweiten DC-10 Flotte!) ist nicht zu verachten. Gerade wenn Schadensersatzklagen himmelhoch ausfallen können, überlegt man es sich zwei mal, ob man zum Hammer greift.

Prinzipiell würde ich sagen, dass der wirtschaftlichere Ansatz nichts besonders außergewöhnliches in den USA ist - ich erwähnte oben bereits die andere Denkweise. Wie sinnvoll das im Einzelfall ist - darüber ließe sich endlos debattieren.

Ich bleibe dabei, dass der Ansatz im Großen und Ganzen funktioniert und in vielen Bereichen hier in Europa mal ein bisschen frische Luft einbringen würde.

===

Was sagt eigentlich die EASA zu den Akkus?
 
Schorsch

Schorsch

Alien
Dabei seit
22.01.2005
Beiträge
12.782
Zustimmungen
5.770
Ort
mit Elbblick
Was sagt eigentlich die EASA zu den Akkus?
Vermutlich nichts, weil FAA und EASA wohl da gut ihre Territorien abgesteckt haben und sich gegenseitig vertrauen.
Am Ende ist die FAA/EASA eine der größten Hürden für nicht-westliche Hersteller, speziell aus einem vollkommen fremden Kulturkreis (China; Russland und Brasilien sind kulturell vergleichbar).
 
Simon Maier

Simon Maier

Space Cadet
Dabei seit
26.07.2014
Beiträge
1.704
Zustimmungen
1.658
Ort
Down Under
mcnoch

mcnoch

Alien
Administrator
Dabei seit
18.04.2003
Beiträge
10.135
Zustimmungen
6.393
Ort
Nürnberg
Klingt sehr nach einem bekannten Linux Bug.
 
Simon Maier

Simon Maier

Space Cadet
Dabei seit
26.07.2014
Beiträge
1.704
Zustimmungen
1.658
Ort
Down Under
Hallo,

vorübergehend (bis zum Softwareupdate) Abhilfe schafft das Abschalten und Neustarten der elektischen Systeme, bevor sie 248 Tage permanent an waren. Boeing betont, dass es bisher keinen Zwischenfall mit Kundenmaschinen gab, da es ungewöhnlich sei die Systeme so lang permanent laufen zu lassen. Der Fehler trat bisher nur bei einem Labortest von Boeing auf.
 
Fw 200 Condor

Fw 200 Condor

Testpilot
Dabei seit
11.03.2005
Beiträge
721
Zustimmungen
660
Ort
bei EDDH
Moin moin,
Ich kann mir nicht vorstellen dass irgend ein Flugzeug 248 Tage lang permanent voll oder auch nur teilweise eingeschaltet bleibt. In meiner bisher 30 Jährigen Laufbahn an Fluggerät von Airbus, Boeing, Douglas und Hamburger Flugzeugbau habe ich es noch nicht erlebt, das ein Flugzeug überhaupt 24 Stunden in voll eingeschaltetem Betrieb erreicht. Kombiniert mit Teilbetrieb, also auf "Ground Service" d.h. mit Licht an in der Kabine und Frachträumen, incl. Stromversorgung der Frachtraumtüren und ggf. Frachtladesystem könnte es mal mehr als 24 Stunden werden. Aber 248 Tage ?! Das ist doch eher ein sehr theoretisches Problem.
 
cool

cool

Space Cadet
Dabei seit
27.01.2005
Beiträge
1.265
Zustimmungen
817
Ort
EDDF
In meiner bisher 30 Jährigen Laufbahn an Fluggerät von Airbus, Boeing, Douglas und Hamburger Flugzeugbau habe ich es noch nicht erlebt, das ein Flugzeug überhaupt 24 Stunden in voll eingeschaltetem Betrieb erreicht
Ist allein schon der Fall, wenn das Flugzeug laengere Zeit zum Check rumsteht und ein ausschalten des Bordstroms nicht notwendig ist, zudem gibt es Einsatzprofile von Langstreckenflugzeugen da sind 2xLeg und 1x Turnaround (in der das Flugzeug nicht ausgeschalten wird) schon locker groesser 24h. Je nach Einsatz kann es also durchaus dazu kommen, dass so Flugzeuge ne knappe Woche unter "Dauerstrom" stehen.

