Starfighter auf Kopfhöhe

Diskutiere Starfighter auf Kopfhöhe im Jets Forum im Bereich Luftfahrzeuge; AW: Starfighter auf Kopfhöhe Hätte der Autor diesen Thread gelesen, dann hätte er nicht so einen Murks geschrieben. Aber Spiegel mag halt...
Schorsch

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AW: Starfighter auf Kopfhöhe

Ein wahnsinnig schlechter Artikel, selbst für die Verhältnisse von Spiegel Online.
Hätte der Autor diesen Thread gelesen, dann hätte er nicht so einen Murks geschrieben.
Aber Spiegel mag halt Verwesung.
Piloten haben ihren Flieger stets gelobt ... und getadelt. Es war ein Instrument. Das konnte tolle Sachen, aber musste beherrscht werden.
 
Toryu

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AW: Starfighter auf Kopfhöhe

Ich frage mich, was der Spiegel aus wirklichen "Unglücksvögeln" wie F-100 oder F-8* gemacht hätte.
Auch diese Flugzeuge wurden - trotz ihrer horrenden Unfallraten - von ihren Piloten gemocht und geliebt.


___
* http://www.miottelcollection.com/index/Callsign+"Crash"+Page+1

Wer sich wirklich mal gruseln will, bestellt eines jener Bücher, in denen Piloten aus dem Nähkästchen über die Einsatzzeit der F-8 plaudern.
 
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AW: Starfighter auf Kopfhöhe

Naja,ein Flugzeug wird ja nicht unbedingt gebaut, um "Ihrem" Piloten zu gefallen oder zu mögen. Für mich auch eines der schönsten Jets. Aber es hat ja nunmal einige Schwächen gehabt.
 

Lubeo

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AW: Starfighter auf Kopfhöhe

___
* http://www.miottelcollection.com/index/Callsign+"Crash"+Page+1

Wer sich wirklich mal gruseln will, bestellt eines jener Bücher, in denen Piloten aus dem Nähkästchen über die Einsatzzeit der F-8 plaudern.
"During the 27-year operational lifetime of the F8 in the US fleet, the Navy purchased 1,266 CRUSADERS--there were 1,106 major accidents and 186 pilots were killed (not including those lost in combat). When we in VF 154 started flying the CRUSADERS in 1957 the accident rate for the F 8 (number of accidents per 100,000 flight hours) was a staggering 243.9. In 1983, its final year of US Navy service the CRUSADER'S accident rate was 68.82 versus an overall Navy rate of 3.34. The F 8's lifetime average was 46.74."

Wenn man den Text liest, dann kam die USN scheinbar von 243.9 Unfällen pro 100'000 Flugstunden runter auf 68.8. Nur wie kommt man dann auf eine Zahl von 46.7 Unfälle pro 100'000 Flugstunden? Vermute daher eher, dass sie am Anfang typisch für eine damalige Trial and error-Kultur ein teueres Lehrgeld zahlten und dann in der letzten Jahren den Unterhalt vernachlässigten.
Interessant wären da die Unfallzahlen der Franzosen und Philippiner.
 
Hagewi

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AW: Starfighter auf Kopfhöhe

Wenn man den Text liest, dann kam die USN scheinbar von 243.9 Unfällen pro 100'000 Flugstunden runter auf 68.8. Nur wie kommt man dann auf eine Zahl von 46.7 Unfälle pro 100'000 Flugstunden? Vermute daher eher, dass sie am Anfang typisch für eine damalige Trial and error-Kultur ein teueres Lehrgeld zahlten und dann in der letzten Jahren den Unterhalt vernachlässigten.
Interessant wären da die Unfallzahlen der Franzosen und Philippiner.
Ich lese das auch so, dass die Zahlen im ersten und im letzten Jahr (da waren es ja wohl nur noch die Aufklärer, die ordentlich älter wurden) genannt werden (wahrscheinlich sogar hochgerechnet auf 100.000 Flugstunden, weil diese tatsächlich in diesen Jahren gar nicht erreicht wurden). In den Jahren dazwischen müssten die Raten besser gewesen sein, um so den Gesamtdurchschnitt zu ergeben. Für diese Annahme besteht gute Wahrscheinlichkeit. Da liegst Du sicherlich richtig, das hat noch nicht mal mit bewusster Vernachlässigung beim Unterhalt zu tun.
Hagewi
 
