Der Enthusiasmus bezüglich eines möglichen Vertrages mit China ist ja hier schon ein ganzes Stück weiter als jede Realität.
Bedenken sollte man dabei aber, dass die Chinesen auch nichts zu verschenken haben - ganz im Gegenteil, in Peking nimmt man ja nicht nur gerne Geld (oder Öl), sondern sichert sich auch mit Vorliebe direkte Einflußnahme im Land des Vertragspartners, inklusive Militärbasen oder sogar stationierte chinesische Truppen (wie im Artikel oben auch im Falle Iran vermutet/befürchtet). Stellt sich dann auch auch die Frage, inwieweit man im Iran willens ist, den Beginn eines Ausverkaufs des Landes an China zu akzeptieren. Man müsste dann in Teheran u. U. auch außenpolitisch Rücksicht auf 'Empfehlungen' aus Peking nehmen.
So leid es mir tut, den Tröd etwas zuzuspammen gerade, aber ich muss hier einfach mal Dampf ablassen, bitte entschuldigt:
Tja .... wie sehr sich da China breitmachen kann, das haben eben auch die USA bzw. der Westen in der Hand. Man muss die Iraner ja nicht mögen und auch nicht konform sein, mit dem was sie tun (wer ist das schon?! - sind ja nichtmal die Iraner selbst im eigenen Land
), aber ob die Aversionsstrategie, die wir fahren, langfristig wirklich so sehr westlichen Interessen dient, sei mal dahingestellt. Ich weiß, ich erzähle hier nichts Neues, aber wenn ich bedenke, mit welchen Vorzeigestaaten wir alle im Westen so gerne gute Beziehungen pflegen, da will mir der Umgang mit dem Iran auch im Lichte der Betrachtung der jüngeren Geschichte nicht so recht in den Schädel. Der Iran wäre liebend gerne ein Partnerland des Westens, nicht nur die vorwiegend jugendliche Bevölkerung, nein sogar die Mullahs; aber eben Partner auf Augenhöhe und nicht Gefolgsstaat, sprich Akzeptanz des Mullahregimes und raushalten aus internen Querelen. Das kann man moralisch sicher fragwürdig finden, aber die Realität ist, dass uns das bei so manch anderem "guten Freund" in der Welt auch herzlich wenig interessiert. Wenn wir uns evtl. etwas weniger aggressiv verhalten würden, wäre die grässliche Plerrerei in Richtung Israel vielleicht auch nicht so ein riesen Thema?! Noch 2015 / 2016 hat der Iran Israel sogar zum Hanukkah!!! gratuliert. Das mag nichts heißen, aber da hatten die Gemäßigten noch einen ordentlichen Stand im Iran. Gegen die Russen herrscht nachwievor Mißtrauen (das, was man gern mal über russiche Hilfe für die iranischen F-14er liest, ist totaler Quatsch!). Das ist lediglich ein Zweckbündnis. Noch 2001 hat der im Januar getötete Soleimani den Amerikanern bei der Einsatzplanung in Afghanistan geholfen! Selbst die US-Geheimdienste müssen wohl recht platt gewesen sein, dass man bzgl. der Differenzen der vergangenen Jahrzente da nicht wirklich was von den Iranern gehört hat. Die wären locker bereit gewesen, sich der "Allianz gegen den Terror" anzuschließen, jede Wette ..... bis Georgie Junior von der Axe des Bösen gebabbelt hat, dann war's aus.
Selbst dann hat man nach dem Abschluss des Atomdeals im Iran wieder gehofft und hätte jede Wette den Westen vor Russland und China favorisiert. Ich war 2016 und 2017 Gast von einer deutschen und einer europäischen Mittelstandsdelegation und nahezu jeder iranische Wirtschaftsvertreter und Vertreter der diversen Regionalpolitik hat recht eindeutig die Aussage gemacht: "Am liebsten würden wir mit den Deutschen zusammenarbeiten, denen vertrauen wir, wenn das nichts wird, dann gerne mit der EU und bitte sagt dem Amerikanern, dass wir nur Ruhe wollen. Die sind immer herzlich willkommen. Die Vergangenheit soll endlich ruhen." Als ich fragte, was sie denn von China halten, das wäre ja nun die künftige Supermacht und der große Markt, hieß es immer einhellig: "Erst der Westen!" Die meisten wollen auch mit der IRGC und diesen schiitisch-religiösen Fonds nichts zu tun haben. Es war den meisten iranischen Unternehmensvertretern und Regionalpolitikern immer ganz wichtig, dass man ja nichts mit denen zutun hätte und westliche Investoren sich da sicher sein könnten, dass man da weit Abstand von hätte, wohlgemerkt ohne dass man selber erst auf das Thema gestoßen wäre! DIE MEISTEN IRANER SIND ATHEISTEN um Himmels Willen!!! Ich weiß, daraus muss und kann man nichts pauschal ableiten, aber ich denke, wir im Westen verbauen uns schon recht viel. Wir haben viel versaut, im Mindesten, als man sich 2008 / 09 bei den Aufständen so schrecklich dilletantisch verhalten hat. Man hätte dieses Land sicher irgendwie ähnlich Saudi Arabien in eine Westliche Einflusszone integrieren können, wenn man nicht immer so schrecklich ideologisch wäre. Ich kann die Moralisiererei ja auch irgendwie verstehen, aber wenn dann hätte man in alle Richtungen da konsequent sein sollen und nicht so überoffensichtlich mit zweierlei Maß messen sollen, sonst hat das in der Weltpolitik einfach nichts verloren (leider). Seitdem der Westen wieder offen gegen den Iran vorgeht, macht sich China als defacto Schutzmacht in der Golfregion breit. Wie kann das unseren Interessen dienen?! (Ja, o.k., der Iran hat nach dem Atomdeal offensiv sein Raketenprogramm weiter betrieben, aber hat explizit nicht gegen das Abkommen verstoßen. ja, der Iran hätte so sicher irgendwann die Atombombe auch gehabt, aber deswegen den Deal platzen zu lassen ist, als würde man einem kranken Kind sagen: "Wenn du alt bist, stirbst du irgendwann sowieso, da kannst du auch gleich drauf gehen." Hierso hätte man wenigstens noch etwa sZeit für eine etwaige politische Integration des Irans gehabt und wie gesagt, ich denke, der Iran wäre da, Augenhöhe vorausgesetzt, sicher sehr Willens gewesen.)
