Starfighter auf Kopfhöhe

Diskutiere Starfighter auf Kopfhöhe im Jets Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Die F-104 mit einem Rüstgewicht unter 7 Tonnen hatte in der Jabo-Rolle auch einen entscheidenden Vorteil. Die beschränkte Waffenlast von etwa 1 to...

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Die F-104 mit einem Rüstgewicht unter 7 Tonnen hatte in der Jabo-Rolle auch einen entscheidenden Vorteil. Die beschränkte Waffenlast von etwa 1 to erlaubte nur einen präzisen Anflug auf ein Bodenziel und reichte immer aus über 90% aller möglichen Zielobjekte zu vernichten. Die Konflikte in den 60igern+ erbrachten dann den Nachweis, dass mehr als ein Zielanflug nur die Wahrscheinlichkeit vervielfachte, dabei abgeschossen zu werden.

Auch die F-104 der USAF hatten kein Reichweitenproblem. Zunächst in der Rolle als Interimsabfangjäger und später in Vietnam.
Die F-4 mit AIM-7 versprach halt ein echtes Mehrzweck-Einsatzmuster zu sein und bot dabei auch nicht mehr Reichweitenleistung.
 
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Die USAF hatte nur die A bis D. Keine G. Und die hatte eine nur sehr geringe Reichweite.
Hier die Daten der F-104C, aus dem Jahre 1958.



Hier noch die Missionsannahmen für "Special Store":


Im Low-Low-Low wäre das alles etwa 25-40% weniger gewesen, aber der Radius ist hier mit 754 Seemeilen gegeben. Das ist keine "extrem kurze Reichweite". Die Reichweite der F-105D unter vergleichbaren Bedingungen ist niedriger (vergleichbare Quelle).
By The Way: Area Intercept Afterburner Power sind immer noch 150nm, auch das ist nicht "extrem niedrig".
Die F-104C war eine explizite JaBo Version mit Mk28. Die USAF brauchte das nicht mehr sonderlich, man hatte ja F-105D und der/die/das TFX war in Planung. Wie ich oben schrieb, die Beschaffung der F-104C endete bevor man die wirklich gruselige F-100A wieder an die Startbahn nach Europa befahl um hinreichend Atombomben im Zuge der Berlin-Krise an den Start zu bringen.

Ergo, hier wurde kein zweitklassiges Flugzeug beschafft, weil Lockheeds "Manager" das so eingefädelt haben, hier hat die Luftwaffe das beste Flugzeug für die priorisierte Mission angeschafft. Wir hatten ja im Schwenkflügel-Thread gesehen, dass auch zehn Jahre später die Luftwaffe das Flugzeug vor allem auf die Mission der Bringung der EINEN Waffe auslegen wollte.
Klar, das Flugzeug war nicht perfekt, Handling teilweise tückisch, eine F11F-1F wäre da vielleicht oder sogar sehr wahrscheinlich besser gewesen, aber dafür beschafft man keine Flugzeuge. Man wollte nichts, was den Piloten Wohlwollen und ruhige Dienste bescherte, man wollte ein strategisches Werkzeug.

Die F11F-1F war ein Umbau der F11F, kein originäres Mach2-Flugzeug. Das ist für die Mission an sich wumpe, aber war sicherlich auch ein Grund gegen die BEschaffung. Weiterhin sehe ich es etwas knifflig, eine leibhaftige Mk28 unter den Flieger zu klemmen. Das Ding war immerhin 4,30m lang und etwa 51cm im Durchmesser. Nebenbei nie erprobt und anscheinend nicht mal angedacht, die F11F-1 war ein reiner Tagjäger.