Schorsch

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Moin.
Heute habe ich einen "richtigen" F-104G von nahem anschauen können.
Dazu eine Frage: hinter dem Cockpit ist ja ein "Schrank" mit Elektronik. Was war dort vor der F-104G? Und war die F-104G im Endeffekt länger als andere Einsitzer (also speziell der A/C)?
 

schlund

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Hallo Schorsch,

hier mal beide Seiten aus der jeweiligen TO2-1.
Die haben die gleichen Abmessungen bis auf die größere Seitenflosse mit geändertem Ruder bei der G.
Auch bei den anderen Typen vor der G war hinter dem Cockpit der Elektronikraum, mit anderen Geräten halt.

Beste Grüße, Michael



 
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Schorsch

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Noch eine Frage zu diesem Thema: man liest mitunter (etwa in Erwin Willing "Vergöttert und verteufelt"), dass die G-Version massiv schwerer war als die C. Nun, aufgrund der zusätzlichen Ausrüstung und allgemein höheren Gewichte logisch. Willing schreibt, dass die G 1.7t schwerer wäre (Seite 231).
Man findet relativ konsistent 14000lbs empty für die F-104G.
Ergo müsste die C ja 3700lbs leichter sein, und dramatisch 10300lbs empty wiegen.
Ich habe zwei Daten gefunden:
A: empty 13200lbs
C: empty 12760lbs
beide: The Lockheed F-104 "Star Fighter"
Für die YF-104A findet man auf der Seite 12560lbs. Die XF-104 wird mit 11500lbs angegeben.
Lockheed XF-104 Starfighter Archives - This Day in Aviation
Kann da Willing dermaßen daneben liegen?
 

schlund

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Hallo Schorsch,

also die Gewichte auf den jeweiligen Webseiten weichen ja deutlich voneinander ab....:huh:

Wenn man die TO´s zu Rate zieht, kann man schon genau vergleichen.
Da steht z.B. für normal gross, also mit Sprit, Öl, Munition für die Kanone, Motor etc, aber ohne Aussentanks und ohne Aussenlasten
für die A: 17639 lbs
für die G: 20547 lbs
( Beides ungefähre Gewichte, also etwa +-150 lbs)
Das kommt mit 3000 lbs, also ca. 1,3 t schon in die Richtung.

Beste Grüße,
Michael
 
Schorsch

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Aber es geht ja vor allem um Leergewichte, anderes zu vergleichen halte ich für wenig sinnvoll.
1.7t können es technisch ja schon gar nicht sein.
Ich denke die 14000lbs für eine F-104G sind gewiss optimistisch, vor allem bei einem realen Flugzeug mit späteren Mods.Vielleicht weiß da noch jemand.
 

schlund

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Hallo Schorsch,

ja, das wäre prima, wenn es da für alle Typen direkt vergleichbare Angaben gäbe.
aber jetzt helfe mir mal auf die Sprünge:
Ich habe das Buch auch, auch gelesen, und ich finde keine Angabe von 1,7t, auf Seite 231 (davor und danch) gar nichts zu dem Thema.
Auf Seite 77 schreibt er einzig dazu: .....Die Folge der umfangreichen Modifizierungen war eine Gewichtszunahme von über einer Tonne
gegenüber dem erprobten und leichtgewichtigen Wundervogel....
Damit meinte er wohl die A oder C.
Das kommt ja doch gut hin, die Spritmenge war gleich und wenn wir ca. 200Kg für die unterschiedlichen Motoren abziehen, nochmal
ca. 400 Kg für die gesamte andere Elektronik mit allem was dazu gehört, bleiben 500 Kg - 600 Kg für die geänderte Struktur.

