Es ist schon erstaunlich wie man soviel Unwissenheit mit Selbstsicherheit vermischen kann.
Die erste Tu-144 war ein reiner Demonstrator und die größeren Serienmaschinen von Anfang anders geplant. Und gerade die unterscheiden sich mal abgesehen von der Triebwerksanordnung mehr von der Concorde als die erste Tu-144. Und hier waren Systeme, Triebwerke etc. gar nicht so schlecht wie du es darstellst. Aufgrund ihrer Eigenschaften wählte die NASA sowie andere Firmen und Institutionen in den neunziger Jahren schließlich die Tu-144 und nicht die Concorde für Forschungsflüge aus. Der amerikanische Testpilot C.G. Fullerton sagte wörtlich über die Tu-144 "The best aircraft I have ever flown".
Mit Sicherheit war auch die erste Tu-144 kein "Scheißflugzeug" sondern auch eine technische Leistung zu jener Zeit. Dieses Abwerten ist einfach nur unsachlich !
Ich habe mir tatsächlich diesen Bericht mal durchgelesen. Wenn Herr Fullerton das so gesagt hat, sollte er das Urteil des Berichts entsprechend ändern. Da werden der Tu-144LL nämlich eher mäßige Charakteristiken in einigen Flugregimen zugesprochen. Nichts ist wirklich schlecht (außer Sicht [geht halt nicht anders] und Triebwerkskontrolle [vermutl. bedingt durch Umrüstung]), aber "best aircraft ever" klingt anders.
Die Tu-144LL hatte übrigens während des ganzen Flugs oberhalb Mach 1 den Nachbrenner irgendwie an, was den sportlichen Spritverbrauch begründet.
Meine ursprüngliche Vermutung, nämlich dass die NASA dieses Programm nicht ausschließlich machte um "best aircraft ever" zu fliegen, ist weiterhin bestätigt. Insgesamt gab es drei (ja: drei) Testflüge durch US Piloten. In denen durfte jeweils einer auf den rechten Sitz (da man nicht tauschen konnte während des Fluges ohne das F/E und vierter Mann aufstehen müssen, wurde nicht gewechselt). Insgesamt kamen in drei Flügen knapp 7h Flugzeug zusammen, also leidlich 50 Millionen USD/h. Da erscheint ein Flug mit dem Space Shuttle preiswerter.
Das sehr begrenzte Test Regime, das weitgehende Fehlen von Instrumentierung, die sehr rudimentäre Aufzeichnung (man hat der NASA einen Plot mit nach Hause gegeben) und Fliegen mit allen Reglern angeknipst zeigen weiterhin, dass dies ein eher beklopptes Unterfangen war würde man es aus der rein technischen Sicht betrachten. Die Empfehlungen sind derartig dünn und vor dem technologischen Hintergrund der USA vollkommen irrelevant. Die B-1A ist bereits ein komplett "control configured vehicle", jedes Überschallflugzeug würde heute durch Elektronik sich so geben wie ein A320. Den USA standen ausreichende Menge an Datenpunkten zur Verfügung.
Der Verdacht, dass da hintenrum etwas ganz anderes finanziert wurde, liegt daher nahe. Der eine Link legt nahe, dass man sich einige Waffen gekauft hat, die man gerne mal vom nahen sehen wollte, unter anderem die SS-N-22, welche der USN anscheinend Kopfschmerzen bereitete.