Die Wirksamkeit von Querrudern ist nicht einfach von der Größe abhängig. Bei niedrigen Geschwindigkeiten verfügte die Me 109 über durchaus konkurrenzfähige Rollraten (z. B. der P-51 sogar überlegen), während bei hohen Geschwindigkeiten die Rollrate deutlich nachließ (aber nicht so dramatisch wie z. B. bei den frühen Spitfires mit stoffbespannten Querrudern).Was mir bei der Me 309 und auch bei anderen Messerschmittfliegern aufgefallen ist, ist ,dass diese im Vergleich zu ähnlichen Typen anderer Hersteller oft (nicht immer) relativ klein dimensionierte Steuerflächen haben. Vor allem Querruder.
Nun sind Willy's Flieger nicht gerade bekannt für eine super Manövrierfähigkeit.
Kann das mit der Größe der Steuerflächen zusammenhängen?
Wieso ging man trotzdem diesen Weg (und nahm Nachteile in Kauf?)?
Danke, das ist super! :-) Schon raffiniert, wie im Zeitalter des Rechenschiebers wiederkehrende Berechnungen effizient in grafischer Form gelöst wurden!
Ich war mal Auditor, da fokussiert man auf das, was die Stichprobe wirklich hergibt! ;-) Ich gebe aber zu, dass ich auch ganz gern mal polarisierende Darstellungen lese, wenn sie Hand und Fuß haben - macht manchmal einfach mehr Spaß!@HoHun Bist du Wissenschaftler oder so was? Immer so ausgleichend und alle Seiten sehr genau abwägend. Man muss sich auch mal auf eine Seite schlagen und polarisieren.
Ernst Udet hat 1941 Selbstmord begangen ... da sehe ich schon einen Zusammenhang zur bestehenden (toxischen) Führungskultur. Ich habe auch gerade "Mit Nerven, Herz und Rechenschieber" zuende gelesen ... im Anhang findet sich ein Artikel von Tank über die Niederlage der Luftwaffe, der einen eigenen Abschnitt über das "Versagen der Personalpolitik" enthält und feststellt: "Die Einflußnahme des General-Luftzeugmeisters wirkte sich hemmend statt fördernd aus".Toxische Führungskultur: Falls du es vergessen haben solltest: Deutschland befand sich im Krieg und kämpfte um sein Überleben. Ein Kuschelkurs zwischen Firmen und RLM wäre wahrscheinlich nicht zielführend gewesen. Und richtig toxisch wurde es erst ab Mitte 1944, als Saur vom Speer-Ministerium die Luftrüstung übernahm.
Tja, das kann aber auch ein Zeichen von Toxizität sein ... Milch hat seine Lieblinge und seine Feinde, und spielt sie gegeneinander aus. Einfach weiterfragen, bis sich jemand findet, der Milchs vorgefaßte Meinung teilt.Dessen Urteil vertraute er (Milch und ggf. dessen Stellvertreter Vorwald) und fragte ihn mitunter nach seinem Fachurteil über Konkurrenzentwicklungen. Gleiches trifft auf Tank zu. Also war es wohl nicht überall gleich "toxisch".
Und dennoch bevorzugte Messerschmitt für die fortschrittlichere Me 309 und die Zerstörer weiter einen einholmigen Aufbau des Flügels...wegen der leichteren Konstruktion vielleicht?Moin!
Die Wirksamkeit von Querrudern ist nicht einfach von der Größe abhängig. Bei niedrigen Geschwindigkeiten verfügte die Me 109 über durchaus konkurrenzfähige Rollraten (z. B. der P-51 sogar überlegen), während bei hohen Geschwindigkeiten die Rollrate deutlich nachließ (aber nicht so dramatisch wie z. B. bei den frühen Spitfires mit stoffbespannten Querrudern).
Größere Querruder waren bei höheren Geschwindigkeiten sogar nachteilig, weil die aerodynamischen Kräfte größer wurden, die dem Ausschlag entgegenwirkten. Oberhalb einer gewissen Geschwindigkeit war es meist die erforderliche Ruderkraft, die den Ausschlag und damit die Rollrate begrenzte.