Man findet -zig Angaben in allen möglichen Büchern und Webseiten zu allen möglichen Gewichten.
Aber nirgends steht genau, unter welchen Bedingungen mit welcher Ausstattung bzw. die Quelle.
Da bleibt ja nur die Gegenüberstellung der TO´s als zuverlässige Quelle.
Wenn jemand hier die genaue Strukturdifferenz in Kg hat, dann bitte her damit ! :smile1:

Beste Grüße,
Michael
 

alois

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In Warpaint No43 steht als Leergewicht der F-104A: 5.221 Kg, F-104C: 5.686 Kg, F-104G: 6.492 Kg
Im Vergleich dazu die Rüstgewichte, also interner Sprit und Munition: F-104A: 7.718 Kg, F-104C: 8.883 Kg, F-104G: 9.008 Kg

Da die G aus der C entwickelt wurde und die C aus der A, kann man gut die stetige Gewichtszunahme beobachten. Die Frage ist nicht was sich zwischen A und G geändert hat, sondern was zwischen C und G. Und zwischen den beiden ist die Zunahme eher überschaubar.
 
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Schorsch

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Ich habe aus "Standard Aircraft Characteristics F-104C", Dec 58, 12579lbs empty und 13277lbs basic (was wohl mit Pilot und Betriebsstoffen ist). Letzteres entspräche der klassischen Definition des "Operating Empty Weight".
Aus dem T.O. 1F-104G-1 (May 70) entnehme ich: No external stores, zero fuel weight: 14130lbs.
Damit ergeben sich etwa 850lbs Mehrgewicht, oder bummelig 400kg.

Nehmen wir ein vergleichbares Flugzeug (Technologie, Aufgabe etc), die F-105B, dort haben wir:
Leergewicht: 25022lbs
Davon:
Struktur: 12198lbs (~50%)
Power Plant Total: 7725lbs
Systems: 4870lbs (davon etwa 1680lbs für Avionics/Electronis/Armament)
Rest ist Öl.
Quelle: Roskam
Daran sieht man, dass bei einem F-104 mit ähnlichen Anteil das Strukturgewicht bei etwa 6800lbs oder 3000kg liegen müsste. Hier 1t mehr Struktur zu verbauen ist gar nicht möglich.

Ich habe wohl eine andere Version des Willing (Mai 2017), jedenfalls ist da in der Umgebung der Seite 77 nichts dergleichen zu finden. Es schaut mir aber so aus, als wenn Willing einfach irgendeine Hörensagen-Zahl aufgeschrieben hat. Leider trübt das die Verlässlichkeit anderer technischer Fakten in dem Buch, so wenige es auch sind.

In Warpaint No43 steht als Leergewicht der F-104A: 5.221 Kg, F-104C: 5.686 Kg, F-104G: 6.492 Kg
Im Vergleich dazu die Rüstgewichte, also interner Sprit und Munition: F-104A: 7.718 Kg, F-104C: 8.883 Kg, F-104G: 9.008 Kg
5221kg leer wären exakt die oben für die XF-104 zitierten 11500lbs. Dies ist aber nicht zulässig, da die XF kaum Missions-Avionik hat und vor allem das J65 spazieren flog.
Die 5686kg für die C sind 12524lbs, und damit entsprechend dem Leergewicht (ohne Pilot, Öl).
6492kg wären 14300lbs, und das käme in etwa hin. Aber eben "Operating Empty Weight". Pilot und Öl sind schnell 150kg, oder 330lbs.
Da besagtes Dokument vor allem auf Bemalung abzielt, würde ich als Quelle in der Qualität herabstufen.

Ich danke für die Beiträge und komme zu dem Schluss, dass 1.7t nicht mal dann zusammen kommen, wenn man eine absolut leere XF-104 mit einer "operating empty" F-104G vergleicht. Das wären (14300-11500)lbs = 2800lbs entsprechend 1270kg.
Gleiches findet sich bei den Rüstgewichten, wobei diese internen Sprit (bei allen gleich) und eine abiträre Zuladung an Waffen beinhaltet.
Die Angabe von Willing ist also falsch.