The Mk-28RE (retarded external) was 166 inches (4,200 mm) long and weighed 2,140 pounds (970 kg).[22]

Für die Luftwaffe präsentierte sich die Situation also wohl eher so: zum einen eine F-104 mit durchaus beeindruckenden Flugleistungen, einer sehr guten Lo-Lo-Lo Performance und demonstrierten und verifizierten Flugleistungen gegen ein halb gelegtes Ei, dass innerhalb des US Militärs niemand betrieb und bei der USN demnächst ausgeflottet wurde. Die F-104 flog bei der USAF bis Ende der 60er, immerhin ein paar Jahre länger als die F11F-1 bei der USN. Die F-104C war ein für explizit diese Mission beschafftes Flugzeug.
 
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Als Fehlentscheidung - die ja später auch revidiert wurde.
Handling verkauft keine Flugzeuge. Die Devise hieß Abschreckung. Daher war ein schwieriger zu fliegendes Flugzeug (lies: Mehr Flugstunden bei Ausbildung/ Training anzuschlagen) mit besserer missionsspezifischer Leistung zu bevorzugen.
Für das Kunstflugteam der LW wäre die SuperTiger tatsächlich das bessere Flugzeug gewesen. Aber Kunstflugteams waren weitaus uninteressanter als eine Bombe irgendwo in Westpolen auf ein für den Gegner wichtiges Ziel zu werfen.
Hier unser ehemaliger und gut informierter Mitschreiber Toryu zu dem Sachverhalt F-11 gegen F-104. Geschrieben im Jahre des Herrn 2012.
 

alois

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Und trotzdem hat man sich ursprünglich auf die Super Tiger festgelegt. Das lässt sich nicht weg diskutieren. Das passt doch alles nicht zusammen. Die Sicherheit hatte selbst damals doch einen wichtigeren Teil als die pure Leistung. Nur manchmal geht mit einem der Gaul durch und man nimmt die Warnungen nicht mehr wahr. Und genau das ist dann passiert. Steinhoff hat es ja später sogar zugegeben auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Auch das passt nicht mit deiner Aussage zusammen. Es war nicht das bessere Flugzeug, denn beide waren nahezu identisch. Es war schlicht und einfach nur das Marketing.
 

Sens

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Beide Einsatzmuster hatten das J-79, das zu jener Zeit noch reifen musste, genauso wie die Fähigkeiten der deutschen Betreiber. Die Option Super Tiger hätte nichts daran geändert. Sein einziger Vorteil war, dass er fliegerisch einfacher zu beherrschen war. Bei den Blue Angels war die Tiger wegen ihrer Wendigkeit und einfachen Handhabung sehr beliebt, doch nur, wenn man ignoriert, dass er genauso wie die F-104 hauptsächlich im Tiefflug und den Bedingungen in Mitteleuropa unterwegs sein sollte.
Hauptmann Hans-Ulrich Flade zur F-104: "Hier braucht der Pilot die fliegerische Reife, ganz abgesehen von seinem fliegerisch-handwerklichen Können, die nun einmal erst nach einigen hundert Stunden Erfahrung auf Einsatz-Jets der Klasse F-84 oder F-86 kommen." Etwas, was zu Beginn der 60iger in der deutschen Luftwaffe noch nicht gegeben war und die Verantwortlichen wussten das. Den Preis für den übertriebenen Ehrgeiz zahlten die Piloten, doch mit der zunehmenden Betriebserfahrung sank die Unfallrate auf ein Normalmaß jener Zeit.
 
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Irgendwie kommt mir dieser verbissene Fokus auf den Super Tiger bekannt vor. Da gab es doch mal diesen User (Userin?) "Xena" ...

Ansonsten ist es schon vermessen, eine Autobiographie des Grumman-Testpiloten und späteren CEO (!) "Corky" Meyer mit der wissenschaftlichen Abhandlung von Claas Siano zu vergleichen und letzteres sinngemäß als "langweilige Dokumente" zu verbrämen. Studenten der Geschichtswissenschaft lernen schnell, dass Autobiographien nur begrenzten Quellenwert haben. Darüber hinaus ist in solchen Autobiographien insbesondere amerikanischer Autoren die Erzählung "wir waren eigentlich besser, aber dunkle Mächte/korrupte Regierungsmitglieder/unfähige Widersacher/Echsenmenschen haben mit unlauteren Mitteln gesiegt" sehr populär.

