Erfolgreiche Notwasserung einer A320 in den Hudson River

Diskutiere Erfolgreiche Notwasserung einer A320 in den Hudson River im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Na, da wäre ich mir nicht so sicher. Einfach alles dicker machen muss nicht unbedingt mehr Sicherheit bringen. Es reicht eine Schwachstelle...
Schorsch

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Naja bei einer 707 ist eine Wasserlandung meines Erachtens prinzipiell eher durchfürbar als bei einer A320. Die 707 stammt konstruktionstechnisch aus den späten 50ern und deshalb "gebaut wie ein Schlachtschiff". Ähnlich wie bei der DC-3 konnte man bestimmte Belastungen noch nicht ausreichend simulieren und deshalb wurde - vereinfacht gesagt - alles so stabil wie möglich gebaut (Extrembeispiele dafür sind die DC-3 und Ju 52). Irgendwo las ich einmal dass der Prototyp der 707 sogar um den Faktor 5 "überkonstruiert" war.
Bei der A320 musste man das in der Hinsicht nicht mehr man konnte ja fast alles testen. Die Landung auf dem Hudson zeigt allerdings auch das selbst mit einem im Vergleich zur 707 filigranen Flugzeug eine Wasserung möglich ist.
Na, da wäre ich mir nicht so sicher. Einfach alles dicker machen muss nicht unbedingt mehr Sicherheit bringen. Es reicht eine Schwachstelle.
[die Schlachtschiffe sind ja gerne auch sehr schnell gesunken, wenn man denn an der richtigen Stelle traf]
 
Tiger-Fan

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Nachdem ich die Funksprüche im Fernsehen und die Animation der Notwasserung gesehen und gehört habe bin ich von der Professionalität der Crew schwer beeindruckt. Wie besonnen,ruhig und klar der Pilot dem Tower die Notlage mitgeteilt hat und den Funkverkehr abgewickelt hat war grandios.
Normalerweise ist man in solch einer Situation stark angespannt, nervös und auch in der Wortwahl eher laut und hektisch. Bei dem Piloten Sullivan aber absolut ruhig,sachlich......wenn man bedenkt das man in solch einer Situation dem Tod ins Auge sieht.
 
Carlos G.

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Nicht vergessen, dass Capt. Chesley Sullenberger nebenberuflich Kurse veranstaltet, wo es gerade um das korrekte Sicherheitsverhalten in Notsituationen geht. Dass er dann sachlich und ruhig in so einer Situation bleibt ist "normal". Mit anderen Worten, zum normalen Training jeder Crew kommt bei ihm noch die Tatsache hinzu, dass er mental besser darauf vorbereitet ist, in Notsituationen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Deswegen sagte ja die Presse gleich, es sei "die richtige Crew im richtigen Moment" an Bord der USAir-Maschine gewesen.
 
Christian K

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Deswegen sagte ja die Presse gleich, es sei "die richtige Crew im richtigen Moment" an Bord der USAir-Maschine gewesen.
Auch wenn das zutreffen mag, finde ich es nicht gut, wenn es so in den Medien verbreitet wird.
Denn das läßt den Eindruck entstehen, das nur bestimmte Piloten zu solch einer Leistung fähig sind und andere seien dazu nicht in der Lage. Und als Passagier kann man sich ja beim Buchen des Fluges die diensthabenden Besatzungsmitglieder leider nicht auswählen.
Deswegen finde ich richtig vom Kapitän, das er sich nach dem Vorfall sehr bescheiden gibt, obwohl sich die Presse um ihn reißt.
 
Schorsch

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Auch wenn das zutreffen mag, finde ich es nicht gut, wenn es so in den Medien verbreitet wird.
Denn das läßt den Eindruck entstehen, das nur bestimmte Piloten zu solch einer Leistung fähig sind und andere seien dazu nicht in der Lage. Und als Passagier kann man sich ja beim Buchen des Fluges die diensthabenden Besatzungsmitglieder leider nicht auswählen.
Deswegen finde ich richtig vom Kapitän, das er sich nach dem Vorfall sehr bescheiden gibt, obwohl sich die Presse um ihn reißt.
Er weiß wohl auch, dass die ganze Aktion auch "ein Schlag ins Wasser" hätte werden können. Wären Leute umgekommen, würden ihn alle kritisieren. Man muss daher das Lob oder die Kritik der Presse stets vorsichtig betrachten, ach eigentlich kann man es getrost ignorieren.
In Fachzeitschriften werden keine Helden erhoben, natürlich wird die überdurchschnittliche Leistung des Kapitäns hervor gehoben. Und das sicher zurecht.

