Das Russland der 90er Jahre hatte durchaus nichts (mehr) gegen die Unabhängigkeit so mancher ehemaliger Sowjetrepublik und deren Westanbindung einzuwenden - zum einen fehlte an allen Enden das Geld um das aktiv zu unterbinden und man hatte ja selber genug Probleme. Und bitte nicht vergessen - auch Russland wurde damals von westlichen Staaten regelrecht "geködert" diese doch bitte friedlich ziehen zu lassen da es ja im Gegenzug von der EU profitieren würde und die NATO ja eh' nur den Frieden will. Denn das es keine andere Option gab, hatte man zudem im Baltikum schnell bemerkt als selbst kleinere bewaffnete Aktionen (u.a. Senderbesetzungen) nicht mehr zum Erfolg gegen Straßensänger führten.
Na ja - immerhin konnte Russland in seiner frühen Zeit nach der Neugründung so kleinere und nicht wirklich ernste Versuche von Gebietsgouverneuren, kommenden Industriemagnaten und ehemaligen Parteivorsitzenden kleiner autonomer Gebiete unterbinden mal eben ein paar Hunderttausend Quadratkilometer Sibiriens als eigene Staaten zu etablieren... so eine riesige Fläche mit kaum Bevölkerung und ganz viel Öl bzw. Gas, Gold und Uran etc. versprach halt viel Gewinn und dank des (laut Trump nicht existierenden Klimawandels) wollte man ja die Rohstoffe über das Polarmeer exportieren. OK, westliche Politiker konnte man dafür nicht wirklich begeistern (denn damit wäre Russland langfristig ein Armenhaus geworden) aber aus der (Energie-)Wirtschaft und erzkonservativen Kreisen der USA gab es schon Interesse... aber nur leise und ganz, ganz vorsichtig so das diese (überwiegend innerrussische) Idee mangels potentieller Unterstützung schnell wieder aus dem Blick verschwand.
Ein geschwächtes Russland bereitete ja dem Westen auch keine Probleme - einzig um den Verbleib der Atomwaffen in anderen Nachfolgestaaten machte man sich Sorgen. Gerade im Fall der Ukraine ging dabei aber das westliche Ziel (Beseitigung weiterer Atommächte) über die Interessen der dortigen Bevölkerung hinweg - Russland wurde regelrecht in Budapest "überfahren" den ausgearbeiteten Vertrag anzuerkennen... immerhin gab man ihnen das "Trostpflaster" betr. der Weiternutzung Sewastopols als Kriegshafen, bot erneut Hilfen an (wobei der Westen hier mal wirklich Geld in die Hand nahm und Atomwaffen - u.a. der Ukraine - vernichtete und die EU die wirtschaftliche Zusammenarbeit verbesserte... sehr zum Nutzen so manchen russischen und nichtrussischen Oligarchen) ) und so nebenbei wurde in diesem Zeitraum auch die engere Westanbindung der baltischen Republiken aber auch Polens in NATO und EU in die Wege geleitet.
Für die Ukraine sprang bei diesem "Deal" kaum was raus außer der Anerkennung ihrer Grenzen, ein paar kleine Hilfen von der EU ("Zisch machte der Tropfen auf dem heißen Stein") und noch etwas Pachtgebühren für den Hafen in Sewastopol und für russische Gas- und Ölleitungen. So rechte Zusagen betr. ihrer großen russischen Minderheit verlangte man ihnen aber nicht ab und der Status der Krim bzw. die Interessen der dortigen Bevölkerung spielten beim Deal gar keine Rolle.
Die Krim, welche ja 40 Jahre zuvor noch zu Russland gehörte und im Rahmen eines "bloßen Verwaltungsaktes" von der russischen zur ukrainischen Sowjetrepublik (auf Wunsch der ukrainisch stämmigen UdSSR-Chefs Crustschows für den ein möglicher Zerfall der UdSSR nach 1954 unvorstellbar war) gewechselt war, erlebte in den Folgejahren eine echt turbulente Zeit. Da gab es - je nach Regierung in Kiew aber auch an der Spitze der Krim-Russen - echt einige Versuche der Unabhängigkeit, recht gute Autonomiezeiten, Aussetzung von Minderheitenrechten und so manche Abstufung dazwischen... also faktisch nach jeder neuen Wahl. Zwar sprachen sich die Bewohner der Krim wohl noch 1991 für die Unabhängigkeit von der UdSSR aus - also für die Ukraine (!) aber sehr schnell holte die Realität sie ein... immerhin wurde auch die Ukraine (wenn auch nicht so regelmäßig wie z.B. die baltischen Staaten) von der EU wegen ihrer Verstöße gegen grundlegende Minderheitenrechte ermahnt - gab es sogar nicht mal 2012/13 den Spruch, Russen wären die am meisten diskriminierte Gruppe in (Gesamt-)Europa (allein Zahlenmäßig vor Sinti/ Roma und Juden)?
Für die Ukrainer wiederum brachte die Krim auch nicht wirklich viel - so richtig viel Urlaub machten kaum viele Gäste, Industrie gab es nicht und letztendlich hatte man sehr viele immer unzufriedenere Russen... die Kosten lagen wohl nur knapp unter den Einnahmen wenn es am Ende um den Haushalt des nächsten Jahres ging und gerade in der frühen Phase der Ukraine gab es schnell wachsende Probleme mit der (russischen) Krimbevölkerung. Zwar konnte man - damals noch über Verhandlungen - einen offenen Konflikt vermeiden aber so richtig gefielen die zugesicherten Rechte des ukrainischen Ultranationalisten nicht und dauerhaft waren sie auch nicht.
Ab 2004 - der sog. "Orangenen Revolution" - war das Verhältnis der Ukrainer und Russen schon beschädigt - immerhin hatte man (und das mit viel westlicher Zustimmung) - aus Sicht der russischen Bevölkerung - "ihren" gewählten (wobei... so richtig "gewählt" war er ja doch nicht) Präsidenten aus dem Amt gehebelt. Zwar konnte dieser - auch dank des klaren Versagens der "Orangenen" (und auch der diesen zwar zugesagten aber ausgebliebenen westlicher Hilfe) in den nächsten Jahren - die Wahl dann später auch relativ ehrlich für sich entscheiden aber in diese Zeit von 2004-2014 fielen auch viele Streitpunkte mit Russland betr. der Krimnutzung, Gastransit u.a. mehr.
Tja... was folgte ist bekannt, über Fakten, Ursachen und Auswirkung streitet man sich seither - und je nach "Pro und Kontra" relativ erfolglos... und unversöhnlich, weitab jeglicher Kompromissbereitschaft und mitunter auch fern jeglicher Realität gestritten.
Für mich ist eine "Rückgabe" der Krim an die Ukraine (zur jetzigen Zeit) unrealistisch - im aktuellen Klima würde das bestenfalls zu offenen Widerstand der dortigen russischen Bevölkerung führen und von Seiten der Ukrainer vielleicht bis hin zur Massenausweisung aller "Verräter" (etc.) od. offener Gewalt.