Athen will aufrüsten – und Frankreich profitiert davon
Der Gaskonflikt führt zu einem Rüstungswettlauf zwischen zwei Nato-Partnern. Während die Türkei sich vor keinem Kampf drücken will, ist das Rennen für Griechenland ruinös.
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In einem Interview bestätigte Staikouras diese Woche, dass Griechenland seine „militärische Abschreckung stärken“ will. Im Klartext: Athen plant ein neues milliardenschweres Rüstungsprogramm. Es geht unter anderem um Kampfflugzeuge, Hubschrauber, Kriegsschiffe und Lenkwaffen.
Mit der Aufrüstung reagiert Griechenland auf die zunehmend feindselige Rhetorik der
Türkei im Streit um die Hoheitszonen und Bodenschätze im östlichen Mittelmeer.
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Französische Rüstungsindustrie profitiert
Von den geplanten griechischen Waffenkäufen dürfte vor allem die französische Rüstungsindustrie profitieren. Das hat nicht zuletzt politische Gründe: Der französische Präsident
Emmanuel Macron ist der engste Verbündete Griechenlands im Konflikt mit der Türkei. Macron hatte bereits in den vergangenen Wochen Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge ins östliche Mittelmeer beordert, um Griechenland zu unterstützen. Kommende Woche wird der französische Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ zu gemeinsamen Manövern mit dem griechischen Militär in der Region erwartet.
Nach Informationen aus Regierungskreisen verhandelt Griechenland jetzt über den Kauf von 18 Rafale-Kampfjets des französischen Herstellers
Dassault. Auch die bereits länger geplante und erst kürzlich aus Kostengründen zurückgestellte Beschaffung von zwei französischen Fregatten des Typs Belharra kommt wieder auf die Tagesordnung. Des Weiteren erwägt Griechenland den Kauf neuer Kampfhubschrauber und weiterentwickelter Torpedos für seine vier U-Boote des deutschen Typs 214.
Militärexperten veranschlagen die Kosten des auf mehrere Jahre angelegten Rüstungsprogramms auf rund zehn Milliarden Euro. Das wäre mehr als das Eineinhalbfache des letztjährigen Verteidigungsetats.
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Die hohen Verteidigungsausgaben Griechenlands waren eine der Ursachen der Schuldenkrise. Unter dem Druck der europäischen Geldgeber musste das Land seinen Verteidigungshaushalt von 9,6 Milliarden Dollar im Vorkrisenjahr 2009 auf 4,9 Milliarden im Jahr 2014 fast halbieren. Im vergangenen Jahr erreichten die Rüstungsausgaben wieder 5,73 Milliarden.