Es gab aber auch schon Probleme mit Bugs in dieser Richtung. Bei einer A330 oder A340 sind mal alle Display Units nach dem Start ausgegangen, bzw. schwarz geworden. Das "Problem" konnte man beheben, in dem man alle einfach aus und wieder einschaltete. Hintergrund war dann wohl, dass die Displays laenger als eine bestimmte Zeit am Stueck liefen und in der Software eine Art Power-Up Test alle soundsoviele Stunden "gefordert" war. Das haben die Units in dem Fall wohl eigenstaendig durchgefuehrt.
 

beistrich

Astronaut
Dabei seit
20.06.2004
Beiträge
4.704
Zustimmungen
666
Als die 747-400 neu war hatte Qantas gewaltige Probleme mit dem booten der Computer. Als Gegenmaßnahme haben sie die 747-400 nicht ausgeschaltet und am Netz hängen lassen. Vielleicht hat/hatte ein 787-Betreiber ähnliche Probleme und eine ähnliche Lösung?
 
Simon Maier

Simon Maier

Space Cadet
Dabei seit
26.07.2014
Beiträge
1.704
Zustimmungen
1.658
Ort
Down Under
Hallo,

Hier ist ein Link zu der entsprechenden Airworthiness Directive

http://rgl.faa.gov/Regulatory_and_Guidance_Library/rgad.nsf/0/584c7ee3b270fa3086257e38004d0f3e/$FILE/2015-09-07.pdf

Auf Seite 5 steht dass die Systeme spätestens nach 120 Tagen abgeschaltet und neu gestartet werden müssen, bis das Software-Update den Fehler behebt. Zur genauen Prozedur wird auf eine Boeing Multi Operator Message verwiesen, die die betroffenen Betreiber erhalten haben.

Solange die AD und die MOM befolgt wird besteht also keine Gefahr, auch wenn es in den Medien z.T. anders dargestellt wird. Immerhin handelt es sich auch nur um eine AD und nicht um eine EAD, in dem Fall kann das Problem nicht ganz so akut dramatisch sein. Der Fehler trat auch nur bei einem Laborversuch auf.
 
_Michael

_Michael

Space Cadet
Dabei seit
02.04.2001
Beiträge
2.374
Zustimmungen
1.504
Ich kann mir nicht vorstellen dass irgend ein Flugzeug 248 Tage lang permanent voll oder auch nur teilweise eingeschaltet bleibt. In meiner bisher 30 Jährigen Laufbahn an Fluggerät von Airbus, Boeing, Douglas und Hamburger Flugzeugbau habe ich es noch nicht erlebt, das ein Flugzeug überhaupt 24 Stunden in voll eingeschaltetem Betrieb erreicht.
Aus Sicht des Etechnik-Ingenieur muss ich dazu sagen, dass solche Systeme oft weiterlaufen, auch wenn das Gerät aus Sicht des Benutzers komplett ausgeschaltet ist und sogar die (Haupt-)Stromversorgung getrennt wurde. Beispielsweise um die Uhr weiterlaufen zu lassen oder periodisch zu prüfen, ob auf einem Bus ein Einschalt-Signal hereinkam. Ob es im Dreamliner solche Systeme gibt, weiss ich nicht, aber auf jeden Fall sollte man im Hinterkopf behalten, dass nicht zwingend gilt "aus" = "aus".
 
Schorsch

Schorsch

Alien
Dabei seit
22.01.2005
Beiträge
12.782
Zustimmungen
5.770
Ort
mit Elbblick
keine guten Nachrichten für Boeing:

Aeroflot storniert 22 Dreamliner.

