Michael aus G.
Space Cadet
Die Kausalkette beginnt abrer nicht erst an diesem Datum, sondern sie endet vorläufig für Polen. Das Problem wurde ursprünglich durch Woodrow Wilsons Punkt 13 seiner 14-Punkte Erklärung, worin die Errichtung eines „die von einer unbestreitbar polnischen Bevölkerung bewohnten Gebiete“ umfassenden Polen mit freiem und gesichertem Zugang zum Meer als Kriegsziel der Alliierten definierte. Durch die Bildung der Baltischen Republiken und Polens sollte eine Puffer zwischen dem ehemaligen Deutschen Reich und Russland installiert werden.Vielleicht kannst du deine Kausalkette noch mal neu erstellen. Einfach mal an den Anfang setzen: kein Überfall auf Polen am 01.09.1939.
Es gab in Polen aber auch Kräfte die die Gunst der Stunde nutzen wollten.Doch weder die Staatsform noch die Grenzen des neu entstandenen Polens waren zu diesem Zeitpunkt festgelegt. Im Versailler Vertrag erhielt Polen fast die ganze ehemalige Provinz Posen und weite Teile Westpreußens (Pommerellen) links der Weichsel zugesprochen. In strittigen Gebieten um Allenstein, Marienwerder und in Oberschlesien sollten hingegen Volksabstimmungen entscheiden. Während es im südlichen Ostpreußen und in westpreußischen Plebiszitgebieten 1920 nur wenige Stimmen für Polen gab, und die Gebiete deshalb größtenteils bei Deutschland verblieben, stimmten 1921 in den oberschlesischen Abstimmungsgebieten immerhin 40,4 Prozent für Polen. Die folgende Teilung Oberschlesiens
durch den Völkerbund konnte auch der dritte schlesische Aufstand (Mai bis Juli 1921) nicht verhindern. Dabei wurde die Teilung von Deutschen und Polen gleichermaßen als ungerecht verurteilt. Polen erhielt den kohle- und industriereichen kleineren Ostteil mit Kattowitz und Königshütte, während das agrarisch geprägte Oppelner Land und kleinere Teile des
Industriegebiets bei Deutschland verblieben. Zu den strittigen Ergebnissen des Versailler Vertrags gehörte die Einrichtung eines 30-90 km breiten „polnischen Korridors“ durch Westpreußen, um Polen einen ungehinderten Zugang zur Ostsee zu ermöglichen sowie die Erklärung Danzigs zur „Freien Stadt“ unter der Aufsicht des Völkerbunds, was das deutsch-polnische Verhältnis ebenfalls in den folgenden Jahren belastete.
Die nach 1918 häufig wechselnden Regierungen Polens gelang es allerdings nicht, bislang unterschiedliche Verwaltungs-, Rechts-, Verkehrs- und Bildungssysteme aus den ehemaligen Teilungsgebieten zusammenzuführen, die wirtschaftlichen und sozialen Unausgewogenheiten zu beseitigen und die nationalen Minderheiten zu integrieren.Angesichts der militärischen Schwäche Sowjetrusslands an der Ostgrenze Polens versuchte Józef Piłsudski, vollendete Tatsachen zu schaffen, und löste mit einer Offensive im April 1920 den Polnisch-Sowjetischen Krieg aus. Er lehnte die so genannte „Curzon-Linie“, die ungefähre Grenze der geschlossenen polnischen Siedlungsgebiete am Bug, als polnische Ostgrenze ab und versuchte, Polen in den Grenzen aus der Zeit vor den Teilungen als föderativen Staat wieder herzustellen. Nach einem dramatischen Kriegsverlauf, bei dem die polnischen Truppen zunächst Kiew eroberten, wenig später Warschau verteidigen mussten („Wunder an der Weichsel“, 1920), dann aber im Gegenschlag wieder östliche Gebiete eroberten, wurde im Frieden von Riga im März 1921 die Grenze rund 150 km östlich der Curzon-Linie festgelegt. Das überwiegend polnisch besiedelte Wilnaer Gebiet kam 1920 gegen den Willen Litauens in einer Militäraktion unter polnische Hoheit. Polen war nun rund 388.000 km² groß und hatte über 27 Millionen Einwohner, von denen jedoch nur 19 Millionen Polnisch als ihre Muttersprache betrachteten. Die größten Minderheiten waren Ukrainer, Juden, Deutsche,
Weißrussen und Litauer. Bis Ende der 1930er-Jahre stieg die Bevölkerungszahl auf 35 Millionen. Größte Stadt war die Millionenmetropole Warschau, gefolgt von Lodz, Lemberg, Posen, Krakau und Wilna.