Unfallberichte sind voll mit "erfahrenen Kapitänen", also gibt es keinen Ausdruck, den ich affiger finde.
 

koehlerbv

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Abgesehen davon: Im Training, auch als Ausbildender, kann man etwas tausendmal durchgespielt haben. Wenn man dann im realen Leben damit konfrontiert wird, kann sich die eigene Situation ganz anders darstellen. Dann kann auch der Ausgebildete "Frische" perfekt reagieren, während der Ausbilder doch versagt.

Was aber bleibt ist, dass die Besatzung wirklich perfekt gehandelt hat. Auch wenn dabei eine Portion Glück im Spiel war (eine der schnell vor Ort gewesenen Fähren hätte ja auch gerade in der Anflugbahn schwimmen können): Dieses Ergebnis kann der Crew keiner nehmen.

Bernhard
 
Carlos G.

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Ok, das ist Glück gewesen, dass es ein perfekter Tag war, keine "falsche Windrichtung", kein Schiff im Gebiet der Wasserung. Das grosse Können war mMn die richtrige Entscheidung "baden zu gehen" und nicht verzweifelt versuchen, Teterboro zu erreichen; den perfekten Anstellwinkel im Anflug zu bewahren, sodass kein Strömungsabriss entstand, und natürlich die Flächen immer schön waagerecht gehalten zu haben.

Dass er da sehr knapp am Mikrophon war, das war klar. Er war zum Zeitpunkt des Wortwechsels eben mental mit der Entscheidungsnahme beschäftigt, welchen anderen Tonfall hätte er haben können?

Wir haben - glaube ich - nicht den Wortwechsel zwischen Lajes/Azoren ATC mit Capt. Piché zu hören bekommen, aber der wird auch nicht anders gewesen sein.
 

koehlerbv

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Wir haben - glaube ich - nicht den Wortwechsel zwischen Lajes/Azoren ATC mit Capt. Piché zu hören bekommen, aber der wird auch nicht anders gewesen sein.
Glück gehört dann auch immer dazu in solchen Fällen.

Und nein: Captain Piché wird auch nicht anders geklungen haben. Hektiker hätten in solchen Situationen doch eher schlechte Karten. Wie gesagt: Jeder von uns kann nur dann feststellen, was für ein "Ernstfall-Typ" er ist, wenn eben dieser wirklich eingetreten ist.


Bernhard
 
FMM2007

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Auf N24 wird heute in der Vorberichterstattung von einem A340 im Hudson River berichtet. Typisches BILD-Niveau! Armes Deutschland. Hauptsache Leute verarscht.

gruß
 

koehlerbv

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Auf N24 wird heute in der Vorberichterstattung von einem A340 im Hudson River berichtet. Typisches BILD-Niveau! Armes Deutschland. Hauptsache Leute verarscht.
Schwachfug! Warum schaust Du Dir N24 an? Davon leben die Leute (und die werbenden Firmen). Kritik am Öffentlich.rechtlichen wäre zielführender - da haben wir keine Wahl. Und die Qualität von BILD (muss bezahlt werden und ist trotzdem die auflagenstärkste Tageszeitung!), N24 & Co. ist doch nun bekannt. Kann man kaufen, kann man anschauen - muss man aber nicht.

Bernhard
 
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Da die meisten Leser/Zuschauer keinen Unterschied zwischen einem A340, A430, A304, A403, A230 oder A320 kennen, ist es eh egal. Ein Airbus halt, vielleicht sogar von Boeing. Auf jeden Fall ein Passagierflugzeug.
 
