Die Sicherheit hatte selbst damals doch einen wichtigeren Teil als die pure Leistung.
Nein. Speziell nicht damals.
Die F-104G konnte nachts eine "taktische" Atomwaffe auf alle Ziele westlich von Moskau und mit etwas Rückenwind auch auf Moskau selbst werfen (One-Way halt).
Die "taktische" Atomwaffe B28 hatte dabei einen maximalen Yield von 1450kt.
Somit war Deutschland im strategischen Geschäft.
Da redet keiner gerne drüber, auch die Herren Piloten nicht, weil die Mission halt 100% Doomsday war. Wie gesagt, "taktisch" war an den genutzten Waffen nur die Farbe.
Und eben das war wichtig. Ein paar Piloten weniger oder mehr, das ist sicherlich niemanden egal, aber es ist der zu zahlende Preis. Wie gesagt, fast alle Piloten liebten ihren Starfighter. Und die Mär von der extrem hohen Unfallrate ist ja auch mehrfach widerlegt worden. Ja, sie war hoch, aber nicht so unglaublich weit von anderen Flugzeugen.
Die F-11 hätte am Ende eine ähnliche "Sturm und Drang" Phase erlebt: das Problem war ja nicht das Flugzeug, sondern alles drumherum. Piloten lernen auch nicht schneller eine F-11 fliegen, vor allem wenn sie das gleiche Avionik-Geraffel daher trägt. Die wenigsten F-104 Unfälle waren irgendwelche Departures wegen zickigen Flugverhaltens. Technische Unzuverlässigkeit hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine F-11 getroffen, halt eben anders. Nebenbei hatte die USN keinerlei Infrastruktur in Europa, war dabei die Flieger auszuflotten. Das kritischste Element der ganzen Beschaffung war die Ausbildung, nicht die Beschaffung selbst. Die hohe Start- und Landegeschwindigkeit: it's not a bug, it's a feature! Kaum ein anderes Flugzeug konnte so schnell so tief so weit fliegen. Hohe Flächenbelastung ist da nun mal gesetzt.
Diese Dolchstoßlegende vom besseren Flugzeug (basierend auf der Meinung von zwei angegrauten Herren, und dem Marketing-Heini von Grumman selbst), welches vom Marketing-Mob fies nach hinten gedrängt wurde, hat doch was von Kindergeburtstag. Es ging doch nicht ums schöner Fliegen, hier waren militärstrategische und industrielle Kräfte am Werk. Das zwischenzeitlich mal die SuperTiger präferiert wurde, geschenkt. Da hatten anscheinend noch nicht alle ihre Meinung einfließen lassen.
Lockheed hat anscheinend gut verstanden, dass viele Länder ihre Flugzeugindustrie aufbauen wollten. Am Ende hat Deutschland ja F-104G aus Kanada und Italien und Belgien bezogen, quasi Lockheed geholfen den Deal zu machen. Die Japaner haben das Ding fast komplett selbst gebaut, zwar nur eine etwas aufgehübschte "A", aber man brauchte auch nicht so dringend einen Atombomber. Und Länder wie Kanada, Japan, Belgien und die Niederlande und Italien haben Ende der 50er sicherlich nicht aus vorauseilenden Gehorsam das gleiche Flugzeug wie die eher mäßig beliebten Deutschen angeschafft.