Da sieht man recht deutlich, dass die Passagierzahlen in den letzten 10 Jahren weit stärker gestiegen sind, als im weltweiten Schnitt. Das ist jetzt sicher keine Weltneuheit - nur die Zahlen waren dann doch schon überraschend. Aus den Zahlen geht jetzt nicht hervor, ob Vietnamesen oder Touristen geflogen sind. Auf jeden Fall fliegen immer mehr Vietnamesen selbst. Das ist Fakt.
Zunächst mal danke für Zahlen und Darstellung!
Ich mag anmerken, dass 1970 als Bezugsjahr etwas humpelt. Damals wurden gewiss mehr Passagierkilometer in B-52 über Vietnam produziert als in zivilen Flugzeugen.
Als aufstrebendes Entwicklungsland mit stark steigenden Fluggastzahlen ist dieses Land der perfekte Absatzmarkt für den russischen Superjet. Die meisten Abnehmer - sofern sie bis zur Auslieferung nicht pleite gegangen sind - kommen doch aus Südostasien. Dies ist die These aus den vorigen Posts und die ist aus meiner Sicht korrekt.
Hier sage ich "Contra", und zwar aus folgenden Gründen:
Will ich ein Flugzeug kaufen, dann kaufe ich mir grundsätzlich das Flugzeug mit den besten Stückkosten (Cost per Available Seat Kilometer). Habe ich einen klaren Deckel in den Passagierzahlen, kann es sinnvoll sein, kleineres Gerät zu kaufen (1), anstatt leere Sitzplätze spazieren zu fliegen. Weiterer Grund kann sein, dass ich mir das große Flugzeug nicht leisten kann (2). Weiterhin kann Infrastruktur ein Problem sein (3).
(1): Wachstum über 10%, vermutlich 20% auf Rennstrecken. Ich bekomme immer einen Flieger voll, die Frage eher ob einmal, zweimal oder fünf mal am Tag. Siehe:
https://en.wikipedia.org/wiki/Noi_Bai_International_Airport#Statistics
Viele Destinationen werden mehrfach täglich bedient.
(2): Auch Airlines in Entwicklungsländern haben Zugang zu Risikokapital. Das ist ja gerade die Revolution der letzten 10 Jahre, dass sich inzwischen jeder einen Airbus leisten kann, weil eben die Finanzierung möglich ist. Dies, weil sehr viel Geld aus USA und Europa verzweifelt Rendite sucht. Diese Entwicklung sorgt unter anderem für die Auftragsflut. Für zweitklassige Ware aus der Sowjetunion (*) bekomme ich schwieriger Geld, die "Cost of Ownership" sind damit am Ende pro Sitz höher!
(3): Am Ende braucht ein SSJ100 den gleichen Flughafen wie ein A320, entfällt somit.
Folge: ein "Regionaljet" ist Mitnichten eine attraktive Option für ein Entwicklungsland. Er ist eher eine Option für einen langsam wachsenden gesättigten Markt, bei dem ich neue Nebenrouten öffnen möchte oder vielleicht eine Frequenz erhöhen möchte (ohne besonderes Wachstum in der Gesamtzahl an Paxen zu erwarten).
Kleine Aufgabe: was ist heute der größte Markt für "Regionaljets" und wie ist dort das jährliche Passagierwachstum?
Weiterhin sieht man das auch in Brasilien bestätigt, wo "Regionaljets" nicht dominieren (obwohl im eigenen Land ein Hersteller residiert).
(*) überspitzt formuliert, so wie es ein Finanzinvestor sehen würde.
"Regionaljets" ist deswegen in Klammern, weil diese Flugzeuge prinzipiell nichts regionales an sich haben. Es sind kleinere Mainline Jets, und entsprechen in Reichweite und Kapazität etwa der B737 Classic und Vorgänger Serie.