Mittelstreckenflugzeug RRJ - russisches oder internationales Projekt?

[Schorsch]

So in etwa. Die Russen haben auch über jahrzehnte gewachsene Geschäftsbeziehungen. Ihre Flieger waren eben vor allem (ausschließlich?) im sozialistischen Ländern unterwegs. Mit keinem vorherigen Modell ist es gelungen aus diesem Gehege auszubüchsen. Militärisches Gerät zählt nicht.

 

[Fliegernase]

So in etwa. Die Russen haben auch über jahrzehnte gewachsene Geschäftsbeziehungen. Ihre Flieger waren eben vor allem (ausschließlich?) im sozialistischen Ländern unterwegs. Mit keinem vorherigen Modell ist es gelungen aus diesem Gehege auszubüchsen. Militärisches Gerät zählt nicht.

Also in dem Geschäftsfeld aus dem ich komme ist die freie Marktwirtschaft und alles drum rum auch eher theorie als reine Wirklichkeit. Zudem existieren auch im Westen und darüber hinaus sehr unterschiedliche Ausfassungen. Man schaue nur auf die Probleme mt Korruptionsvorwürfen. In einigen Gebieten der Welt sind gewisse Zuwendungen einfach normal und die Grundlage zur Preisbestimmung ist nicht überall so wie in Deutschland.

Speziell im Liftfahrtbereich bei den großen Anbietern kommt mir das alles doch sehr "sozialistisch" vor. Wieviel Staat und Steuerzahler steckt in Airbus und wieviel Freiheiten haben die großen Fluglinien der Airbuspartnerländer bei der Herstellerwahl?
Die Abwrackprämie ist ja auch so ein umstrittenes Ding gewesen und nun hilft der Staat beim Aufbau einer Elektroautoindustrie, weil die deutsche Industrie hier den Anschluss verloren hat. Man könnte jetzt noch über die EU und den Euro und die Euro/Banken Rettung schwadronieren aber lassen wir es lieber. Hier solls ja um Flugzeuge gehen.

Es ist so eine der weniger rühmlichen deutschen Eigenschaften schnell dabei zu sein, wenn man mit dem Finger auf andere zeigen kann. Dabei haben wir so viel Dreck vor der eigenen Haustür, dass wir dafür keine Hände frei haben dürften.

 

[EDCG]

Ihre Flieger waren eben vor allem (ausschließlich?) in sozialistischen Ländern unterwegs.

Ein paar Yak-40 flogen in Deutschland und in Italien.
U.a. bei der Hamburger General Air:
https://de.wikipedia.org/wiki/General_Air

 

[_Michael]

Also in dem Geschäftsfeld aus dem ich komme ist die freie Marktwirtschaft und alles drum rum auch eher theorie als reine Wirklichkeit.

Es würde hier wohl auch niemand behaupten, die westliche Flugzeug-, Auto- oder generell Grossindustrie sei frisch fröhlich faire freie Marktwirtschaft. Schaut man sich einerseits die gigantischen Klumpenrisiken bei der Entwicklung und andererseits die Bedeutung einzelner Firmen für Länder oder Regionen an, so ist das - je nach politischer Einstellung - auch mehr oder weniger ok.

Das Problem im Osten ist IMHO nicht primär die die mangelnde Marktwirtschaft, sondern eher mangelhafte politische und wirtschaftliche Stabilität und daraus folgend mangelhaftes Vertrauen. Da steht der Westen schon klar besser da.

 

[Fliegernase]

Das Problem im Osten ist IMHO nicht primär die die mangelnde Marktwirtschaft, sondern eher mangelhafte politische und wirtschaftliche Stabilität und daraus folgend mangelhaftes Vertrauen. Da steht der Westen schon klar besser da.

Würde ich unterschreiben. Hinzu kommen noch unterentwickelte industriellen Infrastrukturen. Mit Sozialismus hat das aber nichts zu tun. Es gibt heute wohl mehr kapitalistische Länder mit maroder Industrie als es je sozialistisch/kommunistische Länder gab.

 

[Schorsch]

Speziell im Luftfahrtbereich bei den großen Anbietern kommt mir das alles doch sehr "sozialistisch" vor. Wieviel Staat und Steuerzahler steckt in Airbus und wieviel Freiheiten haben die großen Fluglinien der Airbuspartnerländer bei der Herstellerwahl?