Siano stellt das schon ziemlich gut dar, wenngleich der von @WaS genannte Mangel bleibt, die Ablehnung der Mirage kaum in den Kontext der Wahl de Gaulles und des damit einhergehenden Endes des französisch-deutsch-italienischen Atomwaffenprogramms zu setzen. Sonst hat @Schorsch in gewohnter Qualität bereits alles gesagt: der Super Tiger war ein Papierflieger, war avionisch im Vergleich zur F-104G eher Holzklasse und für den Haupteinsatzzweck (Strike und Interception) zum Beschaffungszeitpunkt deutlich schlechter geeignet. Die US Navy zog ebenfalls die Crusader vor. Bei Siano ist im Übrigen auch zu lesen, dass ein Hauptargument für die Lockheed-Beschaffung das angebotene Lizenzbauprogramm und die Einbindung der europäischen Industrie war - dieses Maß an Technologietransfer konnten Grumman und erst recht Dassault einfach nicht bieten.
 
nospam

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@lowdeepandhard: Da kann ich nur zustimmen. Die Beschaffung der F-104 für die Bundeswehr war eine Mischung aus militärischen, bündnispolitischen und industriepolitischen Aspekten. Gerade der letzte Grund wird oft etwas vernachlässigt, war es doch für die europäische Luftfahrtindustrie letztendlich die Gelegenheit, technologisch Anschluß zu finden und damit die europäsche Zusammenarbeit erst zu ermöglichen und durchzuführen. Deshalb war die Lizenzfertigung des Waffensystems F-104 ein sehr starkes Argument. Es gibt den, meiner Meinung nach, nicht so ganz falschen Spruch "ohne Starfighter kein Tornado und ohne Tornado kein Eurofighter".
 

Ta152

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Wann ist eigentlich die Forderung nach einen A-Waffenfähigen Jagdbomber aufgekommen? Im Spiegel Artikel "Der kleine General" aus 1957 (also vor der Starfighter entscheidung) heist es:
Nachdem Kammhuber alle Jagdflugzeugtypen, die bis zu seinem Amtsantritt für die Bundeswehr vorgesehen waren, kurzerhand von der Liste gestrichen hatte, will er bis Ende dieses Jahres einen Allwetter -Jäger auswählen, der für die Zeit von 1960 bis 1965 den deutschen Luftraum schützen soll. Um den Auftrag für diese rund dreihundert Maschinen im Gesamtwert von einer Milliarde Mark bewirbt sich in erbittertem Konkurrenzkampf die amerikanische, englische, französische und italienische Industrie. Auf den Schränken im Zimmer des Inspekteurs der Luftwaffe drängeln sich die maßstabgetreuen Modelle der angebotenen Flugzeuge.

Dazu gehören unter anderem

- der amerikanische Lockheed F-104 A »Starfighter« - Höchstgeschwindigkeit 2400 Stundenkilometer,

- der amerikanische Grumman F 11 F-1

»Tiger« - Höchstgeschwindigkeit 2150 Stundenkilometer;

- die französische Dassault M.D. 550 »Mirage« III - Höchstgeschwindigkeit 2200 Stundenkilometer;

- die englische Saunders-Roe S. R. 53

P 177 - Höchstgeschwindigkeit 2400 Stundenkilometer.

General Kammhuber hofft, daß seine Luftverteidigungsgeschwader 1960/61 mit einer dieser Maschinen voll ausgestattet sein werden. Dieser Typ soll dann nach drei bis vier Jahren durch einen Jäger ersetzt werden, der seinen Wünschen entspricht.
Der kleine General

Die S.R. 177 hätte man wohl niemals zu einem halbwegs tauglichen Tiefflug-Jagdbomber machen können. Wann ist also die Forderung nach A-Waffen Fähigkeit gekommen. Interessant auch die aussage das man die Flugzeuge nur 3-4 Jahre fliegen wollte.
 