Quelle: http://www.airliners.de/aeroflot-bestellung-22-dreamlinern/36049

Wieso werden die plötzlich nicht mehr benötigt? Könnten da politische Gründe mitspielen?
Oder doch nur wirtschaftliche?
Na ja, folgendes ist Stand letzte Woche:
Belastet von westlichen Sanktionen und niedrigeren Ölpreisen setzt die russische Wirtschaft ihre Talfahrt fort. In den ersten fünf Monaten schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt um 3,2 Prozent, sagte Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew am Freitag beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg. Im ablaufenden zweiten und im folgenden dritten Quartal werde die Wirtschaftsleistung zwischen 3,5 und 4,0 Prozent einbrechen, im Schlussquartal 2015 dann um etwa zwei Prozent. „Ab dem zweiten Quartal kommenden Jahres werden wir wieder ein Wachstumsniveau des Bruttoinlandsproduktes von zwei Prozent oder etwas mehr sehen“, sagte der Minister.
Eine Schrumpfung der Wirtschaft um 4% ist relativ katastrophal. Die extreme Abwertung des Rubels führt ja auch zu gesunkenen Handelsbeziehungen. Es fliegen weniger Leute. Die B787 waren vermutlich für Expansion in Langstreckenmärkte vorgesehen.
Weiterhin ist die B787-8 nicht gerade das Knallerflugzeug.
Ein großes Problem stellt für die Russen die Finanzierung da: das Geld sind USD, und die muss man sich wenigstens kurzfristig irgendwo leihen. Der Zugang zu Kapital ist stark eingeschränkt durch Sanktionen.

Ich denke alle Lieferverträge mit russischen Airlines können derzeit als "geplatzt" bezeichnet werden. Wenn sie hinreichend weit in der Zukunft liegen gibt es derzeit jedoch keinen Grund sie zu kündigen.
 
vossi79

vossi79

Testpilot
Dabei seit
05.10.2005
Beiträge
853
Zustimmungen
120
Ort
Norden
Ähnliche Probleme hatte UT-Air bei der 320 Auslieferung ja auch schon mal, wenn es denn einen finanziellen Hintergrund bei Aeroflot gibt. Liegt aber doch recht nah, dass einfach nicht mehr soviel im Portemonaie ist.
 
Thema:

Der "Dreamliner" - Thread

Der "Dreamliner" - Thread - Ähnliche Themen

  • Sa. 25.05.2024: Tag der offenen Tür am Flughafen Jaroměř (CZ)

    Sa. 25.05.2024: Tag der offenen Tür am Flughafen Jaroměř (CZ): Obwohl ich nicht glaube, dass sich jemand aus dem deutschsprachigen Raum (158,0 km von Görlitz, nö. Hradec Králové/Königgrätz, mit der Bahn gleich...
  • Dreamliner hat an drei aufeinander folgenden Flügen den selben Notfall

    Dreamliner hat an drei aufeinander folgenden Flügen den selben Notfall: Eine United Boeing 787 musste am 01., 02. und 03.07. mit einem Fehler der rechten Slats nach Tokio Narita zurückkehren. Dabei erklärten sie...
  • Der Dreamliner - Boeing 787

    Der Dreamliner - Boeing 787: Vom Dreamliner haben wir noch gar kein Bilderthema. All Nippon Airways Boeing 787-9
  • Der Dreamliner kommt

    Der Dreamliner kommt: Moin moin, am 25.06.11 um 9.00 Uhr "soll " der erste Dreamliner auf deutschen Boden, in Berlin Tegel, landen KLICK.
  • Sinn oder Unsinn der Dreamliner Werbung in Zeitschriften

    Sinn oder Unsinn der Dreamliner Werbung in Zeitschriften: In der aktuellen Ausgabe der "Aero International" ist auf den Seiten 18-19 eine doppelseitige Werbeanzeige für die Boeing 787, dort noch als 7E7...
  • Ähnliche Themen

    Sucheingaben

    Fluggesellschaften mit GENX 1b pip2 triebwerken

    ,

    3xx video Deino

    ,

    dreamliner laminieren

    ,
    airframer.com mail
    Oben