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Ich habe etwas recht interessantes zu diesem Thema gefunden und ich muss zugeben von diesem Standpunkt habe ich es noch gar nicht gesehen.
William Langewiesche, Journalist und selber Pilot von kleinen Flugzeugen, hat im Juni einen 11000 Wörter Artikel zu der Notlandung geschrieben und beleuchtet das ganze von verschiedenen Seiten.
Hier gibt es den ganzen Artikel (Englisch)
Darin gibt es zum Beispiel diese Passage
Unlike Piché's A330, which lost automation and flew much like a Boeing during its glide, Sullenberger's A320 went all the way to the water under fly-by-wire control. That means it handled the constant adjustments and repetitive chores of flight by itself, and responded to Sullenberger's larger inputs according to a regime that is known as Normal Law--though it is "normal" only as Ziegler wished normal to be. A full description of its arcane logic is beyond the scope of an article. Suffice it to say that if Sullenberger had done nothing after the loss of thrust the airplane would have smoothly slowed until reaching a certain angle with the airflow, at which point it would have lowered its nose to keep the wings from stalling, and would have done this even if for some reason Sullenberger had resisted. Of course, Sullenberger did no such thing. While in the initial left turn he lowered the nose well in advance of the need for any such "protection," and went to the best gliding speed--a value which the airplane calculated all by itself, and presented to him as a green dot on the speed scale of his primary flight display. During the pitch changes to achieve that speed, a yellow "trend" arrow appeared on the scale, pointing up or down from the current speed with predictions of speed 10 seconds into the future--an enormous aid in settling onto the green dot with the minimum of oscillation.
Übersetzung...nach bestem Gewissen ©flieger28
Im Gegensatz zu dem Flug von Piché's im A330 der die Automatikion verloren hatte und dadurch wie eine Boeing geflogen ist, ist Sullenberger's A320 den ganzen Weg bis zum Wasser unter "Fly-by-wire" geflogen. Das bedeutet das das Flugzeug die gleich bleibenden Arbeiten und Eingaben die zum Fliegen gehören alleine machte. Es antwortete auf Sullenberger's größere Eingaben mit einem Regime das als "Normal Law" bekannt ist. --though it is "normal" only as Ziegler wished normal to be. Eine vollständige Übersetzung dieser geheimen Logik würde den Bereich einens solche Artikels übersteigen. Ausreichend ist aber zu sagen, das wenn Sullenberger nach dem Verlust des gesamten Schubs nichts gemacht hätte, das Flugzeug zwar immer langsamer geworden wäre aber auch seine Nase irgendwann gesenkt hätte um einen Stall zu vermeiden, auch wenn Sullenberger sich dagegen gewährt hätte. Natürlich machte Sullenberger so etwas nicht. Während er in der anfänglichen links Kurve war senkte er die Nase (der Maschine) mehr und ist somit überhaupt nicht in die Nähe der eben beschriebenen "Sicherung" gekommen, sondern wechselte zu der Geschwindigkeit des besten Gleitens -- eine Geschwindigkeit die das Flugzeug selber berechnet hatte und ihm als einen grünen Punkt auf der Geschwindigkeitsanzeige des primary flight display anzeigte. Während der Pitch Änderungen um diese Geschwindigkeit zu erreichen, erschien auf dem PFD ein gelber "Trend" Pfeil der hoch oder runter zeigte bezogen auf die momentane Geschwindigkeit, gleichzeitig bot er Vorausberechnungen für 10 Sekunden an -- eine große Hilfe um die Geschwindigkeit des besten Gleitens auf schnellstem weg zu erreichen.

Weiter heißt es in dem Artikel
if Sullenberger left the side-stick alone, the airplane stayed precisely at the chosen angle; and that, likewise, having returned to a straight-ahead wings-level position, the airplane stayed there too, without the slightest drift or wobble.
..auch wenn Sullenberger den Side Stick losgelassen hätte, das Flugzeug wäre genau in dem gewähltem Winkel geblieben;und so ist das Flugzeug ebenfalls in einer geradeaus, Flügel gerade Position geblieben ohne die geringste Abweichung

Zusammengefasst und vereinfacht, (das hätte ich gleich machen sollen, es zusammenfassen und nicht alles übersetzen) sagt Langewiesche das Sullenberger's Beitrag zum ganzen gelingen im allgemeinen eher überbewertet ist und das es eigentlich nur geklappt hat weil es ein Airbus war. Also die Wasserlandung. Normalerweise gehen die ja schief weil kein (vom Menschen gesteuertes) Flugzeug bei einer Wasserlandung genau Wings Level, also Gerade, aufsetzt. Offensichtlich war das aber hier der Fall.
Ich für mich muss sagen das ich vieles in dem Artikel logisch finde und nachvollziehen kann. Jedenfalls war das für mich mal eine andere Sicht der Dinge. Mal nicht das Airbus=Computer=Schlecht Boeing="wir fliegen noch von Hand"=gut :D

Vielleicht kann man den Thread ja auch verschieben... dann habe ich nicht alles nur für 3 Monate übersetzt ;)
 
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