Schorsch

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Die Sicherheit hatte selbst damals doch einen wichtigeren Teil als die pure Leistung.
Nein. Speziell nicht damals.
Die F-104G konnte nachts eine "taktische" Atomwaffe auf alle Ziele westlich von Moskau und mit etwas Rückenwind auch auf Moskau selbst werfen (One-Way halt).
Die "taktische" Atomwaffe B28 hatte dabei einen maximalen Yield von 1450kt.
Somit war Deutschland im strategischen Geschäft.
Da redet keiner gerne drüber, auch die Herren Piloten nicht, weil die Mission halt 100% Doomsday war. Wie gesagt, "taktisch" war an den genutzten Waffen nur die Farbe.
Und eben das war wichtig. Ein paar Piloten weniger oder mehr, das ist sicherlich niemanden egal, aber es ist der zu zahlende Preis. Wie gesagt, fast alle Piloten liebten ihren Starfighter. Und die Mär von der extrem hohen Unfallrate ist ja auch mehrfach widerlegt worden. Ja, sie war hoch, aber nicht so unglaublich weit von anderen Flugzeugen.

Die F-11 hätte am Ende eine ähnliche "Sturm und Drang" Phase erlebt: das Problem war ja nicht das Flugzeug, sondern alles drumherum. Piloten lernen auch nicht schneller eine F-11 fliegen, vor allem wenn sie das gleiche Avionik-Geraffel daher trägt. Die wenigsten F-104 Unfälle waren irgendwelche Departures wegen zickigen Flugverhaltens. Technische Unzuverlässigkeit hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine F-11 getroffen, halt eben anders. Nebenbei hatte die USN keinerlei Infrastruktur in Europa, war dabei die Flieger auszuflotten. Das kritischste Element der ganzen Beschaffung war die Ausbildung, nicht die Beschaffung selbst. Die hohe Start- und Landegeschwindigkeit: it's not a bug, it's a feature! Kaum ein anderes Flugzeug konnte so schnell so tief so weit fliegen. Hohe Flächenbelastung ist da nun mal gesetzt.

Diese Dolchstoßlegende vom besseren Flugzeug (basierend auf der Meinung von zwei angegrauten Herren, und dem Marketing-Heini von Grumman selbst), welches vom Marketing-Mob fies nach hinten gedrängt wurde, hat doch was von Kindergeburtstag. Es ging doch nicht ums schöner Fliegen, hier waren militärstrategische und industrielle Kräfte am Werk. Das zwischenzeitlich mal die SuperTiger präferiert wurde, geschenkt. Da hatten anscheinend noch nicht alle ihre Meinung einfließen lassen.
Lockheed hat anscheinend gut verstanden, dass viele Länder ihre Flugzeugindustrie aufbauen wollten. Am Ende hat Deutschland ja F-104G aus Kanada und Italien und Belgien bezogen, quasi Lockheed geholfen den Deal zu machen. Die Japaner haben das Ding fast komplett selbst gebaut, zwar nur eine etwas aufgehübschte "A", aber man brauchte auch nicht so dringend einen Atombomber. Und Länder wie Kanada, Japan, Belgien und die Niederlande und Italien haben Ende der 50er sicherlich nicht aus vorauseilenden Gehorsam das gleiche Flugzeug wie die eher mäßig beliebten Deutschen angeschafft.
 