Bei sehr hohen Geschwindigkeiten war die Querruderwirksamkeit dann durch die aero-elastische Verformung des Flügels begrenzt. Hier war die Me 109 mit ihrem einholmigen Flügel z. B. der Fw 190 mit ihrem wesentlich verdrehsteiferen Flügel deutlich unterlegen. Das ausschlagende Querruder leitete Kräfte in den Flügel ein, die den Flügel entgegen dem Querruderauschlag verformten. Das wiederrum wirkte der beabsichtigten Roll-Reaktion entgegen - im Extremfall (bei den grundsätzlich ähnlich konstruierten Spitfire tatsächlich so passiert) rollte dann das Flugzeug sogar im Gegensinn, und wenn der Pilot dann einfach noch mehr Querruder gab, konnte sich die Verformung bis zum Flügelbruch vergrößern.
Ruderwirksamkeit war ein ziemlich kniffeliges um im 2. Weltkrieg ingenieurstechnisch auch noch nicht völlig geklärtes Thema.
Tschüs!
Henning (HoHun)
Ja, aber das hat normalerweise anderen Gründe, und der Begriff (oder zumindest das englische "reversal") bezieht sich wie ich glaube auch eher um die Umkehrung (des Vorzeichens) des Steuerkraftgradienten als der unmittelbaren Ruderwirkung.Gibt es auch Seiten- bzw. Höhenruderumkehrung? Davon las ich noch nie etwas.
Das ist auch richtig ... das "rudder reversal" war ja destabilisierend.Interessant. Ich dachte immer die vorgezogene Finne diene nur zur Stabilisierung um die Hochachse, die durch die aerodynamisch ungünstige Blasenhaube kompromittiert wurde.
Hm, das überrascht mich jetzt ein bißchen, da es bei den ersten Flugzeugen der D-Version noch fehlte.Diese wurde bei der Mustang nicht erst seit der D-Variante eingeführt sondern die gab es schon als "field kit" für die P-51 B/C.
Beim Querruder fühlen sich die Kräfte und Ausschläge normal an, aber die Wirksamkeit ist umgekehrt.Wie kann man sich die Umkehrung des Steuerkraftgradienten vorstellen. Ist dies nicht dasselbe wie bei den Querrudern?
Der Strake soll auch noch zur strukturellen Verstärkung der P-51 Seitenflosse gedient haben, da diese recht schwach war.Moin!
Das ist auch richtig ... das "rudder reversal" war ja destabilisierend.
Hm, das überrascht mich jetzt ein bißchen, da es bei den ersten Flugzeugen der D-Version noch fehlte.
Es gibt da eine berühmte Fotoserie von der "Lou IV" und ihren Schwestermaschinen ... 2 P-51D ohne "strake", 1 P-51D mit "strake", und eine P-51B oder C:
P-51D Mustang - Lou IV - colours revisited
Chaps, I'm making my way through the 1/32 Tamiya kit of the P-51d and am doing it in the colours of "Lou IV". I'm aware that vast debate rages with regards to the top colours - with various people referring to the top colour as being blue - although the ground crew state that the aircraft were al...www.britmodeller.com
Beim Querruder fühlen sich die Kräfte und Ausschläge normal an, aber die Wirksamkeit ist umgekehrt.
Beim Höhenruder der P-51D muß man im Kurvenflug plötzlich den Knüppel nicht mehr gezogen halten, sondern ihn nach vorn drücken, um ihn an der selben Stelle festzuhalten und so eine kontinuierliche Kurve zu fliegen. Wer damit nicht rechnet, zieht weiter in den Bereich hoher Gs und läuft dann Gefahr, einen Blackout zu kriegen oder die Flügel zu verbiegen. (Das ist im Pilot Flight Instruction Manual der P-51D beschrieben.)
Die genauen Symptome beim Seitenruder habe ich gerade nicht parat, aber es könnte der Grumman-Testpilot "Corky" Meyer gewesen sein, der die Flossenwurzelverlängerung auf der Joint Fighter Conference in Patuxent River kennengelernt und beschrieben hat. Ich glaube, im Langsamflug zog das Seitenruder ab einem bestimmten Schiebewinkel nicht mehr zurück in die Neutralstellung, sondern in Richtung Vollausschlag.
Tschüs!
