Japan will als Ersatz für seine 153 UH-1H/J einen neuen Hubschrauber entwickeln lassen und beschaffen (UH-X). Zum Zuge kommen soll eine gemeinsame Bell 412-Weiterentwicklung von Bell und Fuji. Nicht zum Zuge kommen AH und Kawasaki mit einem H-160-Angebot.
In den nächsten zwei Jahrzehnten sollen ca. 150 Helikopter beschafft werden, beginnend mit Lieferungen in 2021.
Zum Programmwert:
Entwicklung: 107 Mio US-Dollar
Produktion: 1,45 Mrd US-dollar
http://www.janes.com/article/53076/japan-selects-fuji-bell-option-for-uh-x-programme
Kommentar:
Japanische Rüstungsentscheidungen muss man nicht verstehen. Die zu ersetzenden 130 UH-1J wurden zwischen 1993 und 2012 gebaut und liegen leistungsmäßig deutlich über einem Standard-Huey:
"The UH-1J is a Fuji-produced UH-1H, upgraded with Kawasaki T53-K-703 (1,800 shp) engine, main rotor and transmission used by Bell 212, IR exhaust suppressor, and AH-1S tail rotor, [...] a vibration-reduction system [...] and a night-vision-goggle compatible cockpit."
Während in Deutschland fleißig mit 40jährigen Hueys weitergeflogen wird und in Österreich 30jährige Hueys auf die nächsten 20 Jahre vorbereitet werden, plant Japan seine Hubschrauber nach 30 Jahren in den Ruhestand zu schicken. Das erstaunt insbesondere vor dem Hintergrund anderer kostenintensiver Anschaffungen wie V-22 oder F-35. Nicht zuletzt hat die japanische Regierung sogar Strafzahlungen an Fuji geleistet, weil nur 13 anstatt der vereinbarten 60 AH-64D aus Lizenzproduktion übernommen werden.
Sachlich könnte der Grund sein, dass die Frankenstein-Hueys, zusammengemixt aus Komponenten von UH-1H, Bell 212 und AH-1S, nicht die Zuverlässigkeit und günstigen Betriebskosten der Ausgangsmodelle erreichen.
Sollte das der Grund sein, wäre es jedoch unlogisch als Ersatz wieder ein einzigartiges Bell-Derivat zu entwickeln, wie jetzt geplant ist.
Die wahrscheinlichere Absicht ist die Auslastung der industriellen Kapazitäten bei Fuji mit dem Zweitziel, den Hubschrauber auch auf dem Exportmarkt verkaufen zu können. Die Chancen für letzteres stehen aber denkbar schlecht. Für 100 Mio $ Entwicklungskosten kommt man von einem Bell 412 nicht weit nach vorne. Und bei den traditionell hohen Kosten japanischer Lizenzproduktionen wird es der UH-X erst recht schwer haben, sich gegen AW139 und H-160 zu behaupten. Zudem ist das regionale Umfeld schwierig. Auf der einen Seite wird Südkorea beim Erscheinen des UH-X über zwei aktive Produktionslinien für Surion und EC155 verfügen. Auf der anderen Seite werden billige Hubschrauber aus Indien und China für Konkurrenz sorgen.
Offensichtlich handelt es sich beim UH-X um die billigste Möglichkeit, die industriellen Kapazitäten bei Fuji für zwei Jahrzehnte auszulasten, ohne allzuviel Unsinn anzustellen.
Quellen (mit z.T. widersprüchlichen Angaben):
http://www.globalsecurity.org/military/world/japan/uh-1j.htm
http://www.scramble.nl/orbats/japan/overview/army
http://www.sjac.or.jp/common/pdf/hp_english/09.pdf
http://www.helis.com/database/modelorg/863/