Offensichtlich reichlich:
Air France: Launch Customer B777-300ER (Totengräber des A340-600)
Lufthansa: Launch Customer B747-8I (ohne LH hätte es vermutlich keine B747-8I gegeben, und Airbus beim A380 etwas fröhlicher preisen können)
Lufthansa: europäischer Launch Customer B777-9
British Airways: außer dem A380 keinen einzigen Airbus Widebody in der Flotte

Bei Korruption und "Freunderlwirtschaft" zeigt man gerne auf andere, auch wenn sie daheim passiert (siehe etwa Fifa).
Die hier latent aufgestellte Behauptung von Teilnehmer Fliegernase, dass der mangelnde Erfolg der Russen auf Märkten außerhalb des sozialistischen Wirtschaftsraums an der mangelnden Korruptionsbereitschaft liegt ist vollkommen abwegig. Sie hatten schlicht minderwertige Produkte.
Mit dem SSJ100 ist hier erstmals ein "Ausbruch" gelungen, ob dieser nachhaltig ist muss sich noch zeigen. Die bisher seitens InterJet betriebenen Maschinen sind vermutlich samtsonders geleast: nicht, dass man irgendwann alle Flieger einfach zurück gibt. Kommt auf die Verträge an.
Dabei kommt es auch zu "komischen" Aktionen. Die Arbeit von "Exportkreditgebern" kann man gespalten sehen. In den USA gibt es starke Widerstände gegen die dortige ExIm.

11 June, 2014 BY: Olivier Bonnassies London

Mexican low-cost Interjet has mandated Natixis to arrange financing on a second batch of Sukhoi Superjet 100s.

The French bank will act as the mandated lead arranger and global facility agent for 11 new aircraft of the type.

The first nine Superjet 100s are being financed with the guarantee from Italy’s and France’s export credit agencies, Sace and Coface, along with Russian state-owned bank Vnesheconombank. Germany’s Deutsche Bank and Italy’s Intesa Sanpaolo are the co-arrangers and underwriters of export credit agencies-backed facilities covering the 93-seat aircraft for Interjet.

The transaction is innovative as it marks the first time that France, Italy and the Russian Federation have joined forces on an export credit operation. It is also one of the first transactions for a regional aircraft benefiting from a 100% guarantee from Coface, and the first aircraft financing arrangement to have benefited from a 100%, direct Sace guarantee.

Under the current financing structure, Interjet has received eight of the nine Superjet 100s. The final delivery is scheduled for July.

For the remaining 11 units, Russian export credit agency Exiar is set to participate along with Sace and Coface.

https://www.flightglobal.com/news/articles/interjet-mandates-natixis-for-superjet-100-financing-400294/

Am Ende verkauft man kaum ein Flugzeug ohne die entsprechende Finanzierung, welches natürlich aus Russland heraus schwieriger ist. Daher muss man hier kreativ sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Sanktionen_in_der_Krimkrise#Verordnung_.28EU.29_Nr._833.2F2014_des_Rates_vom_31._Juli_2014
Dabei ist der Kaufpreis eher eine theoretische Größe, was der Betreiber sieht sind die monatlichen Zahlungen.

 

[Swiss]

Was mich erstaunt, dass Nordkorea noch nicht zugeschlagen hat.

 

[Fliegernase]

Offensichtlich reichlich:
Air France: Launch Customer B777-300ER (Totengräber des A340-600)
Lufthansa: Launch Customer B747-8I (ohne LH hätte es vermutlich keine B747-8I gegeben, und Airbus beim A380 etwas fröhlicher preisen können)
Lufthansa: europäischer Launch Customer B777-9
British Airways: außer dem A380 keinen einzigen Airbus Widebody in der Flotte

Kann mir nicht vorstellen, dass die Lufthansa auch entscheiden könnte zum Beispiel keine A350 zu kaufen. Dass sie auch andere Flieger nehmen will ich nicht unterschlagen aber eine gewisse Einflussnahme würde ich schon sehen.

Die hier latent aufgestellte Behauptung von Teilnehmer Fliegernase, dass der mangelnde Erfolg der Russen auf Märkten außerhalb des sozialistischen Wirtschaftsraums an der mangelnden Korruptionsbereitschaft liegt ist vollkommen abwegig. Sie hatten schlicht minderwertige Produkte.

Wo soll ich das behauptet haben? Ich habe lediglich keinen Zusammenhang zwischen dem früheren Komunismus in der SU und der Exportprobleme von Russland heute sehen können.
Von mangelnder Korruptionsbereitschaft habe ich nicht geschrieben. Wobei das auch nicht von der Hand zu weisen ist. Es gab seit Ende der SU erhebliche Hemmungen bei der Zusammenarbeit auf dieser Ebene. Dafür gab es sicher wirtschaftliche, bürokratische und technologische Gründe aber ebend durchaus auch politische.

 

[EDCG]

Kann mir nicht vorstellen, dass die Lufthansa auch entscheiden könnte zum Beispiel keine A350 zu kaufen.