EDIT: Für das Litton LN-3 habe ich ein Gewicht von 80lbs ergoogelt. Da kommt sicherlich noch weiteres Gewicht hinzu (Rechner, Power Units, Struktur).
 
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Daidalos

Flugschüler
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Wenn man für die jeweiligen Fox 104 Konfigurationen die genauen Gewichtsdaten für Vergleiche heranziehen will, braucht man für die versch.
TF/F-104G Configs die jeweiligen Dash 5 data -Hoffentlich hat man diese im MatALw archiviert ?!?. Die Dash 5s wurden bei den höheren Wartungsereignissen in ED und MAN jeweils ermittelt (per Wägung wegen der Änderungen i.e. lwr wing skin mod, wiring replacement, TA incorp. etcetc)
 
CD5E

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Was ich eigentlich immer mal fragen wollte,warum hat die 104 zuletzt noch das grün/schwarze Tarnmuster bekommen.Ist das ähnlich der RF-4?
 

netvoyager

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Es war vorgesehen alle Jagdbomber und Transportflugzeuge der Luftwaffe auf ein "Norm 83" Tarnschema (Olivgrün, Waldgrün, Schwarzgrau) umzustellen, weil das in niedrigen und mittleren Höhen einen besseren Sichtschutz bot. Vorausgegangen waren mehrjährige Tarnversuche. Bei der 104 waren das aber durch die Umrüstung auf den Tornado primär nur noch die Maschinen des JaboG 33 und 34, weil diese als letztes umgerüstet wurden, bzw. der WTD 61. Und dort auch nicht alle Flugzeuge. Einige erhielten einen temporären "wrap around" Anstrich, der die "eckigen" gelboliven Bereiche der Oberseite in runden Umrissen auf der Unterseite weiterführte (die Norm ist mir um diese Uhrzeit gerade nicht geläufig). Die Maschinen an denen keine größere Wartung in Erding oder Manching mehr anstand, blieben in Norm 72 (Gelboliv, Basaltgrau, Weißaluminium).
 
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Viking

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Im Norden
Einige erhielten einen temporären "wrap around" Anstrich, der die "eckigen" gelboliven Bereiche der Oberseite in runden Umrissen auf der Unterseite weiterführte (die Norm ist mir um diese Uhrzeit gerade nicht geläufig). Die Maschinen an denen keine größere Wartung in Erding oder Manching mehr anstand, blieben in Norm 72 (Gelboliv, Basaltgrau, Weißaluminium).
Norm 62/Ü83

Hattest hier einen Auszug aus der GAF T.O. gepostet.
 
Hagewi

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Lt. F-40 Nr. 34 wurde der Übergangsanstrich jedoch nur an der 23+30 des JaboG-34 und auch nur für die Gelboliven Flächen tatsächlich umgesetzt. In AirDoc ADJP001 steht es genauso. Sieht schon speziell aus.... .
 
lowdeepandhard

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[...]
Wenn man den Text liest, dann kam die USN scheinbar von 243.9 Unfällen pro 100'000 Flugstunden runter auf 68.8. Nur wie kommt man dann auf eine Zahl von 46.7 Unfälle pro 100'000 Flugstunden? Vermute daher eher, dass sie am Anfang typisch für eine damalige Trial and error-Kultur ein teueres Lehrgeld zahlten und dann in der letzten Jahren den Unterhalt vernachlässigten.
Interessant wären da die Unfallzahlen der Franzosen und Philippiner.
Hat nun nichts mit der 104 zu tun, aber mal mit fünfjähriger Verspätung eine Antwort auf die Unfallzahlen der Franzosen, bezogen auf diesem Link. Demnach haben die Franzosen von 42 "Crouze" insgesamt 26 durch Unfälle verloren (davon drei in den 90ern nach dem F-8P-SLEP), wenn ich richtig rechne.
 

alois

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Da im A-7 Thread es um die F-104 ging und es nicht gut ist, wenn einen Thread noch weiter zerlabert wird. Also machen wir mal hier weiter.

