Mit etwas gemischten Gefühlen reagiert man beim US Militär derzeit auf die immer noch laufende Operation Matador. Die Verluste sind deutlich höher als erwartet und strafen die Behauptung der politischen Führung Lügen, die letzte Woche verkündeten, dass man jetzt den Widerstand der irakischen Gruppen gebrochen habe und im Wesentlichen nur noch mit ausländischen Terroristen zu tun habe. In diesem Sinne wurden dann auch erste Berichte vom Sonntag über Operation Matador im Nord-Irak, Obeidi an der Grenze zu Syrien, dahingehend gewertet, dass man dort ein Terroristenlager ausgehoben habe. Mittlerweile weiß man, dass es sich bei den hart umkämpften Ortschaften um eine Hochburg des irakischen Widerstandes handelt. Dies deutet auf eine erneute falsche Einschätzung der Lage durch die zuständigen Kreise hin. In der Bewertung der Ereignisse dort ist man derzeit sehr unentschieden, zu vieles hat Vor- und Nachteile.
Eine solche große Konzentration von gut ausgerüsteten, gut trainierten und sehr gut geführten Widerstandstruppen hätte nach den neuesten Analysen eigentlich nicht mehr existieren sollen. Da es sie dort aber gibt, fragt sich, ob es sie nicht auch anderswo noch unentdeckt gibt. Auch wenn die Grenzregion zu Syrien seit Anfang an Widerstandszone war, ist es doch für die Planer und Denker eine recht irritierende Feststellung, hier nicht auf die als Terroristen angesehnen „ausländischen Kämpfer“ sondern auf irakische Widerstandskämpfer zu stoßen. Die gerade neu verkündete Strategie zur Bekämpfung der Terroristen ist damit schon wieder ernstlich in Frage gestellt.
Auch wenn die Kämpfe jetzt mit erheblichen eigenen Verlusten für die Koalitionsstreitkräfte verbunden ist, so sind diese doch geringer, als wenn die gleiche Zahl von Widerstandskämpfer in einzelnen Kämpfen in Ortschaften und Städten quer über den Irak verstreut hätten niedergekämpft werden müssen. Das es den Koalitionskräften gelungen ist, die Widerstandskämpfer zu stellen und nun aus einer – nicht unverwundbaren, aber doch - überlegenen Stellung heraus zu bekämpfen, ist ein enormer Erfolg. Wenn die USA hier, wie schon in Falludja die sog. Mahlstrom-Taktik anwenden, dann wird dies allerdings zu schwersten Verlusten auch unter der Zivilbevölkerung führen.
Die Kämpfe sind extrem hart, selbst gut gerüsteten Kräften gelingt es kaum über die dortigen Euphrat-Brücken in den Norden der Krisen-Region vorzustoßen. Pioniereinheiten bauen jetzt zusätzliche Ponton-Brücken um eine möglichst vollständige Umschließung der gegnerischen Kräfte zu ermöglichen. Was für einige nach Endkampf aussehen mag, zeigt aber in Wirklichkeit nur, wie hoch der taktische Ausbildungsstand der nur etwa 1000 Widerstandskämpfer mittlerweile ist. Bis eine vollständige Umfassung abgeschlossen ist, besteht die Gefahr, dass die gegnerischen Einheiten wieder unbemerkt aus der Stadt abrücken.
Diese neuerlichen, schweren Kämpfe unterminieren - trotz eines möglicherweise großen militärischen Erfolges - die Stimmung im Irak und bei den US-Truppen. Am Ende bleiben vermutlich - wie in Falludja - nur ein Haufen Toter und kein strahlender Erfolg, geschweige denn ein Sieg.
EDIT: Einige Links zu frei zugänglichen Sites und Artikeln wurden ergänzt. Die Zusammenfassung der Informationen erfolgte durch mich und teilweise die Analyse auch, teilweise wurden sie übernommen.
http://www.centcom.mil/CENTCOMNews/News_Release.asp?NewsRelease=20050512.txt
http://www.centcom.mil/CENTCOMNews/News_Release.asp?NewsRelease=20050511.txt
http://www.centcom.mil/CENTCOMNews/News_Release.asp?NewsRelease=20050509.txt
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,355460,00.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,355251,00.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,355208,00.html
http://www.cnn.com/2005/WORLD/meast/05/10/iraq.main/index.html
http://www.cnn.com/2005/WORLD/meast/05/09/iraq.main/index.html
http://www.fortwayne.com/mld/newssentinel/11605487.htm
http://www.sanluisobispo.com/mld/sanluisobispo/news/world/11613465.htm
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2005/05/10/AR2005051000221.html
EDIT2: Und hier noch ein weiterer sehr interessanter Artikel zu den Problemen, die hoch mobilen Aufständischen/Terroristen mit zu wenigen Truppen zu bekämpfen.
http://www.washtimes.com/upi-breaking/20050510-054624-4587r.htm