AW: Produktion NH90
Das gilt aber sowohl für den einen als auch für den anderen. Es wird hier immer so getan, als ob EC/Airbus anders rechnen müsste als andere Hersteller.
Fakt ist doch, dass die Bundeswehr 120 Stück NH-90 fest bestellt hatte. Die Verträge über die Lieferung waren unterschrieben und für beide Seiten (!) bindend. Als dann endlich alle bis dahin bekannten Konstruktionsmängel erkannt und auch zum größten Teil beseitigt waren, die Fertigung und Ablieferung an die Truppe anlief, kam der Bund und sagte sinngemäß "Moment mal, wir haben uns jetzt entschlossen, die Bundeswehr erheblich zu verkleinern und benötigen nur noch 80 Stück..." Da musste EC doch zwangsläufig sagen "Moment mal, so einfach geht das nicht! Wir haben die Entwicklungskosten auf die Stückzahl umgelegt, die Fertigungsstraßen entsprechend dimensioniert und diverse Verträge mit den Zulieferern abgeschlossen. Das sind dann auch mal eben 80 Turbinen weniger, als wir geordert hatten. Da kommen wir auch nicht so einfach wieder raus. Wir können euch insofern entgegen kommen, dass wir das Material, das wir selbst noch nicht durch bindende Verträge zwingend abnehmen müssen, von der Bestellung herunter rechnen. Das wären überschlägig 2,7 % des Kaufpreises... - Auch haben wir natürlich eine Wartung und Ersatzteillieferung für 120 Stück eingeplant. Was ist damit?" Das gab dann sicherlich lange Gesichter bei der Politik, die wohl an eine Milchmädchenrechnung geglaubt hatte, dass eine Verminderung um ein Drittel auch eine entsprechende Haushaltsersparnis mit sich bringen würde.
Wenn man jetzt einmal versucht, über die Bestellung der Sea Lion und der Hubschrauber für die KSK-Kräfte politisch- und wertneutral nachzudenken, muss man doch feststellen, dass man den NH-90 noch in dem Zeitraum hätte abbestellen können, als er noch erhebliche Mängel aufwies und die Herstellung der Einsatzbereitschaft in den Sternen stand. Seit dem Zeitpunkt der Anlieferung an die Truppe war der Zug abgefahren. T.d.M. konnte gar nicht mehr anders, als das dann so über die Bühne zu bringen, wie es sich jetzt darstellt, um möglichst viele Hubschrauber für´s Geld zu bekommen. Jede andere Lösung wäre für den Bund erheblich teurer gekommen, glaubt es oder glaubt es nicht, es ist trotzdem so. Insbesondere der Vtg-Amtmann sollte das als (Ex-)Lobbyist wissen, wenn er noch halbwegs in der Materie steckt.
Tante Edit:
Wobei - eine Möglichkeit hätte es vielleicht noch gegeben, nämlich alle 120 abzunehmen und den Vertrag mit EC dahingehend zu ändern, dass die letzten 35 Stück als Marinehubschrauber geliefert werden. Die NH-90 für die Marine waren ja noch nicht fest bestellt, so dass man hier vertraglich wohl noch Optionen hatte. Das ganze dann mit der Folge, dass man auch mit einem geringeren Klarstand für das Heer gut hätte leben können. Das Risiko - gerade vor den Wahlen - wäre aber ein Aufschrei in der Presse, wenn denen jemand steckt, dass die Bundeswehr mehr Hubschrauber kauft, als sie benötigt. So bleibt die Entscheidung des BMVg nachvollziehbar.