Ich hab es mir gegeben und alles mal durchgelesen. Jemand hat es eigentlich ganz gut wider gegeben und hat auch das Buch von Corky Meyer gelesen und das Wesentliche schon gesagt. Es gibt zwar das Buch von Claas Siano, aber das erzählt ja nur nach Aktenlage. Viel interessanter finde ich die Geschichten die sich hinter den Kulissen abspielen, bevor so ein Beschaffungsvorhaben vor den Bundestag kommt. Und genau in diese Kerbe haut Meyer, natürlich aus amerikanischer Sicht, aus der Sicht des für die Vermarktung mit Deutschland zuständigen Mann bei Grumman.

Als die Deutsche Delegation zu Grumman kam, schreibt er, war der Groschen schon gefallen, dass die Mirage III schon aus dem Rennen war. Es ging also nur noch um Super Tiger oder Starfighter. Interessant zu erfahren, dass die Super Tiger gar nicht von Anfang an zur Auswahl stand, sondern die Deutschen hat das für Rüstungsexporte zuständige Amt in den USA darauf hingewiesen sich auch mal die Super Tiger anzusehen und so kam auch die Super Tiger auf die Liste. Geflogen hat sie Albert Werner, der sechs Flüge mit der Super Tiger absolviert hat. Und dann wollte auch Kammhuber ran und selber mal ausprobieren. Nach der Landung beschwerte er sich, dass man ihn angelogen hätte, weil der Flieger ums Verrecken nicht über Mach 1,1 wollte. Der Pilot vom Begleitjäger erzählte danach, dass er ständig mit ausgefahrenen Slats und Flaps geflogen sei und das über 400 Knoten was sie im ausgefahrenen Zustand hätten rechnerisch aushalten sollen. Das Zeug hat es ohne Schaden überstanden. Soviel zu den Fähigkeiten altgedienter Piloten und der Qualität von Grumman Flugzeugen. Aber immerhin scheint Kammhuber seinen Fehler eingestanden zu haben und hat wohl aufgrund der Testflüge von Albert Werner einen positiven Bericht verfasst.

Am 17. Dezember bekam die USAF Military Assistance Group, dass man sich für die Super Tiger entschieden hätte. Das müsste in dem Buch von Siano auch drin sein, weil offizielles Dokument. Ich habe es nicht gelesen, weil mir sind Geschichten lieber als seitenlange Bundestagprotokolle zu lesen. Könnte das mal einer abgleichen? Ich gehe mal davon aus, dass danach die Diskussion im Bundestag erst so richtig los ging und der Lobbyismus durch Lockheed.
Die Gründe für die Entscheidung waren die kurze Start- und Landerollstrecke, die Performance bei hoher Geschwindigkeit, die Allwetterfähigkeit, Kosten zur Produktionsreife, die schon von den USA getragen wurden, die Möglichkeit Atomwaffen zu tragen bei akzeptabler Reichweite.

Zu dieser Zeit waren die F-104 auch in den USA gegrounded, wegen Sicherheitsmängel und Albert Werner hat noch keinen Starfighter geflogen. Die F-104G gab es auch noch gar nicht und sie war nur ein Versprechen und nichts konkretes. Zu dieser Zeit gab es schon etliche Abstürze mit der F-104A in den USA, selbst mit Prototypen. Während beide Super Tiger fröhlich vor sich hin flogen. Jemand hat im Siano-Buch Thread gemeint, in Deutschland hätte man sich aufgeführt wie die peinlichen Fan-Boys. Genau so ging es dann zu als man endlich die F-104A fliegen durfte. In dem Bericht von Kammhuber wurde anscheinend auch der Sicherheitsaspekt berücksichtigt und wie gutmütig sich die Super Tiger fliegen ließ und wie robust sie war usw. Das hat man völlig vergessen, als man die F-104A flog. Da gingen dann die Kinderaugen auf und man sah nur noch wie das Ding wie ein Flitzebogen ab ging. Sicherheitsaspekte, Grounding kurz davor und die Gründe dafür, die damals schon vielen Tote und Abstürze, all das spielte plötzlich keine Rolle mehr, man sah nur noch das fetzige Spielzeug wie die Kleinkinder. Das spiegelte sich anscheinend auch in den offiziellen Dokumenten in Deutschland wider, wie ich aus den Aussagen zum Siano-Buch entnehme.