BiBaBlu

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Die Probleme, die die Starfighter hatte waren nicht den Piloten zuzuschieben. Das ganze System war fehlerhaft.
Doch, in Deutschland - das zeigten die Steinhoff-Berichte deutlich - waren die Piloten eindeutig einer der zentralen Fehler-Faktoren, denn sie haben die vorhandenen Probleme der F-104 deutlich verschärft oder erst kritisch werden lassen.
Die Luftwaffe war damals zwischen alten Flieger-Haudegen, die 'alles per se können' (sich jedenfalls so aufführten) und zT mangelhaft ausgebildeten jungen Piloten mit dem grossen Sprung von Subsonisch zu Mach 2.0 in einer unglücklichen Situation.
 
Schorsch

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... grossen Sprung von Subsonisch zu Mach 2.0 ...
Wobei ja Mach 2 kein Problem war. Das Problem war die Mission: Low Level mit hoher Präzisionsanforderung bei schlechtem Wetter fliegen. Ob das Ding nun in Spitze Mach 2 oder M.9 (= Buccaneer) fliegt ist da an sich egal. Klar, die Mach2-Fähigkeit addiert eine Reihe grässlicher Eigenschaften, wie eben eine verstellbare Schubdüse (anfangs 10-20% aller Abstürze) und zumeist garstige Eigenschaften am Rand des Flugbereichs (Deep Stall, Departure), wobei letzteres auch mit Unterschallfliegern geht (siehe A-7).
Das Problem war also eher der Sprung von einer kleinen Luftwaffe mit begrenzten Einsatzspektrum zu "vorderste Linie" mit einer insgesamt großen Zahl von Flugzeugen/Piloten/Staffeln. Und die Erfahrung aus dem 2. WK war ja teilweise kontraproduktiv, wobei diese Erfahrung auch in anderen Luftwaffen in gleicher Weise gemacht worden ist (die USAF hatte katastrophale Unfallraten in den 50er Jahren, ohne Bruch und "Sprung").
 
dochiq

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(die USAF hatte katastrophale Unfallraten in den 50er Jahren, ohne Bruch und "Sprung").
Die Briten auch. Wenn ich mich richtig an "Empire of the Clouds: When Britain's Aircraft Ruled the World" erinnere, sind z.B. die Meteors der RAF de facto im Wochenrhythmus vom Himmel gefallen.

Wenn man es so sieht: Die Luftwaffe hat die Erfahrung anderer Länder eine Dekade später nachgeholt. Der Unterschied war dann wohl eher die mediale Rezeption. Eine immer kritischer werdende Öffentlichkeit (allen voran die selbsternannten "Sturmgeschütze der Demokratie") nahm nicht mehr so einfach hin, was ein paar Jahre vorher wahrscheinlich noch mit einem achselzuckenden "so ist das halt" abgetan worden wäre. Die Entwicklung setzte sich entsprechend fort. Daher gibt es heute halt wochenlange Debatten, wenn nach fast 15 Jahren mehr oder weniger unfallfreier Betriebszeit mal zwei Eurofighter beim Luftkampftraining zusammenstoßen.
 
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EDCG

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Am Ende hat Deutschland ja F-104G aus Kanada und Italien und Belgien bezogen,
...
Streiche "Kanada", setze "USA".
Dann noch Deutschland und Niederlande ergänzen und es stimmt.


Die Japaner haben das Ding fast komplett selbst gebaut, zwar nur eine etwas aufgehübschte "A",
aber man brauchte auch nicht so dringend einen Atombomber.
Eine F-104J ist keine "aufgehübschte A", sondern eine abgerüstete G.
Lockheed model 683 = F-104G, Lockheed model 683B = F-104J.
 

BiBaBlu

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wobei diese Erfahrung auch in anderen Luftwaffen in gleicher Weise gemacht worden ist (die USAF hatte katastrophale Unfallraten in den 50er Jahren, ohne Bruch und "Sprung").
natürlich, wobei auch die Luftwaffe mit F-86 und F-84 ähnlich hohe Verlustzahlen hatte wie mit der F-104, nur in kürzerer Zeit.
Wie hier im Thread (und auch in vielen seriösen Publikationen) ja längst aufgearbeitet wurde, war der Witwenmacher-Ruf mehrheitlich einfach selektive Polemik, aber eben Ausbildung und Personal waren da schon ein wesentlicher Faktor, der das verschärfte.
 
