Wenn Du aber die Impulslänge verkürzt um die Entfernungsauflösung zu verbessern dann sinkt die Reichweite, dagegen gibt es zwei Mittel entweder die Impulsleistung erhöhen oder eben durch Impulskompression.
PS. Gegen die größere Minimalentfernung streut man ja kürze Impulse ein, ein für die man ja nicht so viel Sendeleistung braucht.
Ob man das Pulskompressionsverfahren schon in der Sowejetunion gekannt hat dürfte man wohl annehmen.
So etwas aber auf ein Fluzeug taugliches Gewicht zu bringen steht aber auf einem anderen Blatt. makrotechnik haben die Russen ja ganz gut beherrscht nur bei der Mikrotechnik hat es eben geklemmt.
Nö. Wenn ich die Impulslänge verkürze, wird die Entfernungsauflösung geringer, und das ist ja auch Ziel der Übung, eine gleichbleibende Impulsleistung vorausgesetzt. Die Reichweite wird bestimmt eben durch diese Impulsleistung, Antennengewinn us. einerseits und andererseits bei den "klassischen" Primärradarsystemen durch den Abstand zwischen zwei Impulsen. Verkürze ich diesen, werden u. U. meine Abstrahlungen nach wie vor von weit entfernten Zielen reflektiert, ich kann sie aber nicht mehr sinnvoll auswerten, da ich nicht weiß, ob das reflektierte Signal vom ersten ausgetrahlten Impuls kommt oder von den Folgeimpulsen.
Das Beibehalten der Impulsleistung wird natürlich (technisch) schwieriger, wenn ich zu immer kürzeren Impulsen übergehe. Letztendlich stellt sich natürlich die Sinnfrage, wie weit ich es überhaupt mit der Entfernungsauflösung treibe. Grob gesprochen muss sie eigentlich nicht kleiner sein als der Vernichtungsradius des Gefechtskopfes meines Lenkflugkörpers (bei Rohrwaffen sieht es etwas anders aus, aber das steht auf einem anderen Blatt.) Eine zu geringe Winkel- bzw. Entfernungsauflösung kann u. U. zu Schierigkeiten bei der Übergabe des Luftzieles vom Aufklärugs- an das Zielverfolgungsradar (falls man hier getrennte Systeme verwendet) führen, aber das kann man z. B. dadurch umgehen, dass man nach der Geschwindigkeit selektiert, das haben die Russen in anderen Systemen beherrscht.
Die Pulskompression bietet den Vorteil, dass ich die Sendeleistung auf einen längeren Impuls verteilen kann, also nicht mehr mit hochenergetischen Impulsen arbeiten muss. Das macht dem Entwickler das Leben einfacher, da an die Sender nicht mehr so extrem hohe Anforderungen gestellt werden, und dem Taktiker, weil das sendende Radar nicht mer auf extrem weite Entfernungen detektiert werden kann. Der Nachteil ist die schon angesprochene Vergößerung der Mindestreichweite, die gerade in Luftfahrzeugen unerwünscht ist (bei bodengebundenen Systemen kann ich sie durch eine geschickte räumliche Staffelung verschiedener Aufklärungssysteme umgehen). Ein Ausweg bietet das von Dir angesprochene Einstreuen kurzer Impulse (die dann aber auch wieder nicht hochenergetisch sein sollen, sonst werde ich ja wieder auf große Entfernungen detektiert) oder das Umschalten von Pulskompression auf Nahbetrieb. Sofort bin ich aber wieder bei technisch sehr komplexen Systemen, die dann auch noch in einem Luftfahrzeug unter extreme Umweltbedingungen (Temperatur, sich ändernde Luftfeuchtigkeit, Vibrationen, g-Belastung usw.) funktionieren sollten.
Das Problem der MiG-25 lag m. E. nicht in der geforderten Entfernungsauflösung, die war IMHO für den Verwendungszweck durchaus ausreichend, sondern im Erzielen der geforderten Reichweite an sich.
Die Reichweite wird neben der Sendeleistung wesentlich durch den Antennengewinn und die Empfindlichkeit des Empfängers bestimmt.
Der Antennengewinn wächst bei klassischen Antennen im Prinzip mit dem Durchmesser. Allerdings ist dieser beim Einbau in Flugzeuge naturgemäß begrenzt, Wunder sind da nicht zu erwarten. Aber auch hier gibt'sTricks und Kniffe.
Die Empfindlichkeit des Empfängers hängt in erster Linie vom Eigenrauschen der Empfängerbaugruppen ab. Das ist eine Materialfrage, aber auch hier kann man durch das Schaltungsdesign (parametrische Verstärker, Kühlung usw.) noch etwas rausholen, allerdings führt das auch wieder zu komplexen Systemen, die unter den extremen Umweltbedingungen eines Luftfahrzeuges funktionieren sollten.
In Bezug auf Aufwand / Nutzen bietet hier die einfache Erhöhung der Sendeleistung den einfachsten Ausweg, zumal die taktischen Beschränkungen marginal sind (unter den Bedingungen des europäischen Kriegsschauplatzes würde eine hoch und schnell fliegende MiG sowieso detektiert werden, egal ob sie sendet oder schweigt.) Gravierend sind tatsächlich die Folgen für die eingesetzten Piloten und Techniker, aber das entsprechende Problembewusstsein war in den 60er Jahren weder im Osten noch im Westen vorhanden. Und das man die entsprechende Probleme heute, also gut 40 Jahre später, anders lösen würde, steht auf einem anderen Blatt (wobei auch noch nicht alles im Einsatz fliegt, was an technischen Möglichkeiten vorhanden wäre).
Bei der Bewertung sowjetischer Elektronik sollte man etwas differenzieren. Hochfrequenztechnik, egal ob auf Röhren oder Halbleitern basierend, war state of the art oder sogar besser. Gleiches dürfte für Empfänger gelten. Analoge Signlaverarbeitung haben die Russen auch durchaus beherrscht, Schwierigkeiten gab es bei der digitalen Signalverarbeitung. Das lag daran, dass man an der industriellen Produktion komplexer Schaltkreise gescheitert ist (weniger am Design als an den Herstellungsverfahren, die ja auch wirklich sehr anspruchsvoll sind.)
Gruß R.