Kurz danach war man sich plötzlich nicht mehr so sicher und entschied sich für die F-104, die es in der versprochenen Ausführung noch gar nicht gab. Die Japaner haben sich vorher, genau so wie Deutschland für die Super Tiger entschieden, aus genau den gleiche Gründen. Und plötzlich haben auch sie sich umentschieden. Da lief eine gewaltige Promotion-Maschinerie von Lockheed im Hintergrund und wahrscheinlich mit unlauteren Mitteln. Grumman hatte null Erfahrung damit.
Jedenfalls kam im Januar 1958 noch einmal die Delegation in die USA und hat die F-104A endlich getestet, mit den oben genannten Kinderaugen. Neben Werner war auch Krupensky dabei, der aber kein Testpilot war wie Werner.

Als die Debatte in Deutschland in vollem Gange war, entschied man sich noch einletztes mal beide Typen gegeneinander zu testen und Steinhoff kam in die USA. Auch er durfte die Super Tiger fliegen. Und da passierte dann was kurioses, auf das ich weiter unten noch eingehen will. An diesem Tag hatte Steinhoff Zahnschmerzen und er war übel gelaunt. Er bekam den Bock ums Verrecken nicht auf Mach 2 und war dann noch übler gelaunt als er wieder landete. Wegen der Zahnschmerzen war er so unkonzentriert, dass er den Vogel mit 20 Fuß/Min aufsetzte, 110% über dem Limit. Die Leute von Grumman dachten schon das Ding abschreiben zu können, aber die Super Tiger hat es klaglos hingenommen, ohne jeden Schaden. Auch hier wieder Grumman-Qualität. Steinhoff war jedenfalls voll außer sich und hat sich wohl ziemlich lautstark beschwert bevor man ihn zum Zahnarzt brachte.

Der Grund, dass Steinhoff den Vogel nicht über Mach 1,3 brachte war, dass man am Vortag für spezielle Tests die Düse entsprechend einstellte, dass man damit nicht schneller fliegen konnte. Aber dazu unten mehr. Das hat man versucht Steinhoff zu erklären. Er wollte aber nichts wissen. Er hat sich stur gestellt und wollte nichts mehr hören. Selbst in Deutschland hat man versucht zu ihm durchzudringen, ohne Erfolg. Er hat alles abgeblockt. Es kam dann wie es kommen musste, man entschied sich für die F-104G und in Japan tat man das gleiche (zufällig). Und die Deutsche Entscheidung war der Türöffner für andere NATO Partner in Europa.

Und jetzt wird es interessant. Also die Geschichten hinter der Geschichte, die mich interessieren und die bekommt man nur von Leuten mit, die dabei waren. Mr. Grumman höchstpersönlich hat Meyer zu sich ins Büro gerufen und hat ihm durch die Blume gesagt, dass das nicht so schlimm sei, er habe ja was dazu gelernt. Meyer dachte schon, dass er gefeuert werde. Dann wurde er bei irgend einem Anlass von den Lockheed Leuten zu einem Gespräch eingeladen, wie es so in der Branche üblich ist. Man trifft sich und redet. Dabei haben die Lockheed Leute ihm eingestanden, dass er der härteste Mitbewerber war den sie je erlebt haben. Das aus dem Munde von Lockheed heißt schon was. Dann hatte er Gespräche mit Navy-Leuten. Die sagten ihm, dass es der Navy gar nicht gefallen hätte, wenn Grumman den Wettbewerb gewonnen hätte. Das hätte bedeutet, dass Grumman zu groß für die Navy geworden wäre und die Navy wollte lieber Firmen die klen genug waren um gemeinsam passende Flugzeuge zu entwickeln und das wäre mit einem größeren Grumman nicht mehr möglich gewesen. Danach hatte er ein Gespräch mit jemanden aus der Chefetage gleich hinter Mr. Grumman. Der erzählte ihm dann, dass Mr. Gumman nie die Absicht hatte den Deutschen die Super Tiger zu verkaufen (und somit wohl auch nicht den Japanern). Mr. Grumman war ja ständig im Austausch mit der Navy. Der wusste wie die Navy tickte.

