Die Entscheidung für die 109 resultiert sicherlich aus den Zwängen, denen die deutsche Wirtschaft insgesamt unterworfen war.
1. Deutschland war ein rohstoffarmes Land. Bei einer längeren kriegerischen Auseinandersetzung war mit größeren Problemen zu rechnen, daher die "Autarkiebestrebungen". Aus dem begrenzten Rohstoffangebot musste dabei ein Maximum an Nutzen gezogen werden. Deshalb erhielt am Ende das Produkt den Vorzug, das bei vergleichbaren Leistungen weniger Rohstoffe brauchte. Teilweise wurden eingeführte Muster für die weitere Serienproduktion "entfeinert" (sog. "Kriegslokomotiven", Schell-Plan im Kraftfahrzeugbau).
2. Deutschland sah sich einem zahlenmäßig überlegenen und qualitativ zumindest teilweise gleichwertigen Gegner (CSR) gegenüber. Das zur Verfügung stehende Potential war u. a. aus Arbeitskraftgründen begrenzt. Deshalb musste die als notwendig erachtete Stückzahl mit der geringsmöglichen Arbeitsleistungen erbracht werden.
3. Mit einem Flugzeug gewinnt man keinen Krieg. Deutschland war in Wirtschaftsfragen ein stark zentralistsicher Staat, letztendlich mussten sich die TSK insgesamt in den Rahmen der wirtschaftlichen Kriegführung einordnen. Die Entscheidung für das "bessere Flugzeug" hätte insgesamt mehr Nachteile gebracht, außerdem ging man ja, wie bereits erwähnt, davon aus, den Krieg 1941/42 gewonnen zu haben - Aufwuchspotential also nur begrenzt nötig.
4. Export war kein Selbstszweck. Deutschland war zwar "devisenhungrig", aber dem erzielten Gewinn standen die gebundenen Produktionskapazitäten gegenüber. Daher Exporte im Prinzip nur dort, wo politisch/wirtschaftlich unumgänglich.
5. Die Politik Deutschlands gegenüber der UdSSR war folgerichtig. Deutsche Militärs fürchteten nichts so sehr wie einen Zweifrontenkrieg. Daher war der politischen Führung in Deutschland sehr daran gelegen, eine wohlwollende / freundliche Haltung der Russen zu erreichen und eine Annäherung der Westmächte an Russland zu verhindern (britisch-französisch-russische Gespräche 1941, Abbruch unmittelbar vor Hitler -Stalin-Pakt). Daher auch die vermeintliche "Annäherung" Ende der dreißiger Jahre, die sich auch auf anderen Feldern zeigte (Propaganda usw.) Und obwohl man die sowjetische Flugzeugindustrie mit aufgebaut hatte, glaubte man einfach nicht, dass die Russen in kurzer Zeit eine vernünftige Serienproduktion auf die Beine stellen können (ist m. E. bis heute das Hauptüber sowjetisch-russischer Technologieentwicklungen). Also, "good will" zeige, es schadet ja nix.
Alles in allem eine der konsequenten Entscheidungen. Allerdings hat die Eingangsgröße (Kriegsdauer und Kräfteverhältnis) überhaupt nicht gepaßt.
Gruß Ralf