Unser Vorgehen hat bis jetzt nur zur Schwächung der westlichen Position in Zentralasien und der Golfregion geführt und dass der Iran den "Krieg" gewinnt; aktuelle Wirtschaftskrise hin oder her. Im Augenblick spielt die westliche Abschottungspolitik den Fundamentalisten, den Revolutionsgarden und den religiösen Fonds in die Hände. Die freuen sich doch nur. Denen hätte eine Öffnung des Landes nur Machtverlust gebracht. Die sitzen jetzt auf einem hohen Ross und schwadronieren gegenüber den Gemäßigten, dass sie es doch schon immer gewusst hätten, dass man dem Satan im Westen nicht trauen kann. Dabei ist das denen doch nur recht. Man treibt eine desillusionierte Jugend weiter in die Arme der Hardliner, weil die die einzigen sind, die dort noch Beschäftigung generieren und das Regime hat eine über Jahrzehnte gewachsene Schmuggel- und Transitinfrastruktur, vorbei an den Embargos. Die Bevölkerung ist arm, aber die religiösen Fonds schwimmen im Geld. Denen spielt unsere Politik doch nur in die Hände. Noch dazu kommt der tendenzielle Gewinn an Einfluss in der gesamten Region. Nachdem die lieberale Führung im Libanon durch den Bürgerkrieg in den 90ern gefallen war, hat ein "gedizzter" Iran da doch erst die Hezbollah aufbauen können, weil uns der Libanon da scheißegal war. Hussein hat den Irak zu einem Bollwerk gegen den Shiismus gemacht. Hussein war ein menschmordendes Schwein, aber sein Tod und das Nachkriegschaos Anfang der 2000er haben doch erst dazu geführt, dass die Shiiten im Iran immer mächtiger werden. Das gleiche auf der anderen Seite. Seit der westlichen pleite in Afghanistan gewinnen die Shiiten immer mehr Macht im Land. Den Iran oder eher die shiitischen Hardliner im Land freut's sicher.
Seitdem sich der Westen ab Frühjahr 2018 wieder aus dem Iran zurückzieht, um es mal höflich zu beschreiben, hat sich China wie ein Geschoss in die freigewordenen Löcher gesetzt. Ich frage mich sehr, was mit einer US-Präsenz im Golf wird, wenn Kish genau am Nadelöhr der Hormuz-Straße an die Chinesen geht?!!! Mal sehen, wie lange es dauert, bis man die ersten militärischen Chinabasen dort sieht, wenn die iranischen Häfen erstmal Teil der "Perlenkette" sind. Ewig hieß es von China, man werde nicht wie die "amerikanischen Imperialisten" Überseebasen bauen und? ...... Wie lange hat der Bau der chinesischen Marinebasis in Dschibuti gedauert? Bissel was über ein Jahr und Peng hast du mal eben über 2000 chinesische Marinesoldaten am Horn von Afrika! Was sich da abzeichnet ist ein Trend und wir im Westen haben es verkackt!
Ich kann die Chinesen einigermaßen einschätzen, ich war lange und oft genug dort. Denen sind die regionalen Streitigkeiten vor Ort nicht nur egal, denen sind sie sogar recht. China hat überhaupt kein Problem damit Saudi Arabien und den Iran gegeneinander auszuspielen, genauso wie Iran und Pakistan. Und wenn der Westen erstmal aus Afghanistan weg ist, geht das im Handumdrehen, dass man dort China als Schutzmacht auftreten sieht, ich sag es euch!
Die Mullahs sind allesamt (Verzeihung) uuuuuuralt, bei 75 Prozent der iranischen Bevölkerung in- und unter den 30-Jährigen. Man hätte das im Westen nur aussitzen müssen; genau das, was jetzt China tut.
Noch kurz ein Wort zur Tötung Soleimani's: Man kann von der Tötung des Generals halten was man will, ob sie dem Westen wirklich geholfen hat, bezweifle ich stark. Der Mann war nun wirklich kein Heiliger und ich werde mir hier bestimmt nicht anmaßen, das Für und Wider des Angriffs zu erörtern. Aber: Wer sich mal Soleimani's Werdegang und Beurteilung so erliest und dann mal dazu vergleicht, mit wem man es nun als neuem Al-Quds Chef, sprich Gha'ani, zu tun hat, dann glaube ich kaum, dass man sich hier einen Gefallen getan hat. War schon Soleimani kein Waisenkind, so scheint mir Herr Gha'ani trotz seines Dackeblicks nochmal ein ganz anderes Kaliber zu sein. Wenn wir Pech haben, werden wir uns Soleimani am Ende noch zurückwünschen, so pervide das auch klingt.
Wir brauchen uns über die Front, die sich da gerade in ganz Zentralasien und im Nahen Osten und in Afrika aufbaut garnicht aufzuregen. Wir hatten es in der Hand.
na ja, was soll's ... wenn es anders wäre, wäre Gott ein Lügner.
(Entschuldigung für den langen Erguss)