Und da kommt die Geschichte mit Steinhoff wieder ins Spiel. Das ist jetzt eine gewagte These von mir. Wenn ein wichtiger Flug bevor steht, dann kann es nicht sein, dass man ein für einen Test modifiziertes Flugzeug ohne abschließende Überprüfung übergibt. Ich mag mich zwar weit aus dem Fenster lehnen, aber mich würde es nicht wundern, wenn Anweisung von oben kam den Vogel nicht wieder in den ursprünglichen Zustand zu bringen, damit er bei dem Test durch fällt. Damit hätte Mr. Grumman seinen Willen bekommen, ohne die Deutschen vor den Kopf stoßen zu müssen, dass er gar nicht wollte. Es kann auch nicht sein, dass es Grumman entgangen ist, dass Lockheed mit unlauteren Mitteln hinter den Kulissen agiert um ihre Starfighter zu verkaufen. Er hat sie gewähren lassen, ohne selbst noch einen drauf zu geben.

Andererseits hätte er das auch tun können und die Super Tiger einer anderen Firma übergeben können, wie später Northrop es mit der YF-17 an Mc Donnell gemacht hat um daraus die F-18 zu machen. Dann hätte Deutschland tatsächlich die Super Tiger bekommen, nicht von Grumman sondern vielleicht von Northrop oder LTV, statt der Starfighter und es hätte keinen Witwenmacherskandal gegeben, dafür vielleicht eine Grumman oder Northrop, oder LTV-Affäre, wer weiß, weil sie dann besser geschmiert hätten als Lockheed.

Jahre danach, kam Steinhoff als NATO Verbindungsoffizier in die USA. Und wie es so ist ruft man alte Bekannte an um sich zu nem Bier oder was ähnliches zu treffen. Steinhoff hat dabei Meyer gegenüber gemeint, dass er seine Entscheidung im Nachhinein bedauerte und er hätte doch lieber die Super Tiger kaufen sollen. Bang!

Das sind die Geschichten die mich interessieren. Man liest selten Sachen der Leute die Flugzeuge verkaufen. Nahezu immer bekommt man nur das was offiziell abläuft mit. Die Kämpfe der Firmen und der Personen im Hintergrund, die Menschliche Seite der Entscheider, bekommt man kaum mit und all die Beziehungen der Protagonisten untereinander. Da könnte man Dramen und Krimis schreiben.


Dann gab es die Frage was wäre wenn man eine Übergangslösung beschafft hätte.
Es gab keine Übergangslösung. Damals war man weltweit an der Schwelle von Unterschall zu Überschall. Sämtliche Luftwaffen ersetzten ihre Sabres und MiG-15/17 mit Überschallflugzeugen. Alle wichtigen Flugzeuge gab es damals mindestens in Prototypform, die bis in die 80er eine Rolle spielten. Es gab für die Luftwaffe nur die Option Überschall zu gehen. Und gleichzeitig musste es ein Ami-Flugzeug sein, wegen der nuklearen Teilhabe. Somit fielen alle Europäer aus. Die F-100 konnte es nicht sein, weil sie nicht allwettertauglich war. Die F-102 konnte es auch nicht sein, weil sie nicht als Nuklearbomber taugte. Es blieben nur Super Tiger und F-104G übrig. Diese beiden waren zu dem Zeitpunkt die einzigen realen Kandidaten, auch wenn sich Strauß noch so die Mirage gewünscht hätte. Man hätte ja auch noch paar Jahre länger mit Thunderstreaks herum gurken können. Danach wäre es dann die Phantom geworden, die man eh paar Jahre später als Zwischenlösung beschafft hat. Dann wäredie Phantom eben paar Jahre früher gekommen, als F-4C oder D, eingedeutscht. Man hätte sich also nur den Zwischenschritt mit Starfighter gespart und alles wäre gleich geblieben.


Scheiße, ist das lang geworden.
 
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