Vorsicht: nach Öffnen der Schleuse bleibt Ihnen die Luft weg!
Während der Physiker das (Pudding-)Teilchen studiert, studiert der Mediziner den Organismus, also den Menschen bzw. das Versuchskaninchen. Also löst euch mal von eurer rein physikalischen Betrachtung des „Überlebens im Vakuum“, AMX, pok und Turrican2k!
Man sollte in der Diskussion aber nicht die einzelnen
Ursachen und Wirkungen des Vakuums vermischen oder vernachlässigen, sondern jedes Phänomen in seiner Auswirkung
einzeln beobachten und anschließend die
Summe der Wirkungen auf den Organismus betrachten. Ich sehe da drei haupsächliche Faktoren:
Dekompression
-> Druckveränderung in Atemwegen, Rachen und Mittelohr
Strahlungsexposition
-> Hautveränderung
Unterdruck
-> Lungendruckveränderung
-> Blutdruckveränderung
-> Blutsauerstoff-Resorptionsveränderung (Gasaustausch)*
*Bewusstlosigkeit und Tod sind nach einigen Sekunden der Vakuumexposition zwangsläufig die Folge der bereits unterhalb des Blutsiedepunktes ausperlenden Inertgase (wie Stickstoff und Kohlendioxid, letzteres gebunden als Kohlensäure) im Blut, die die Blutzirkulation und damit den Gasaustausch durch multiple Embolie zum Stillstand brächten.
Zum Thema
Menschenversuche: ich weiß, dass im Dritten Reich Konzentrationslagerinsassen zu Unterkühlungsversuchen für die Luftfahrtmedizin herangezogen wurden. Raumfahrtmedizinische Experimente wären daher ebenfalls sehr naheliegend. Die Siegermächte haben sich die Ergebnisse, die nicht von den Deutschen zum Kriegsende vernichtet worden sind, wie alle Forschungsergebnisse aus der Hochtechnologie mit höchster Priorität angeeignet. Namentlich die USA und die Sowjetunion haben sich diese Unterlagen nebst Wissenschaftlern und Technikern für ihre eigene Forschung gesichert.
Da diese Menschenversuche nicht den allgemeinen ethischen Grundsätzen entsprechen, werden sie bis heute nur vereinzelt freigegeben, obwohl Raumfahrt und Wissenschaft der beiden Supermächte von den Ergebnissen profitiert haben. Ich persönlich denke, dass menschenunwürdig gewonnene Versuchsergebnisse, wo sie einmal vorliegen, zum künftigen Schutz von Gesundheit und Leben der (raumfahrenden) Menschheit genutzt werden sollten.
Ebenso befürworte ich
Tierversuche als Vorstufe zu riskanten Einsätzen von Menschen. Dieses Gebiet der Ethik ist – vor allem unter Tierschützern – zwar sehr umstritten, aber für den Bereich der Raumfahrt möchte ich meine (bzw. unsere, Turrican2k) dezidierte Meinung hier mal kund tun.
Dass die
Dauerstadien einiger einfacher Organismen so unglaubliche Umweltbedingungen überleben können, sollte uns Respekt vor ihrer sogenannten „Primitivität“ lehren. Die erste Frage ist aber:
wie lange halten die Dauerstadien kosmisch-lebensfeindliche Bedingungen aus, und die zweite lautet: werden sie (dort, wo sie sind) jemals
Lebensbedingungen vorfinden und wieder Stoffwechsel betreiben?
Zum Schluss möchte ich noch einen Satz von Geoffrey A. Landis in den (luftleeren) Raum werfen, da er zum Nachdenken über ‚Sein und Nichtsein’ anregt:
„A few recent Hollywood films showed people instantly freezing solid when exposed to vacuum. In one of these, the scientist character mentioned that the temperature was "minus 273" - that is, absolute zero. But in a practical sense, space doesn't really have a temperature - you can't measure a temperature on a vacuum, something that isn't there.“