Ab 1928 bestanden sogar ernsthafte Pläne der polischen Militärregierung, in die militärisch schwache Weimarer Republik einzumarschieren. Dagegen wurde ab 1928 der Oder - Warthe Festbungsbogen gebaut.Vor dem Hintergrund wachsender Korruption, politischer Instabilität, Streit um Ämter und Würden, vor allem aber angesichts einer seit 1925 bedrohlich werdenden Wirtschaftskrise mit steigender Arbeitslosigkeit und staatlicher Finanznot kam Piłsudski am 12. Mai 1926 durch einen Staatsstreich an die Macht. Er begann, gestützt auf seine außerordentlich große Autorität bei der Bevölkerung und auf die Loyalität der Streitkräfte, unter formaler Beibehaltung der Verfassung eine „moralische Diktatur“ zu errichten, die zu einer “Gesundung“ (poln. „Sanacja“) des politischen Lebens führen sollte. Im April 1935 wurde mithilfe eines „Ermächtigungsgesetzes“ vom März 1933 sogar eine auf Piłsudski zugeschnittene autoritäre Verfassung verabschiedet, doch nach seinem Tod am 12. Mai 1935 zerfiel das bisher vom persönlichen Prestige und Charisma Piłsudskis geprägte System zunehmend.
1927 übernahmen unter Stalin in der Sowjetunion und ab 1933 unter Hitler in Deutschland, dann endgültig die radikalen Kräfte die Macht.Polen war infolge der umstrittenen Grenzziehung nach 1918 mit allen Nachbarn außer Rumänien und Lettland verfeindet. Durch das Bündnis mit Frankreich von 1921 war Polen wichtigstes Glied in dem zwischen der Sowjetunion und Deutschland gelegenen Staatengürtel, der von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte. Die Kräfte Polens waren jedoch mit der Aufgabe, die beiden Nachbarn zu neutralisieren, überfordert. Die Weimarer Republik verweigerte eine von Piłsudski gewünschte Normalisierung, da sie eine Grenzrevision und militärische Gleichberechtigung forderte.
Wer möchte jetzt einen Schuldigen benennen?Die Sowjetunion und das nationalsozialistische Deutschland nutzten die jeweiligen Nichtangriffsverträge mit Polen (1932 bzw. 1934) nur als Atempause auf dem Weg zur Revision der Versailler Friedensordnung. Als Polen 1938 Litauen zur Anerkennung der gemeinsamen Grenze zwang und sich durch die Annexion des Olsa-Gebiets an der Amputation der Tschechoslowakei nach dem Münchner Abkommen beteiligte, hatte es die Beziehungen zu zwei Nachbarn weiter vergiftet und seine moralische Position als östlicher Eckpfeiler des Westens zwischen den beiden totalitären Diktaturen Deutschland und Sowjetunion stark geschwächt.
Gleichzeitig drängte Adolf Hitler nach dem „Anschluss“ Österreichs und der Zerstückelung der Tschechoslowakei nunmehr auf eine Regelung der Danzig- und „Korridor“-Frage zugunsten Deutschlands. Er wollte Polen zu einem Vasallenstaat des Dritten Reichs degradieren. Die Zurückweisung seiner Avancen durch Polen und die britische Garantieerklärung für die „nationale Integrität“ Polens am 31. März 1939 nahm Hitler zum Anlass, im April einen Angriffskrieg vorbereiten zu lassen und den Nichtangriffspakt aufzukündigen. Ein am 23. August unterzeichneter deutsch-sowjetischer Nichtangriffsvertrag („Hitler-Stalin-Pakt“) sah in einem geheimen Zusatzprotokoll die Aufteilung Polens zwischen dem Dritten Reich und der Sowjetunion vor. Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 löste Hitler den Zweiten Weltkrieg aus. Mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Ostpolen am 17. September 1939 wurde die „vierte Teilung“ Polens besiegelt.