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Sowas kann man sich leisten, wenn man wirklich große Luftstreitkräfte hat, sodass die einzelnen Teilflotten groß genug sind, um das zu verkraften (Indien kommt einem da in den Sinn). Im Falle von Ägypten braucht man da auch nicht mit Plattitüden wie "innerer Zerrissenheit" zu kommen. Es ist schon nicht grundsätzlich falsch, dass man im Falle eines politisch eher instabilen Lands wie Ägypten sich nach Alternativen umsieht, aber das muss nicht so aussehen wie die Situation jetzt.
die Ausrüstung der Ägypter kann man zeitlich durchaus in politischen Kontext stellen:
Nach dem 67er Krieg erfolgte eine Abkehr von der UdSSR und mit dem Friedensvertrag mit Israel einhergehend eine Annäherung an die USA und den Westen, die sich auch rüstungspolitisch niederschlug.
Da wurden dann nicht nur Offiziere in den USA geschult, sondern auch US-Technik beschafft, insbesondere im Flugpark.
Dazu kamen die europäischen Produkte (Alpha-Jet, Mirage), die zwar westliche Technologie beinhalten, aber eben doch nicht eine Abhängigkeit von den USA nach sich ziehen.
Gleichzeitig war (und ist) ein großer Bestand der Technik aus der ex-UdSSR, mit dem gesamten dort geschulten Personal.
Um den betriebsfähig zu halten und zu ergänzen, haben sich die Ägypter dann auch an die Chinesen gewandt.
Und die haben nicht nur die Flotte mit Eigenprodukten ergänzt (MiG-21 und J-7, ähnlich übrigens bei den U-Booten mit "Romeo"-Booten sowjetischer und russischer Herkunft), sondern mit der K-8 E einen Trainer für diese Muster bereit gestellt, der dann auch in Ägypten produziert und von dort aus wohl auch exportiert werden durfte.
Ägypten hat also die "ex-sowjetische Technologie" nie aufgegeben, sondern weiter gefahren.
Nach dem letzten Militärputsch (und dem Sturz des ersten frei gewählten Präsidenten Mursi) sind die Beziehungen zu den USA (und der Türkei) wieder abgekühlt. Es gibt oder gab zumindest Lieferstops für US-Rüstungsgüter.
Da baut Ägyptens Militärregime dann auf den vorhandenen Kontakten auf
- die Mirage lässt sich über die Rafale fortsetzen und
- die MiG-29 steht in einer Reihe mit der bisherigen "östlichen Technologie".
Ägypten darf man dazu nicht isoliert sehen. Die Ägypter sind Kern der neu gegründeten "Eingreiftruppe der arabischen Liga", die von Saudi Arabien gesponsert wird. Die arabische Welt ist in einem Einigungsprozess (Arabische Liga), der dadurch erschwert wird, dass sich die einzelnen Akteure nicht darüber einigen können, wer die Federführung übernimmt. Da gehen die nationalen Egoismen immer wieder durch - seit Nasser & Gaddafi hat sich nichts geändert (aber das ist in der EU nicht recht viel anders).
Nur: wenn man mal ohne ideologische Brillen analysiert:
Ägypten ist im arabischen Raum wohl der Staat, der am ehesten in der Lage wäre, eine arabische Luftfahrtindustrie aufzubauen. Die "Konkurrenten" im Nahen Osten (Irak, Syrien) sind durch Bürgerkriege mehr als geschwächt, die Golfstaaten haben ein zu geringes industrielles Potential.
Eigentlich käme nur noch Algerien in Frage, aber die Algerier haben sich eher auf den Schiffbau konzentriert. Und da kauft sich auch Abu Dhabi weltweit know how ein.
Und mit diesem gesamtarabischen Blick lässt sich dann durchaus auch ein Vergleich mit Indien ziehen. Da wäre es durchaus vertretbar, mehrgleisig zu fahren. Übrigens - auch China hat ja verschiedene Modelle, die schweren Jäger vom Typ J-11 und die J-10, die mehr der Gripen vergleichbar ist. Nimm mal den gesamten potentiellen arabischen Markt von Mauretanien bis zum Oman oder von Syrien bis Somalia, und rechne die Sub-Sahara-Staaten dazu, dann siehst Du, warum China z.B. mit dem Lizenzbau der K-8 auf Ägypten gesetzt hat.