Ich bezog mich auch auf das, was Du schon genannt hast (Jabo, Jäger, Aufklärer). Bzgl. der Reichweite war die P-51 sicherlich überlegen.
Das macht aus ihr aber noch kein "erfolgreiches Jagdflugzeug".
Ich denke, dass das Auslegungssache ist - jeder sieht unter einem "erfolgreichen Jagdflugzeug" eben etwas anderes.
Mein Lieblingsflugzeug aus dieser Zeit ist die Fw 190-Famile:
Innovatives Design, sehr interessante Detaillösungen ("FAMEC" *, elektrischer Antrieb von Landeklappen und Fahrwerk, erste Vollsichthaube).
Die P-51 kann aber die meisten Aufgaben der Fw 190 ebenfalls gut (z.T. besser, z.T. schlechter - je nach Anforderungen) erledigen. Zusätzlich bringt sie die Möglichkeit mit, drei bis vier mal so lange in der Luft zu bleiben und demnach die gleichen Aufgaben mit einem viel größeren Aktionsradius durchzuführen. Die operativen Möglichkeiten waren dadurch bei der Mustang viel größer, was den direkten Nutzen für den Kriegsverlauf vergrößerte.
Man konnte von England aus Nahunterstützung in Frankeich fliegen, und dabei eine ordentliche Stehzeit über dem Feindgebiet (CAS auf Abruf) einplanen. Gleichzeitig konnte man von England aus Flugplätze in Deutschland angreifen (allerdings hauptsächlich mit Bordwaffen), oder in Frankreich (mit Bomben) ordentlich freie Jagd nach Bodenzielen (oder Flugplätzen) machen.
Die Möglichkeit, die P-51 von ihrer Primäraufgabe zu trennen und nach Durchführung des Erstauftrags (z.B. Schützen der Bomber innerhalb eines bestimmten Abschnitts - danach Freijagd über Deutschland mit selbstständiger Zielwahl) einen Sekundärauftrag wahrzunehmen, hat die Kampfkraft des Musters erhöht. Das macht die P-51 (bei an sich unbeeindruckender Leistung für Late-War Flugzeuge) zu so einem wertvollen Flugzeug.
Lustigerweise wird dieser Aspekt bei den ganzen Amireportagen gar nicht beleuchtet - die konzentrieren sich lieber auf die gänzlich den Umständen geschuldeten Abschusszahlen.
Die Mustang hatte schon deutliche Vorteile in der High Altitude Performance. Zwar war sie nicht unbedingt wendiger oder extrem viel schneller, aber das Gesamtpaket war besser. Dazu die gute Sicht und die passende Bewaffnung.
Kommt drauf an - es gab auch Spezialmuster bei den Bf 109 (oder Spitfire), die der Mustang in großer Höhe ordentlich Kopfschmerzen bereiten konnten. Die Mustang war auch nicht per se ein Höhenjäger (das war vom Design eher die P-47, die bei der 9th AF dann aber hauptsächlich im Dreck wühlen durfte - aus wieder anderen Gründen), sondern war eigentlich nur der Versuch, aus dem Grunddesign ein Flugzeug mit annehmlichen Flugleistungen in "größeren Höhen" als jene mit dem Allison V-1710 ausgerüsteten Flugzeuge (P-51A, Mustang I, A-36) zu machen.
Die Ursprungsmustang hatte sehr sehr gute Flugleistungen in niedrigen Höhen, baute aber etwa ähnlich schnell wie die Fw 190 in der Höhe ab. Der Merlin 61 und ein Zusatztank von 85 Gallonen hinter dem Piloten machten daraus dann die P-51B/C, die zum Erfolgsmodell wurde.
Interessanterweise erreichten die Westalliierten die Flugleistungen durch sehr gute Lader (entweder mechanisch, oder Turbolader), während die deutschen Flugzeuge meist auf Zusatzeinspritzungen zurückgriffen (ausgenommen Spezialversionen der Bf 109, die teils wirklich spezielle Lader hatten). Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile.
Auf deutscher Seite war hier das Problem, dass man viele verschiedene Spezialeinsatzgebiete (große Flughöhen, mittlere Höhen, niedrige Höhen) auf nur zwei Jägerzellen aufteilen musste. Die nachträgliche Implementierung eines Turboladers in de Fw 190 war dementsprechend nicht so einfach möglich, wie es bei einem komplett neuen Design gewesen wäre.
______
* "Full Authority Mecanical Engine Control" -
Ein vollautomatischens (aber eben mechanisches) Triebwerkssteuergerät mit Einhebelbedienung war damals ein absolutes Novum!