Bleiente
Alien
Ehemaliger US-Bomberpilot kam nach 60 Jahren an die Stelle, wo seine Maschine abgestürzt war
Mehr als 610 Bomber nahmen am frühen Morgen des 15. März 1945 von England aus Kurs auf Oranienburg. Das offizielles Ziel des "high effectiv"-Einsatzes war der dortige Verschiebebahnhof, doch sollte die Bombenlast die Auer-Werke treffen, in denen nach Informationen der alliierten Geheimdienste Materialien zur Gewinnung atomarer Energie hergestellt wurden. Auf dem Rückflug wurden zehn Maschinen über deutschem Gebiet abgeschossen, drei davon im Raum Wittenberge/Perleberg.
Mit Harry Chandler kam gestern der 1. Pilot einer Boeing B 17 an die Stelle zurück, wo seine Maschine – die Crew hatte sie mit "TNT Katie" beschriftet – am besagten Märztag vermutlich von einer in Weisen stationierten schweren Eisenbahnflak abgeschossen worden war.
Der Treffer hatte die komplette Bugsektion vom Rumpf der Maschine getrennt, Chandler und zwei weitere Besatzungsmitglieder konnten sich mit dem Fallschirm retten, die anderen sechs kamen beim Absturz ums Leben. Den Abschuss hatte auch Dr. Wolfgang Fischer erlebt. Der pensionierte Biologe nahm gestern an dem Treffen teil. Der damals 13-Jährige stand auf einem Balkon in der Karlsstraße und sah das Flugzeug, das sich erst näher zur Stadt befand, im Spiralflug abstürzen. Ein Handteller großes Stück Plexiglas von der Bugkanzel landete im Erdbeerbeet der Familie Fischer.
"Ich muss an meine toten Kameraden denken", meinte der 86-jährige US-Amerikaner, nach seinen Gefühlen befragt, als Hobbyhistoriker Jürgen Freitag ihn, seine Lebensgefährtin und Mitglieder der AG Fliegerschicksale aus Oranienburg zur Absturzstelle bei Bollbrück führte. Dass hier wirklich "Katie" niederging und ausbrannte, weiß Jürgen Freitag, der sich mit dem Luftkrieg in der Prignitz befasst, von seinem Vater, der auf dem Perleberger Flugplatz als Techniker arbeitete und mit einem Kommando auch die Trümmer abgestürzter bzw. abgeschossener Maschinen beräumte.
Aus amerikanischen Archiven hat sich Freitag auch Material über die abgeschossene Boeing besorgt und in Erfahrung gebracht, dass der Crew-Chef noch lebt. Dem Zusammenspiel des Perlebergers mit Bekannten der Lebensgefährtin von Chandler in Oranienburg, dem Museum und der AG Fliegerschicksale ist es zu verdanken, dass der US-Amerikaner nach Oranienburg und Perleberg kam. In Oranienburg wohnte er dem Auffinden der 100. Bombe nach 1990 bei, kam mit Bergungsspezialisten ins Gespräch und dann in die Prignitz.
"Ich bin glücklich, dass Sie nach Perleberg gekommen sind", unterstrich Jürgen Freitag, der sich sehr freute, mit Harry Chandler einem unmittelbar beteiligten Zeitzeugen der Luftkriegsgeschichte begegnet zu sein. Der US-Offizier hatte 28 Einsätze geflogen.
Bei Bollbrück finden sind heute noch Spuren des Flugzeugabsturzes wie Aluminiumteile oder Reste eines Flugzeugtanks – Harry Chandler hielt sie nachdenklich in den Händen. Er und die beiden anderen Überlebenden – einer war verletzt und wurde von HJ-Jungen bei Uenze entdeckt – waren nach kurzem Gefängnisaufenthalt in Perleberg nach Berlin und dann nach Frankfurt/Main gebracht worden, wo sie bis zu ihrer Befreiung blieben.