Henning (HoHun)
Meines Wissens wurde das Dorsal Fillet erst mit dem D Modell eingeführt, um den flacheren hinteren Rumpf auszugleichen, um also die hinter dem Schwerpunkt fehlende Fläche auszugleichen. Frühere B und C Modelle wurden z. T. später nachgerüstet, weil es auch bei diesen Modellen Vorteile brachte.Diese wurde bei der Mustang nicht erst seit der D-Variante eingeführt sondern die gab es schon als "field kit" für die P-51 B/C.
Hm, das überrascht mich jetzt ein bißchen, da es bei den ersten Flugzeugen der D-Version noch fehlte.
Ich habe gerüchteweise gehört, daß die deutschen Angaben auf einem Sicherheitsfaktor von 1,8 beruhten, die Alliierten dagegen auf einem von 1,5. Die Japaner hatten ebenfalls einen höheren Sicherheitsfaktor, was glaube ich in Jiro Horikoshis Biographie erwähnt wird (ohne es jetzt nachzuschlagen). Wo in der deutschen Vorschriftenwelt diese Sicherheitsfaktoren tatsächlich definiert waren, würde mich brennend interessieren!Ich hätte da noch eine Frage zu der Festigkeit der Focke Wulf Jagdflugzeuge. Für die Ta 152 C wurde bei einem mittleren Jagdflugzeuggewicht von 5000 kg ein Abfanglastvielfaches von 6,3 nachgewiesen (Dietmar Hermann). Dies liegt deutlich unter den 7,5, die die Seafire Mk 47 und F8F-2 Bearcat, beides späte Muster mit ähnlichen Fluggewichten, aufbrachten.
War die C jetzt um so viel weniger stabil wie diese zeitgenössischen allierten Muster?
Greg erwähnt, dass einige Bearcat Charts 6,3 g anzeigen, andere wiederum 7,5 g. Das Verhältnis dieser beiden Werte entspricht etwa dem Verhältnis der Sicherheitsfaktoren 1,5 und 1,8, die Henning erwähnte, nämlich etwa 0,84. Ist das Zufall?von Greg gab es letzten ein Video zu der Bearcat, demnach hatte die Version mit den absprengbaren Flügelenden ein Limit von nur 4,5 g. Spätere Versionen ohne diesen eigenartigen Ansatz hatten ein Mehrgewicht von 150 kg (?) konnten dafür aber ca. 7g vertragen.
Zufällig habe ich gerade in Deans "Report of Joint Fighter Conference:: NAS Patuxent River, MD - 16-23 October 1944" gefunden, daß die Seitenrudervorderkantenverlängerung für die Verwendung eines Rumpftanks erforderlich war.Meines Wissens wurde das Dorsal Fillet erst mit dem D Modell eingeführt, um den flacheren hinteren Rumpf auszugleichen, um also die hinter dem Schwerpunkt fehlende Fläche auszugleichen. Frühere B und C Modelle wurden z. T. später nachgerüstet, weil es auch bei diesen Modellen Vorteile brachte.
Soweit ich weiß waren die Amerikaner (und Briten?) die einzigen, die so eine "full-blown hood" herstellen konnten. Die deutschen Blasenhauben hatten noch Streben, wie die Mittelstrebe der späten Fw 190D und Ta 152.Moin!
Zufällig habe ich gerade in Deans "Report of Joint Fighter Conference:: NAS Patuxent River, MD - 16-23 October 1944" gefunden, daß die Seitenrudervorderkantenverlängerung für die Verwendung eines Rumpftanks erforderlich war.
Die Wirkungsweise wurde auf der Konferenz als "Spoiler" beschrieben, der bei größeren Gierwinkeln die Umströmung des Rumpfes verwirbelt. Die zusätzliche seitliche Fläche spielt fast keine Rolle. (Sonst hätte man wohl auch eher die Seitenflosse nach oben vergrößert, wie es bei der P-51H ja auch zusätzlich gemacht wurde).
Die Herstellung der Blasenhaube war übrigens ziemlich schwierig, das wurde auf der Konferenz auch diskutiert. Die technischen Begriffe für die Herstellungsverfahren sind "molded" und "blown" - ich glaube, das ist nicht ganz eindeutig. "Molded" beinhaltet eine Form, das könnte aber wohl sowohl gegeossen als auch tiefgezogen sein. "Blown" könnte wohl ebenfalls tiefgezogen heißen, leo.org nennt mir aber auch "blasgeformt" ... da bin ich nicht ganz sicher, was das in der Praxis hieße.
Tschüs!
Henning (HoHun)