Schorsch

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Streiche "Kanada", setze "USA".
Dann noch Deutschland und Niederlande ergänzen und es stimmt.
Bezog mich hierauf:
A Canadian government requirement for an aircraft that could be manufactured in Canada under licence also favoured the Lockheed proposal, due to a collaboration with Canadair based in Montreal. On 14 August 1959, Canadair was selected to manufacture 200 aircraft for the RCAF under licence from Lockheed. In addition, Canadair was contracted to manufacture wingsets, tail assemblies and rear fuselage sections for 66 Lockheed-built F-104Gs destined for the West German Air Force.

Also, da gingen dann unsere schönen harten D-Mark (:wink2:) am Ende über Umwege nach Kanada.

Doch, in Deutschland - das zeigten die Steinhoff-Berichte deutlich - waren die Piloten eindeutig einer der zentralen Fehler-Faktoren, denn sie haben die vorhandenen Probleme der F-104 deutlich verschärft oder erst kritisch werden lassen.
Wobei, dahinter liegt ja die Erkenntnis, dass Starfighter fliegen eben nicht Me109 fliegen ist. Das Waffensystem und die Mission sind sehr herausfordernd. Die Stories aus der Zeit lesen sich oft so, dass die Pilotenschar sich abends auf ein, zwei Bierchen traf (ggf. noch eins zur Reserve) und nächsten morgen wieder fliegt. Ich glaube heute ist man viel professioneller unterwegs. Das gleiche gilt ja auch für die zivile Fliegerei. Also, der Starfighter war folglich das ganz normale Lehrgeld einer nicht hinreichend professionalisierten Organisation.
Ich habe dieses Buch von Erwin Willing*. Kann ich nicht direkt empfehlen. Netter Nachmittagsschmaus. Und wenn man liest, wie Herr Willing damals seine Kinder durch die Republik gefahren hat [unangeschnallt im zur Spielwiese umfunktionierten Kofferraum] (und er kommentiert es selbst im Nachhinein sehr kritisch), dann erscheint das bisschen Starfighter fast als das kleinere Übel. Sprich, im heutigen Kontext der Null-Risiko Mentalität ist der Flieger krass gefährlich und fahrlässig, im Kontext der 60er Jahre a bisserl anderes Geschmäckle.

Was ich mich Frage: welche Alternative hätte denn wirklich bestanden?
Wir schreiben das Jahr 1957 oder 1958.
Die Vorgaben waren:
  1. Einsatzbereitschaft ab etwa 1963 bis 1964 (erfordert Lieferung der ersten Flieger etwa 2 Jahre vorher)
  2. Low Level Strike mit thermonuklearen Waffen (Waffe ~50cm Durchmesser, 900kg Gewicht, 4m lang)
  3. Radius als Nuclear Striker >=500km, low-low-low
  4. Hinreichend präzise Navigation um eben ein taktisches Ziel mit bummelig 1nm Abweichung anzugreifen
  5. Bezahlbar
  6. substantielle industrielle Offsets
  7. Zweitverwendung für Marine (erfordert nichts) und Abfangjagd (= Supersonic, wobei nicht zwingend Mach2)
[fehlende oder falsche Anforderungen gerne ergänzen oder anmahnen}

Die Missionsausrüstung hätte erfordert, dass man so oder so in den USA einkauft, was angesichts der hohen US-Aufwände für die Sicherung Westdeutschlands und West-Berlins auch politisch irgendwie opportun war. Damit war man zwangsläufig bei dem Century Series Fightern, eben vielleicht noch das eine oder andere Navy-Muster, wobei keines von denen sonderlich bei (2)+(4) glänzte.