Mittwoch, 3. August 2005
http://www.svz.de/prignitzer/newspri/PRIVermischtes/03.08.05/2038940/2038940.html
Mehr als 610 Bomber nahmen am frühen Morgen des 15. März 1945 von England aus Kurs auf Oranienburg. Das offizielles Ziel des "high effectiv"-Einsatzes war der dortige Verschiebebahnhof, doch sollte die Bombenlast die Auer-Werke treffen, in denen nach Informationen der alliierten Geheimdienste Materialien zur Gewinnung atomarer Energie hergestellt wurden. Auf dem Rückflug wurden zehn Maschinen über deutschem Gebiet abgeschossen, drei davon im Raum Wittenberge/Perleberg.
Mit Harry Chandler kam gestern der 1. Pilot einer Boeing B 17 an die Stelle zurück, wo seine Maschine – die Crew hatte sie mit "TNT Katie" beschriftet – am besagten Märztag vermutlich von einer in Weisen stationierten schweren Eisenbahnflak abgeschossen worden war.
Der Treffer hatte die komplette Bugsektion vom Rumpf der Maschine getrennt, Chandler und zwei weitere Besatzungsmitglieder konnten sich mit dem Fallschirm retten, die anderen sechs kamen beim Absturz ums Leben. Den Abschuss hatte auch Dr. Wolfgang Fischer erlebt. Der pensionierte Biologe nahm gestern an dem Treffen teil. Der damals 13-Jährige stand auf einem Balkon in der Karlsstraße und sah das Flugzeug, das sich erst näher zur Stadt befand, im Spiralflug abstürzen. Ein Handteller großes Stück Plexiglas von der Bugkanzel landete im Erdbeerbeet der Familie Fischer.
"Ich muss an meine toten Kameraden denken", meinte der 86-jährige US-Amerikaner, nach seinen Gefühlen befragt, als Hobbyhistoriker Jürgen Freitag ihn, seine Lebensgefährtin und Mitglieder der AG Fliegerschicksale aus Oranienburg zur Absturzstelle bei Bollbrück führte. Dass hier wirklich "Katie" niederging und ausbrannte, weiß Jürgen Freitag, der sich mit dem Luftkrieg in der Prignitz befasst, von seinem Vater, der auf dem Perleberger Flugplatz als Techniker arbeitete und mit einem Kommando auch die Trümmer abgestürzter bzw. abgeschossener Maschinen beräumte.
Aus amerikanischen Archiven hat sich Freitag auch Material über die abgeschossene Boeing besorgt und in Erfahrung gebracht, dass der Crew-Chef noch lebt. Dem Zusammenspiel des Perlebergers mit Bekannten der Lebensgefährtin von Chandler in Oranienburg, dem Museum und der AG Fliegerschicksale ist es zu verdanken, dass der US-Amerikaner nach Oranienburg und Perleberg kam. In Oranienburg wohnte er dem Auffinden der 100. Bombe nach 1990 bei, kam mit Bergungsspezialisten ins Gespräch und dann in die Prignitz.
"Ich bin glücklich, dass Sie nach Perleberg gekommen sind", unterstrich Jürgen Freitag, der sich sehr freute, mit Harry Chandler einem unmittelbar beteiligten Zeitzeugen der Luftkriegsgeschichte begegnet zu sein. Der US-Offizier hatte 28 Einsätze geflogen.
Bei Bollbrück finden sind heute noch Spuren des Flugzeugabsturzes wie Aluminiumteile oder Reste eines Flugzeugtanks – Harry Chandler hielt sie nachdenklich in den Händen. Er und die beiden anderen Überlebenden – einer war verletzt und wurde von HJ-Jungen bei Uenze entdeckt – waren nach kurzem Gefängnisaufenthalt in Perleberg nach Berlin und dann nach Frankfurt/Main gebracht worden, wo sie bis zu ihrer Befreiung blieben.
Mittwoch, 3. August 2005
http://www.svz.de/prignitzer/newspri/PRIVermischtes/03.08.05/2038940/2038940.html