Wer oder was sollte sie daran hindern?

Dass sie auch andere Flieger nehmen will ich nicht unterschlagen aber eine gewisse Einflussnahme würde ich schon sehen.

Was für eine Einflussnahme?

 

[AIRBUG]

Ist zwar hier im Polit-Talk sehr OT,möchte trotzdem ein paar Bilder der Kiste vorstellen.
Mein Eindruck des Fliegers ist absolut positiv,Cockpit und Kabine lassen zB einen A320 ziemlich alt aussehen.

http://www.flugzeugforum.de/threads/85335-Sukhoi-SJ-100-95B-SuperJet?p=2333965#post2333965

 

[Schorsch]

Kann mir nicht vorstellen, dass die Lufthansa auch entscheiden könnte zum Beispiel keine A350 zu kaufen. Dass sie auch andere Flieger nehmen will ich nicht unterschlagen aber eine gewisse Einflussnahme würde ich schon sehen.

Dein Weltbild da anscheinend gut gegen Fakten abgedichtet, so dass die "Vorstellungen" da gut leben können.

 

[papillon]

Das Niveau steigt nicht mit dem zuteilen "beschränkter Weltbilder".

Also AIRBUG, du kannst doch nicht einfach mal so dies Thema aus dem Zusammenhang reißen.
Im Ernst, danke für den Hinweis.

 

[Deino]

Hatten wir den hier schon ???

Deino

 

[Swiss]

Nein, der kam nämlich erst gestern aus der Malerei. Die Triebwerke werden noch grau bzw. gewechselt. Die Superjets, welche von Moskau zur Malerei und zurückfliegen, werden mit gebrauchten Triebwerken versehen. Die neuen werden erst danach installiert.

 

[Swiss]

Hier mal wieder die aktuellsten News:

Bis jetzt waren es 113 Erstflüge und 97 Auslieferungen

Yamal bekommt noch dieses Jahr 6 Superjets LR Versionen mit 100 Eco Sitzplätzen. 3 haben sie breits mit 103 Eco Sitzplätzen. Also 9 Stück von 22 bis Ende Jahr.

-Die Maschine von Comlux ist fertig mit dem Innenausbau und hat diesen Monat weitere Testflüge in Indianapolis absolivert.
-Die Maschine für den NSC of the Republic of Kazakhstan wurde gestern ausgeliefert. Sie verfügt über zusätzliche Treibstofftanks.
-CityJet hat am 2.11 die 3te Maschine erhalten (EI-FWC MSN95111)
-PK-ECM ex SkyAviation + RDPL-34195 ex LAOS sind zurück in Moskau. Was mit ihnen geschieht ist noch unklar.
-In Venedig sind 1 Maschine für CityJet und 4 Maschinen für Interjet bei der Endmontage.
-Kürzlich kam die Info, dass mit Teilen für MSN95146 begonnen wurde.

 

[f16fan]

Bin soeben über die Info gestolpert: Russland hat die SJ 100 gegroundet. Grund: Materialermüdung
Wäre bei den doch sehr jungen Maschinen fatal.

http://www.rferl.org/a/russia-sukhoi-superjet-100-grounded/28195647.html

 

[Philipus II]

Ich würde da jetzt noch nicht zu viel reinlesen. Es kann sich um Teile handeln, die leicht auszutauschen sind. In dem Fall wird das Intervall angepasst und weiter gehts. Ohne Details ist schwer abzuschätzen, ob das ein ernstes Problem ist.

 

[DM-ZYC]

Zumindest war in DRS der heutige Flug von Aeroflot mit SSJ gestrichen und morgen soll ein A 320 kommen .

 

[Swiss]

Hier ist das Dokument dazu: https://vk.com/doc272060771_440269161?hash=25c606bc5ec734b08f&dl=6607b231d5a3f3296c

 

[Simon Maier]

Hallo,

Wegen der Materialermüdung

http://www.aerotelegraph.com/materialmaengel-an-sukhoi-superjets-entdeckt

Dem Artikel nach gibt es ein Problem am Leitwerk, wo bei einem Superjet Anzeichen von Materialermüdung gefunden wurden. Jetzt müssen alle Maschinen im Beisein eines Experten von Rosaviatsia überprüft werden, wird nichts gefunden dürfen die Flugzeuge anschließend weiterfliegen. Die betroffenen Bauteile müssen dem Dokument einen Post weiter oben bei den täglichen Checks begutachtet werden.


Am 22.12. hat die 100 LR (größere Reichweite) ihre EASA-Zertifizierung bekommen

http://www.aerotelegraph.com/superjet-mit-mehr-reichweite-erhaelt-easa-zertifizierung