Ich weiss nicht, was beim Tornado anders war. Beim EF scheint man jedenfalls keine Grosse Freude an Offenlegung zu haben, weil anscheinend Einblicke in alle Systeme gewährt werden müsste. Wäre vielleicht anders, wenn der EF nuklearfähig gebaut worden wäre - was imho ursprünglich geplant war. Oder waren daran nur die Briten mit WE.177 interessiert?
Der Tornado enthielt von Anfang an US-amerikanische Technologie an zentraler Stelle, in Form des Radarsystems von Texas Instruments. Damit waren auch alle Schnittstellen zum Main Computer/Waffenrechner, Steuerung und Waffenanlage relativ offengelegt. Zudem war der Tornado noch ein relativ analoges Flugzeug. In Ermangelung von digitalen Bussystemen erfolgte die Einrüstung der Nuklearwaffenfähigkeit mit konventioneller, zusätzlicher Verkabelung und entsprechenden Steuergeräten, die ein in sich nahezu geschlossenes System darstellten, das jedoch Daten von den anderen Flugzeugsystemen auslesen konnte. Von diesen anderen, "europäischen" Flugzeugsystemen aus ist aber kein Zugriff auf das System zur Steuerung und Aktivierung der nuklearen Waffenlast gegeben. Somit ist sichergestellt, dass keine nicht-authorisierte Nutzung dieses Systems möglich ist und man kann das Ganze durch Ausbau eines Steuergerätes komplett abstellen.
Der Eurofighter ist hingegen ein voll-digitales Flugzeug mit diversen Datenbussen, in den sich keine Systeme an diesen digitalen Systemen vorbei einrüsten lassen. Deswegen ist er beispielsweise für die WTD 61 als Erprobungsträger vollkommen ungeeignet, weil nicht eine einzige Modifikation oder Einbau ohne entsprechende Anpassungen an der Systemsoftware des Flugzeugs möglich ist.
Für die USA ist es unabdingbar, dass keinerlei Zugriff auf Ihre Nukleartechnologie durch die Systeme des Eurofighters möglich sind, um dabei etwa Aktivierungsmechanismen oder andere Prozesse zur Steuerung der Atomwaffe auslesen zu können. Sie wären aber gezwungen ihre Systeme mit denen des Eurofighters zu vernetzen, um die Nuklearwaffe überhaupt integrieren zu können. Dazu müssen sie die Software und Hardware des Flugzeuges in entsprechender Tiefe analysieren, um zu verstehen, was dort abläuft und wie man das eigene System entsprechend sichert. In der anderen Richtung muss man aber auch auf der Eurofighter Seite wissen, was die zusätzliche US Software so treibt, um die Betriebssicherheit des Flugzeugs sicherstellen zu können. Durch diese hohe Integration in die Software des Eurofighters wäre es damit auch nicht mehr so einfach möglich ein Steuergerät temporär auszubauen, weil dann das Flugzeug auch wieder auf einen Softwarestand gebracht werden muss, bei dem das fehlende Steuergerät keine Fehlermeldungen oder Funktionsstörungen erzeugt.
Die Komplexität ist hier also deutlich höher, auch weil das Flugzeug ausschliesslich auf europäischer Technologie basiert und verständlicherweise kein großes Interesse besteht, derart detaillierte Informationen damit möglicherweise auch konkurrierenden Rüstungsunternehmen preiszugeben.
Bei einem Tornado Nachfolger aus rein-europäischer Entwicklung wird sich diese Situation aber genauso stellen.
Nuklearfähig geplant war der Eurofighter und seine Vorentwürfe als reines Jagdflugzeug aber zu keinem Zeitpunkt.