* Zur Info: Vergöttert und verteufelt: Erlebte Geschichten eines Starfighterpiloten Im Wechselbad von Faszination und Ernüchterung : Willing, Erwin: Amazon.de: Bücher
 

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Sprich, im heutigen Kontext der Null-Risiko Mentalität ist der Flieger krass gefährlich und fahrlässig, im Kontext der 60er Jahre a bisserl anderes Geschmäckle.
mit modernen Verfahren, Ausbildung und Rahmenbedingungen, lässt sich auch eine F-104 ziemlich unfallfrei (oder zumindest unfallarm) betreiben, das bewiesen die Italiener mit ihren F-104S in den 90ern

Die Luftwaffe der 1950/60er war einfach zu sehr wilder Abenteuerverein.
 

Ta152

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< snip >

Was ich mich Frage: welche Alternative hätte denn wirklich bestanden?
Wir schreiben das Jahr 1957 oder 1958.
Die Vorgaben waren:
  1. Einsatzbereitschaft ab etwa 1963 bis 1964 (erfordert Lieferung der ersten Flieger etwa 2 Jahre vorher)
  2. Low Level Strike mit thermonuklearen Waffen (Waffe ~50cm Durchmesser, 900kg Gewicht, 4m lang)
  3. Radius als Nuclear Striker >=500km, low-low-low
  4. Hinreichend präzise Navigation um eben ein taktisches Ziel mit bummelig 1nm Abweichung anzugreifen
  5. Bezahlbar
  6. substantielle industrielle Offsets
  7. Zweitverwendung für Marine (erfordert nichts) und Abfangjagd (= Supersonic, wobei nicht zwingend Mach2)
[fehlende oder falsche Anforderungen gerne ergänzen oder anmahnen}
< snip >
Hast du da für die Punkte eine Quelle. Den der Artikel aus dem Spiegel von 1967 den ich in meinem letzten Beitrag gepostest habe nennt ja andere Punkte. Allerdings wird der Spiegel vermutlich hinter den Planungen der Luftwaffe hinterherwinkt haben.
 
lowdeepandhard

lowdeepandhard

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[...]

Die Luftwaffen der 1950/60er waren einfach zu sehr wilder Abenteuerverein.
Fixed that for you ;-) Die gesamtgesellschaftliche Risikobereitschaft war einfach zu jener Zeit eine andere, das von Schorsch genannte Buch von Erwin Willing und damit einhergehend die damaligen Verkehrsunfallstatistiken sind ja ebenfalls ein deutliches Indiz.* Wenn dann aber noch das von @dochiq genannte, selbsternannte Sturmgeschütz der Demokratie ein ganz persönliches Hühnchen mit der Bundeswehr im Allgemeinen und Herrn Strauß im Speziellen zu rupfen hat, wird daraus eine Affäre. Das schmälert nicht die völlige organisatorische und mentale Überforderung der Luftwaffe mit der Einführung von ~866 hochmodernen Waffensystemen innerhalb weniger Jahre, erklärt aber die im Vergleich zu anderen Nutzerstaaten völlig überhöhte Empörung und die bis heute spürbaren Nachwirkungen dieser Unfallserie.

*in manchen Luftstreitkräften hielt sich eine höhere Risikobereitschaft unter Inkaufnahme erhöhter Verluste ziemlich lange - die RAF springt einem da in den Sinn.
 

BiBaBlu

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Fixed that for you ;-)
Da hast du definitiv Recht, bei der Luftwaffe war aber natürlich die zehnjährige Lücke (mit überhöhtem Heldenmythos der alten "Haudegen") schon ausschlaggebend, man hatte da einfach ein gehöriges personelles und Erfahrungs-Defizit.

Aber ja, dieser Haudegen-Modus war da, wenn man zeitgenössische Berichte lies, schon überall extrem, auch in der Schweiz (da erlebte ich das bei Milizpiloten aber auch noch in den 2000ern, da fing es aber die Rahmenorganisation mehrheitlich auf)
 
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